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19.12.2023Bundesliga

Gegner-Check: Bochum kommt immer besser in Fahrt

Nach großen Startschwierigkeiten läuft es für den VfL Bochum 1848 inzwischen sehr viel besser in der Bundesliga. Gegen den 1. FC Union Berlin zeigte das Team von Trainer Thomas Letsch am vergangenen Wochenende eine seiner stärksten Saisonleistungen. Am Mittwoch, 20. Dezember (Anstoß: 20.30 Uhr), ist der VfL zum Jahresabschluss in der BayArena zu Gast. Gegen die Werkself müssen die Blau-Weißen auf ihren besten Scorer verzichten. Der Gegner-Check.
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Position

Der VfL brauchte eine lange Anlaufzeit in dieser Saison. Erst am 10. Spieltag holten die Bochumer mit dem 2:1 bei Aufsteiger Darmstadt 98 ihren ersten Sieg. Schon seit dem 2:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 eine Woche zuvor, als den Rheinhessen erst in letzter Sekunde der Ausgleich gelang, ist aber ein klarer Aufwärtstrend an der Castroper Straße erkennbar. Aus den vergangenen sieben Partien holte der VfL zwölf seiner bislang 16 Punkte. Drei Siege, drei Remis, nur eine Niederlage (1:3 bei der TSG Hoffenheim) lautet die Bilanz seit Ende Oktober.

Beim 3:0-Erfolg am vergangenen Wochenende gegen den 1. FC Union Berlin zeigte Bochum wie schon zwei Wochen zuvor beim 3:1 gegen den VfL Wolfsburg erneut eine starke Leistung über die volle Spieldistanz. „Wir waren extrem griffig und aggressiv“, lobte Trainer Thomas Letsch seine Mannschaft, die wenig zuließ und ihre eigenen Chancen nutzte. „Wir haben heute einfach ein geiles Spiel gemacht, es war ein absolut verdienter Sieg aus meiner Sicht“, so Letsch. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Takuma Asano wuchtig zum 1:0 für die Bochumer getroffen. Zu Beginn der zweiten Hälfte schloss Goncalo Paciencia einen blitzsauberen Konter zum 2:0 ab, Kevin Stöger sorgte per Elfmeter in der 78. Minute für die Entscheidung. „Man hat heute gesehen, dass eine Einheit auf dem Platz steht und dass wir unbedingt gewinnen wollen“, sagte der Strafstoßschütze nach dem perfekten Heimabschluss in diesem Jahr. Mit dem dritten Saisonsieg kletterte der VfL in der Tabelle auf Rang 13 und hat zudem einen direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt auf Distanz halten können. Auch das Polster von sieben Punkten Vorsprung vor einem direkten Abstiegsplatz tut dem VfL gut, der inzwischen sogar wieder Anschluss ans Bundesliga-Mittelfeld hat. Der Abstand zum Neunten VfL Wolfsburg beträgt nur noch drei Punkte.

Personal

Im Mittelfeld wird Thomas Letsch am Mittwochabend definitiv umstellen müssen, denn Stammkraft Kevin Stöger fehlt gelbgesperrt. Der Österreicher war beim 3:0-Sieg gegen den 1. FC Union Berlin überragender Mann auf dem Platz, der neben seinem Tor auch noch das 1:0 vorbereitet hatte. Aber eben auch kurz vor dem Abpfiff noch seine fünfte Gelbe Karte sah. Stöger ist inzwischen mit vier Toren und drei Assists bester Scorer im Team. Für ihn könnte Matus Bero in die Startelf rücken. Der zweikampf- und laufstarke Slowake, im Sommer von Vitesse Arnheim gekommen, stand beim 3:1 gegen Wolfsburg erstmals nach zweimonatiger Verletzungspause wieder in der Anfangsformation. Fehlen wird den Bochumern in Leverkusen weiterhin Abwehrspieler Ivan Ordets, der wegen einer Oberschenkelverletzung in diesem Kalenderjahr nicht mehr spielen kann.

