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13.01.2025Bundesliga

Gegner-Check: Bei aller Euphorie will Mainz fokussiert bleiben

Der 1. FSV Mainz 05 knüpft im neuen Jahr nahtlos daran an, wo er vor der Winterpause aufgehört hat. Mit einem Sieg gegen den VfL Bochum 1848 setzten die Rheinhessen ihren Lauf in der Bundesliga fort und werden an diesem Dienstag, 14. Januar (Anstoß: 20.30 Uhr), mit entsprechend großem Selbstvertrauen auch in der BayArena antreten. Dabei muss der Tabellenfünfte allerdings auf einen ehemaligen Werkself-Profi verzichten, der in Mainz längst Leistungsträger ist. Der Gegner-Check.
Jonathan Burkardt vom 1. FSV Mainz 05

Position

Keine Frage, die Mannschaft von Trainer Bo Henriksen ist die Überraschungsmannschaft der Hinrunde. Mit dem 2:0-Erfolg gegen den VfL Bochum 1848 am vergangenen Samstag kletterten die Mainzer vorübergehend sogar auf Platz vier. Vom Fast-Absteiger der vergangenen Saison, der sich erst am finalen Spieltag retten konnte, zum Champions-League-Anwärter? Der FSV hat jedenfalls einen beeindruckenden Lauf und in den zurückliegenden Monaten eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Gegen Bochum fuhren die Rheinhessen den sechsten Sieg aus den vergangenen sieben Spielen ein. Was ist da passiert am Bruchweg? Zum einen hat der Trainer großen Anteil am Aufschwung. Bo Henriksen hat seit seiner Verpflichtung im Februar 2024 mit seiner emotionalen Art viel Energie freigesetzt. Unter dem 49 Jahre alten Dänen verdreifachten die 05er in den letzten 13 Spielen der Vorsaison ihren Punkteschnitt von 0,57 Punkten pro Partie auf 1,77. Seine Arbeit trug maßgeblich zum Klassenerhalt bei.

In der laufenden Saison brauchte Mainz eine Weile, um auf Touren zu kommen. Nach dem 9. Spieltag lag der Klub noch auf Rang 13. Dann aber startete der FSV durch. Auf den ersten Saison-Heimsieg gegen Dortmund (3:1) folgten weitere Dreier gegen Kiel (3:0) und Hoffenheim (2:0). Beim anschließenden 3:4 in Wolfsburg verlor Mainz die Partie unglücklich in der vierten Minute der Nachspielzeit. Endgültig aufhorchen ließ die Henriksen-Truppe dann mit dem 2:1-Heimsieg gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer FC Bayern, bei dem der Südkoreaner Jae-Sung Lee als Doppelpacker der Matchwinner war. Kurz vor Weihnachten legten die Rot-Weißen einen 3:1-Auswärtserfolg beim Tabellendritten Frankfurt nach. Und das, obwohl Nadiem Amiri schon früh die Rote Karte gesehen hatte und die Mainzer fast 75 Minuten in Unterzahl spielen mussten. Und nun also das 2:0 gegen den VfL Bochum. Kein berauschender Sieg, aber ein hochverdienter. „Wir haben da weitergemacht, wo wir aufgehört haben im letzten Jahr“, sagte Verteidiger Philipp Mwene. „Es war ein Arbeitssieg.“ Mittelstürmer Jonathan Burkardt war mit seinem vierten Doppelpack in dieser Saison nicht nur der entscheidende Mann. Der Neu-Nationalspieler schrieb auch Klubgeschichte. Denn das 1:0 war sein 34. Bundesliga-Tor für den FSV. Damit löste er Karim Onisiwo als Rekordtorschützen der 05er ab.

Personal

Apropos Onisiwo: In der kurzen Winterpause vermeldeten die Mainzer den Wechsel eines ihrer dienstältesten Spieler. Onisiwo, seit 2016 am Bruchweg aktiv (214 Bundesligaspiele, 33 Tore), zog es Anfang Januar in seine Heimat zu RB Salzburg. Der 32 Jahre alte Österreicher kam zuletzt nur noch selten beim FSV zum Einsatz und war hinter Jonathan Burkardt und FC Bayern-Leihgabe Armindo Sieb nur noch dritter Stürmer. Nach dem Abgang von Onisiwo suchen die Mainzer nun nach Aussagen von Trainer Bo Henriksen intensiv nach einem neuen Stürmer.

