Die Krux mit Düs­sel­dorf – Heim ohne Vor­teil

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Mittwoch spielt Bayer 04 um Bundesliga-Punkte in Düsseldorf. Das hat die Werkself vor zehn Jahren sogar mal recht ausgiebig getan, gleich achtmal an der Zahl. Doch im Unterschied zu morgen war sie damals nicht auswärts unterwegs. Der Ausbau der BayArena zwang den Verein für die Heimspiele der Rückrunde 2008/09 ins Exil. Eine Liebesbeziehung wurde es nicht zwischen Werkself und der damaligen LTU Arena, wie diese Folge unserer Serie „40 Jahre Bundesliga“ aufzeigt.

Einiges war neu in jener Spielzeit 2008/09. Bayer 04 war in der vorherigen Saison durch eine 0:1-Heimniederlage gegen Werder Bremen am 34. und letzten Spieltag vom vierten auf den siebten Platz abgestürzt – verpasste internationale Qualifikation inklusive! Das kostete Trainer Michael Skibbe in der Sommerpause den Job, Bruno Labbadia, der vom Zweitligisten Greuther Fürth losgeeist wurde, übernahm.

Bereits vor dem ersten Anpfiff in 2008/09 war eines klar: Für die Werkself würde es eine Saison mit Handicap werden. Weil die BayArena ausgebaut wurde und diese Erweiterung der Kapazitäten während des laufenden Spielbetriebs vorgenommen wurde, bestritt Bayer 04 seine Heimspiele in der Hinrunde auf einer Baustelle, inmitten von Kränen, Baggern und Gerüsten. In der zweiten Serie gar – das ließ sich wegen des komplizierten Baus der Dachkonstruktion und der Oberränge gar nicht vermeiden – würde die Werkself nach Düsseldorf ausweichen müssen. Sportlich natürlich eine gravierende Einschränkung!

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Vorstellung im Exil: Bayer 04-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser (2.v.l.) und Kommunikationschef Meinolf Sprink (l.) bei der Pressekonferenz in Düsseldorf im November 2008 mit Fortunas Vorstandsvorsitzendem Peter Frymuth und dem inzwischen verstorbenen Manager Wolf Werner

Die Befürchtungen indes, Teile der Fans könnten die 50 Kilometer Anreise nach Düsseldorf scheuen, waren in der Rückschau sicherlich noch das geringste Übel. Die Zuschauerzahlen in der LTU-Arena konnten sich sehen lassen, vor allem wirtschaftlich. Die Fortuna spielte zu der Zeit in der 3. Liga, da hofften die Bayer 04-Verantwortlichen auch auf das Interesse „neutraler“ Zuschauer am Spielbetrieb im Oberhaus. Von den acht Bundesliga-„Heimspielen“ in der Liga waren dreimal (gegen den HSV, Bremen und Gladbach) mehr als 40.000 Zuschauer im Stadion. Und im Pokalspiel gegen die Bayern waren es sogar 50.000 Freunde des spektakulären Fußballs, die einen 4:2-Sieg der Werkself erlebten – es war ganz gewiss der freudigste Leverkusener Moment überhaupt in der Landeshauptstadt. Doch auch wenn die Kassen klingelten, blieben auf dem Platz Punkte ein flüchtiges Vergnügen. Bayer 04 fremdelte in diesem Stadion in Stockum, und zwar gewaltig. Da half es auch nichts, dass der Kabinentrakt extra für die Spiele mit Fotos der Werkself-Profis dekoriert wurde.

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Sportlich hatte die Werkself im Sommer wertvolle Unterstützung erhalten. Patrick Helmes kam vom Nachbarn 1. FC Köln und sollte sich mit 21 Treffern als mit Abstand wirkungsvollster Schütze erweisen, dazu waren mit dem hochveranlagten Renato Augusto und Henrique auch zwei neue Brasilianer im Kader. Das von attraktiver Angriffspower geprägte Spielsystem von Labbadia griff auch in der Hinrunde, die Bayer 04 aussichtsreich auf dem fünften Platz abschloss: Es gab ein 5:2 gegen den damaligen Spitzenreiter Hoffenheim, ein 4:0 gegen Hannover mit drei Helmes-Toren, dazu vier 2:0-Siege in Serie in Frankfurt, gegen Köln, in Bremen und gegen Wolfsburg. Platz fünf nach der Hinrunde mit nur drei Zählern Rückstand auf die Spitze ließ allen Raum für berechtigte Hoffnungen.

