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22.02.2024Bundesliga

Gegner-Check: „Der Auftakt für den richtigen Abstiegskampf“

Nach elf Spielen ohne Sieg hat der 1. FSV Mainz 05 am vergangenen Wochenende endlich wieder einmal gewonnen. Der Sieg gegen den FC Augsburg sorgte für Aufbruchstimmung bei den Rheinhessen, die sich unter ihrem neuen Chefcoach Bo Henriksen nun auch für das Duell beim Spitzenreiter am Freitagabend, 23. Februar (Anstoß: 20.30 Uhr), einiges vorgenommen haben. Der Gegner-Check.
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Position

Es war ein gelungener Einstand für den Neuen: Mit dem 1:0 gegen den FC Augsburg feierte der 1. FSV Mainz 05 am vergangenen Samstag unter Trainer Bo Henriksen den ersten Sieg im neuen Jahr und erst den zweiten Dreier überhaupt in der aktuellen Saison. Der Däne hatte am Karnevalsdienstag die Nachfolge von Jan Siewert angetreten, unter dem die Rheinhessen zuletzt elfmal in Folge nicht gewinnen konnten. Oft war dabei viel Pech im Spiel. Vier der vergangenen fünf Niederlagen gingen jeweils mit 0:1 verloren. „Was wir gebraucht haben, ist, dass der Schalter umgelegt wird“, sagte Sportvorstand Christian Heidel nach dem Schlusspfiff gegen Augsburg. „Das ist zum Glück jetzt erst einmal gelungen. Wir werden in den nächsten Wochen sehen, zu was das führt. Es ist ein Auftakt. Der Auftakt für den richtigen Abstiegskampf.“ Insbesondere die Emotionalität und positive Ausstrahlung des neuen Trainers habe viel zum ersehnten ersten Sieg seit dem 2:0 gegen RB Leipzig im November 2023 beigetragen.

Henriksen ist nach Bo Svensson und Jan Siewert nun bereits der dritte Chefcoach in der laufenden Saison. Er war seit Oktober 2022 Trainer beim FC Zürich, den er auf dem letzten Tabellenplatz übernommen hatte und schließlich vor dem Abstieg retten konnte. Zwischenzeitlich führte er den Schweizer Traditionsklub wieder auf Platz eins, zuletzt rangierte der FC Zürich unter dem Dänen auf Rang drei. Vor seiner Tätigkeit in der Schweiz war Henriksen in seiner Heimat tätig gewesen, wurde unter anderem mit dem FC Midtjylland dänischer Vizemeister und Pokalsieger. Nach seinem erfolgreichen Debüt zeigte sich der 49-Jährige hochzufrieden mit der Leistung seines Teams: „Ich bin stolz auf die Spieler. Sie haben alles gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Alle haben mit Vollgas gespielt, mit Energie, Leidenschaft, Emotionen gespielt und ohne Angst. Das ist für mich das Wichtigste. Der nächste Schritt muss sein, dass wir das jedes Mal tun.“

Gegen Augsburg dominierte Mainz fast über die gesamte Partie das Spielgeschehen. Innenverteidiger Sepp van den Berg hatte nach Vorarbeit von Ex-Bayer 04-Profi Nadiem Amiri per Kopf den entscheidenden Treffer erzielt (44.). Amiri selbst hätte kurz vor dem Pausenpfiff auf 2:0 erhöhen können, schoss einen Elfmeter aber nur an den Pfosten. Mit dem verdienten Sieg rückten die Mainzer bis auf einen Punkt an den 1. FC Köln und den Relegationsplatz heran.

Personal

Weil sich Innenverteidiger Andreas Hanche-Olsen im Spiel gegen Augsburg einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zugezogen hat, wird er seiner Mannschaft in Leverkusen fehlen. Für ihn kam am vergangenen Wochenende in der Schlussphase der Franzose Josuha Guilavogui aufs Feld. Der 33-Jährige ist auch eine Option für die Startelf an diesem Freitag. Die personelle Situation in Mainz bleibt freilich angespannt. Unter der Woche hat sich im Kader eine Grippewelle ausgebreitet, von der neben den Angreifern Jonathan Burkardt, Ludovic Ajorque und Marco Richter auch der ehemalige Leverkusener Danny da Costa sowie Co-Trainer Niko Bungert betroffen waren. Es bleibt abzuwarten, wer von den Spielern bis Freitagabend einsatzbereit ist. Zudem konnte Karim Onisiwo nicht das komplette Trainingsprogramm absolvieren, weil er gegen Augsburg einen Schlag auf den Oberschenkel abbekommen hatte. Weiterhin ausfallen werden FSV-Urgestein Stefan Bell (leichte Herzmuskelentzündung in Folge eines bakteriellen Infekts) und Stürmer-Talent Nelson Weiper (Aufbautraining nach Knie-OP). Immerhin kehrte Mittelfeldakteur Tom Krauß nach überstandenem Infekt zurück ins Mannschaftstraining.