Prunkstück

Einsatzbereitschaft, Kampfgeist, Leidenschaft, Intensität: Das alles gehört seit jeher zur Bochumer DNA. Aber nur aufs Fighten will Thomas Letsch seine Mannschaft auch nicht reduzieren lassen. „Dass wir kicken können, hat jeder gesehen und dann kommen solche Spiele und Ergebnisse dabei raus“, stellte der Coach nach dem 3:0 gegen Union Berlin heraus. Angreifer Takuma Asano beispielsweise präsentiert sich seit Wochen in bestechender Form. Der japanische Nationalspieler ist mit fünf Treffern erfolgreichster Torschütze der Bochumer und kam bislang in allen 15 Ligaspielen zum Einsatz – ebenso wie Torhüter Manuel Riemann, Verteidiger Bernardo und der nun gelbgesperrte Mittelfeldspieler Kevin Stöger. Deutlich verbessert im Vergleich zur vergangenen Spielzeit und noch zur Anfangsphase dieser Saison präsentiert sich auch die Bochumer Defensive. Seit dem siebten Spieltag kassierte der VfL im Schnitt nur noch ein Gegentor pro Spiel.

Zu den wichtigsten Spielern im Team zählen Kapitän Anthony Losilla und Cristian Gamboa. Beide sind mit ihrer enormen Erfahrung und ihrem unbändigen Einsatz immer noch unverzichtbar. Losilla bestritt beim 1:3 in Sinsheim vor einer Woche sein 300. Ligaspiel für die Bochumer, davon 77 in der Bundesliga und 223 in der 2. Bundesliga. Der 37 Jahre alte Mittelfeldabräumer ist schlicht ein unkaputtbarer Dauerläufer. Gleiches gilt auch für Gamboa, der kürzlich 34 geworden ist. Der Verteidiger aus Costa Rica sei einer, „der immer vorangeht“, so VfL-Sportdirektor Marc Lettau. „Er ist ein absoluter Musterprofi, der sich nicht schont und trotz seiner intensiven Spielweise immer noch über eine erstaunliche Physis verfügt.“ Erstaunlich ist auch ein statistischer Wert: Keine Mannschaft hat im Kalenderjahr 2023 einen besseren Torquotienten nach Eckbällen als der VfL Bochum. 

Probleme

Im Sturmzentrum war Vorjahres-Torjäger Philipp Hofmann (9 Pflichtspiel-Treffer, 4 Assists) lange Zeit gesetzt. Aber in dieser Saison hat der 1,95-Meter-Hüne in 14 Pflichtspielen noch nicht getroffen. Weil auch Moritz Broschinski als Spitze bislang leer ausging, herrschte in der Offensive an den ersten zwölf Bundesliga-Spieltagen Tor-Flaute beim VfL. Nur der 1. FC Köln hatte bis dato weniger Treffer erzielt. Erst in den beiden vergangenen Heimspielen konnten die Bochumer auch in der Offensive richtig überzeugen und erzielten sechs Treffer. Vor allem der von Celta Vigo ausgeliehene Portugiese Goncalo Paciencia (3 Tore in 9 Spielen) kommt immer besser in Fahrt.

Prognose

Der VfL Bochum hat sich ein Stück weit aus dem Bundesliga-Keller befreien können. „Wir sind nicht gut in die Saison reingekommen“, weiß Marc Lettau. „Aber seit geraumer Zeit sind wir sehr stabil.“ Deshalb sieht der Sportdirektor die Mannschaft auf dem richtigen Weg und betont vor dem letzten Spieltag des Jahres noch einmal: „Wir haben nur ein Ziel, das ist der Klassenerhalt.“

Dass der VfL nun am Mittwoch auf seinen Spielmacher und Ideengeber Kevin Stöger verzichten muss, macht die Aufgabe in Leverkusen für die Blau-Weißen nicht gerade einfacher. „Ich hätte gerne gespielt gegen Bayer 04, weil es derzeit die beste Mannschaft ist in Deutschland“, sagt der 30-Jährige. „Ich hoffe, dass wir trotzdem irgendwie einen Punkt mitnehmen. Ich glaube, das wäre schon ein großer Erfolg für uns.“ Ähnlich sieht das auch der Sportdirektor. Man werde sich richtig was einfallen lassen müssen. „Das Trainerteam tüftelt an einer Lösung“, so Lettau. Man darf gespannt sein, wie diese aussehen wird.

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