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In Düsseldorf wurde gespielt, an der BayArena gebuddelt und gebaggert.
Mensch, bin ich froh, wenn wir hier weg sind

In der Rückrunde wechselte zudem Ausnahmetalent Toni Kroos von den Bayern auf Leihbasis zu Bayer 04. Doch dann kam Düsseldorf – wo sich für die Werkself eine Enttäuschung an die andere reihte. Acht „Heimspiele“ in der Bundesliga, siebenmal in Folge kein Sieg, drei Pleiten, vier Remis. Als es gegen Arminia Bielefeld am 31. Spieltag nach einem ziemlich kümmerlichen Auftritt nur zu einem mageren 2:2 langte, brachte Stefan Kießling die Stimmung im Team treffend zum Ausdruck: „Mensch, bin ich froh, wenn wir hier weg sind!“

 

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Ein großer und bewegender Moment: Bernd Schneider kommt für Toni Kroos und bestreitet seine letzten Minuten als Profi.

Erst im letzten – sportlich bedeutungslosen – Duell in Düsseldorf am 33. Spieltag gelang ein Erfolg. Das 5:0 gegen Borussia Mönchengladbach ist den 43.000 Augenzeugen vor allem deshalb in bleibender Erinnerung geblieben, weil sich ein komplettes Stadion einschließlich der Fohlen-Fans vor Bernd Schneider nach dessen Einwechselung in der Schlussphase verneigte, nachdem „Schnix“ wegen seines Bandscheibenvorfalls im Halswirbelbereich die gesamte Saison verpasst hatte und nun sein Comeback nach über einem Jahr feierte. Später wusste man: Es waren die letzten Pflichtspiel-Minuten des großartigen Bayer 04-Ehrenspielführers, der im folgenden Spiel in Cottbus und im DFB-Pokalfinale in Berlin gegen Bremen von Labbadia nicht mehr berücksichtigt wurde und danach seine Karriere beendete – ein Jahr vor dem eigentlichen Vertragsende, weil der Körper nicht mehr mitspielte.

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Unsere Rückrunde war katastrophal

Am Ende der Saison stand Platz neun für Bayer 04, eine krasse Enttäuschung. „Unsere Rückrunde war katastrophal“, konstatierte Keeper René Adler. Was sicher nicht nur an Düsseldorf lag. Die Zahlen indes sind eindeutig: Hinrunde 2008/09 mit Heimspielen in Leverkusen 32 Punkte, Rückserie mit Heimspielen in Düsseldorf 17 Zähler. Und: Die Werkself holte in dieser Spielzeit auswärts (26) mehr Punkte als daheim (23)!

Das sah in der folgenden Saison 2009/10 schon wieder ganz anders. Auf gewohntem Terrain in Leverkusen und unter Jupp Heynckes, der nach der Trennung von Labbadia im Sommer das Traineramt übernahm, wurde Bayer 04 daheim schnell wieder zu einer Macht. Die Premiere in der mit einem Oberrang auf 30.210 Zuschauer ausgebauten und runderneuerten BayArena brachte am 15. August 2009 nach einem Treffer von Stefan Kießling einen 1:0-Erfolg gegen die TSG Hoffenheim. Die Werkself war nach einem halben Jahr in der Fremde endlich wieder in ihrem „Wohnzimmer“ angekommen. Und die Bilanz der Heimspiele konnte sich bestens sehen lassen: Mit 38 Punkten auf eigenem Platz gab es eine prima Quote, die in jener Spielzeit lediglich von den Bayern (40) noch übertroffen wurde.

Hier gibt es das Video von Bernd Schneiders letztem Spiel:

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