Prunkstück

Dass die Mainzer auf dem Platz physisch ordentlich zur Sache gehen, gehört zur DNA des Klubs. Keine Mannschaft führt mehr Zweikämpfe pro Spiel als der FSV (118). Auch was Pressing-Sequenzen und Defensiv-Aktionen insgesamt betrifft, sind die Rheinhessen ligaweit spitze. Kein Wunder, dass Mainz erst 35 Gegentore schlucken musste – was angesichts von Tabellenplatz 17 relativ wenige sind. Die 05er liegen hier im Ranking immerhin auf Platz neun. Und in puncto Offensive hat Nadiem Amiri für viel Schwung gesorgt. Der 27-Jährige trug bis Ende Januar dieses Jahres noch das Trikot der Werkself. Seit seinem Wechsel nach Mainz war Amiri an 30 Schüssen direkt beteiligt (13 Torschüsse, 17 Schussvorlagen) und am vergangenen Wochenende einer der stärksten Mainzer. Gegen Augsburg zeigten die 05er viel von dem, was sie immer schon ausgemacht hat: Hohes Pressing, viele gewonnene zweite Bälle, Powerfußball, Attacke. Dass das entscheidende Tor per Kopfball fiel, war auch nicht ungewöhnlich. Mit acht Kopfballtreffern liegt der FSV hier unter den Top 5 der Liga.

Probleme

Auswärts sind die Mainzer in der laufenden Spielzeit bislang als einziges Team noch sieglos, saisonübergreifend sogar bereits seit 15 Spielen. Immerhin holten sie auf fremden Plätzen in dieser Saison bereits sechs Remis. Vor allem in der Offensive drückt nach wie vor der Schuh. Mit nur 17 erzielten Toren haben die Rot-Weißen die zweitwenigsten in der Liga erzielt. Nur der 1. FC Köln (15) kommt auf noch weniger Treffer. Keinem Mainzer Spieler sind bis dato mehr als zwei Tore gelungen. Karim Onisiwo, in der vergangenen Saison mit zehn Treffern erfolgreichster FSV-Torschütze, hat noch gar nicht eingenetzt, ist mit drei Assists aber bester Vorbereiter der Mainzer. Auch die Trefferquoten seiner Stürmerkollegen Ludovic Ajorque (2), Jonathan Burkardt (1) oder Marco Richter (1) sind ausbaufähig. Dabei mangelt es nicht an Möglichkeiten. Bei den abgegebenen Torschüssen liegen die Mainzer auf Platz sechs. Bei der Chancenverwertung allerdings haben sie die schlechtesten Werte in der Liga. Mit zwölf Aluminium-Treffern klebt ihnen auch ein wenig das Pech an den Schuhen. Selbst vom Punkt ist es in dieser Saison wie verhext: Sämtliche ihrer bisherigen vier Elfmeter verschossen die Mainzer.

Prognose

„Ich weiß, dass es ein schwieriges Spiel wird, das weiß jeder“, sagt Trainer Bo Henriksen vor der Aufgabe in der BayArena. Aber der Däne will auch dort „alles versuchen“ und sagt mit Blick auf die anstehende Partie: „Es wäre schön, wenn wir die Serie der Leverkusener beenden können. Wir fahren nicht dorthin, um nur zu verteidigen. Wir wollen auch angreifen und etwas mitnehmen.“ Hinsichtlich des weiteren Saisonverlaufs sei die Rechnung jetzt relativ einfach, sagt Sportvorstand Heidel. „Wir haben 15 Punkte. Um drin zu bleiben, brauchst du für die Relegation so etwa 30, 32 Punkte. Weil die oben so viele Punkte haben, brauchst du für den Nichtabstiegsplatz wahrscheinlich 36. Das ist viel und eine Quote ähnlich der wie 2021.“

Der Blick zurück dürfte den Rheinhessen Mut machen: Vor drei Jahren stand Mainz am 22. Spieltag ebenfalls auf Platz 17, hatte damals nur zwei Punkte mehr auf dem Konto als gegenwärtig. Und legte dann ein beeindruckendes letztes Saisondrittel hin, gewann sechs der restlichen zwölf Spiele, holte vier Remis und verlor nur zweimal. Der FSV gewann noch 22 Punkte und kletterte am Ende bis auf Rang zwölf. Schaffen die Mainzer erneut die Trendwende? Möglich ist ein vergleichbar starkes Finish definitiv auch in dieser Saison. Zumal gerade die kommenden fünf Heimspiele gegen Mönchengladbach, Bochum, Darmstadt, Hoffenheim und Köln keine unlösbaren Aufgaben sein sollten.

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