Auch im zentralen Mittelfeld könnte sich personell noch etwas tun. Sportdirektor Niko Bungert bestätigte nach dem Sieg gegen Bochum, dass man mit Lennard Maloney vom 1. FC Heidenheim 1846 „in guten Gesprächen“ sei. Maloney würde den Konkurrenzkampf im defensiven Mittelfeld verstärken. Dort sind bislang der ehemalige Leverkusener Nadiem Amiri und der japanische Nationalspieler Kaishu Sano gesetzt. Beide spielen eine herausragende Saison. Amiri absolvierte zwischen 2019 und Ende Januar 2024 insgesamt 146 Pflichtspiele für die Werkself. Seit einem Jahr trägt der 28-Jährige nun das rot-weiße Trikot und hat sich in Mainz auf Anhieb zu einem Führungsspieler und Antreiber entwickelt. Aber: Nach seiner Rotsperre aus dem Spiel in Frankfurt vor der Winterpause wird Amiri seiner Mannschaft wie bereits gegen Bochum auch in der BayArena noch einmal fehlen.

Zwei weitere Ex-Leverkusener sind hingegen einsatzbereit: Dominik Kohr (30) und Danny da Costa (31). Beide kommen aus der Bayer-Jugend. Kohr ist in Mainz vom defensiven Mittelfeld-Abräumer zu einem ebenso kompromisslosen Innenverteidiger umfunktioniert worden. Auch da Costa war zuletzt in der Dreierkette gesetzt. Ebenso wie der erfahrene Stefan Bell (33). Als Schienenspieler haben Anthony Caci (rechts) und Philipp Mwene alle bisherigen 16 Bundesligaspiele absolviert. In der Offensive spielt Jonathan Burkardt groß auf. Mit zwölf Treffern rangiert der deutsche Nationalspieler in der Torschützenliste hinter Harry Kane (15/München) und Omar Marmoush (14/Frankfurt) auf Platz drei.

Probleme

Das Toreschießen ist auf wenige Schultern verteilt beim FSV. Nur sechs Spieler erzielten die 30 Treffer für Mainz. Neben den Offensivkräften Jonathan Burkardt (12), Jae-Sung Lee, Paul Nebel (jeweils 5) und Armindo Sieb (2) trafen nur noch Nadiem Amiri (3) und Maxim Leitsch (1). Zudem gab es zwei Eigentore der Gegner. Nach dem Weggang von Stürmer Karim Onisiwo ist vorne noch einmal Qualität weggebrochen. Der ohnehin relativ kleine Kader wird wohl Verstärkung benötigen. Zumal, wie Trainer Henriksen weiß, „es in den nächsten Spielen vermehrt zu Gelbsperren kommen wird“. Denn der FSV kommt auch in dieser Saison wieder über seine physische Stärke, führt viele Zweikämpfe. Sieht aber auch viele Karten. Dominik Kohr wurde bereits achtmal verwarnt, so oft wie kein anderer Bundesliga-Profi. Nadiem Amiri wurde als einziger in der Liga bereits einmal mit Gelb-Rot und einmal mit Rot vom Platz gestellt.

Prunkstück

Erst 20-mal musste Torhüter Robin Zentner in der aktuellen Saison den Ball aus dem Netz holen. Nur der FC Bayern (13) hat noch weniger Gegentore kassiert. In den vergangenen acht Partien fingen sich die 05er nur sechs Treffer, viermal spielten sie zu Null. Dass die Rheinhessen die zweitbeste Defensive der Liga stellen (gemeinsam mit Leipzig und St. Pauli), liegt freilich nicht nur an Zentner. Die ganze Mannschaft verteidigt mit viel Leidenschaft und großem Kampfgeist. Eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat sie das unter anderem beim Unterzahl-Sieg in Frankfurt. Sportvorstand Christian Heidel war stolz auf die Truppe: „Wir haben das mit zehn Mann bei einer Spitzenmannschaft verteidigt. Dieses Gefühl geht momentan durch den ganzen Verein: Alles dafür zu tun, um erfolgreich zu sein. Diese Euphorie in der Mannschaft und im Verein, das Motto 'Niemals Aufgeben', das wir letztes Jahr kreiert haben, ist in den Köpfen der Spieler verankert.“

Aber nicht nur die Defensivarbeit funktioniert hervorragend. Auch offensiv zählen die Rheinhessen mit ihren 30 Toren zu den Top 5 der Liga. Abheben werden sie trotz all der positiven Zahlen nicht. „Bei uns spricht intern niemand davon, in die Champions League zu wollen“, sagt Sportdirektor Niko Bungert. „Es ist noch mehr als die Hälfte der Saison zu spielen. Alle sind sich bewusst, dass es darauf ankommt, jetzt nicht irgendwelche Traumschlösser zu bauen, sondern fokussiert zu bleiben.“

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