Schon fünf Minuten vor dem Anpfiff gab es den ersten Gänsehautmoment: Die Fans der Werkself hatten sich für Stefan Kießling eine fantastische und bewegende Choreografie einfallen lassen, mit der sie ihr Idol noch einmal gebührend vor seinem letzten Spiel feierten. Wenig später wurde „Kies“ offiziell von Geschäftsführer Michael Schade und Sportdirektor Rudi Völler verabschiedet - ebenso wie Mittelfeldspieler Vladlen Yurchenko, der den Verein verlässt.
Dann ging’s los im Hexenkessel BayArena. Die Fans hatten das Motto #FinallyRed mal wieder beeindruckend umgesetzt und das ganze Stadion in Rot getaucht - wozu auch die von Bayer 04 auf jedem Platz verteilten Stefan-Kießling-Shirts ihren Teil beitrugen.
Cheftrainer Heiko Herrlich musste nur auf den weiterhin verletzten Joel Pohjanpalo und den Gelbgesperrten Kevin Volland verzichten. Im Vergleich zur Partie in Bremen veränderte Herrlich sein Team auf drei Positionen: Die wiedergenesenen Lars Bender und Jonathan Tah rückten für Panos Retsos und Dominik Kohr in die Startelf, Lucas Alario spielte für Kevin Volland im Sturmzentrum. Der zuletzt ebenfalls angeschlagene Sven Bender nahm auf der Bank Platz.
Die Werkself machte von der ersten Sekunde an mächtig Dampf und ließ nicht den geringsten Zweifel daran aufkommen, dass sie hier und heute alles für einen Sieg gegen Hannover in die Waagschale werfen würde. Die Ausgangslage war klar: Ein 5:0-Sieg würde in jedem Fall für die Champions League reichen, bei allen anderen Ergebnissen kam es auf das Resultat zwischen Hoffenheim und Dortmund an.
Und Bayer 04 begann furios. In der dritten Minute schickte Charles Aránguiz mit einem Traumpass Lucas Alario auf die Reise, der Argentinier nahm den Ball mit und drosch ihn aus spitzem Winkel zum 1:0 in die Maschen. Ein perfekter Start für die Gastgeber, die schon drei Minuten später die große Chance hatten, auf 2:0 zu erhöhen. Nach einem Foul von Maier an Julian Baumgartlinger entschied Schiedsrichter Guido Winkmann auf Elfmeter, Wendell lief an und schoss den Ball flach neben den rechten Pfosten (6.). Schade!
Aber die Werkself hielt das Tempo extrem hoch, ließ Hannover kaum Luft und zwang die Gäste zu Fehlern. So nutzte Lucas Alario einen kapitalen Bock von Ostrzolek, erlief sich dessen zu kurz geratenen Rückpass, umkurvte 96-Keeper Esser und schob zum 2:0 ein (18.). Der neunte Saisontreffer des Argentiniers. Wenig später musste Julian Baumgartlinger ausgewechselt werden - der defensive Mittelfeldspieler hatte sich kurz zuvor nach einem rüden Einsteigen von Hübers verletzt. Dominik Kohr kam für den Österreicher. Und es ging weiter nur in eine Richtung, nämlich in die von Hannovers Torhüter Esser. Erst nach einer halben Stunde kamen die Gäste zu ihrer ersten Chance - Harnik brachte den Ball nach Flanke von Füllkrug aus kurzer Distanz aber nicht aufs Tor (30.).
Danach wieder Bayer 04 mit den nächsten guten Möglichkeiten durch Aránguiz (31.) und Julian Brandt (32.), für den der Winkel beim Abschluss etwas zu spitz geworden war. Kai Havertz scheiterte mit einem verdeckten Flachschuss aus elf Metern an Esser (35.). Es blieb beim Einbahnstraßenfußball - und beim 2:0 bis zum Halbzeitpfiff. „Wir machen ein super Spiel bisher - aber ein 3:0 vor der Pause wäre nicht schlecht gewesen“, sagte der gesperrte Kevin Volland im Halbzeitinterview mit Sky.
In der zweiten Halbzeit knüpfte die Werkself da an, wo sie in der ersten Hälfte aufgehört hatte: Sie setzte Hannover pausenlos unter Druck und erarbeitete sich Chance um Chance. Zweimal flankte Leon Bailey von rechts, zweimal kam Alario zum Kopfball, konnte aber nicht genügend Druck hinter die Kugel bringen (50./52.). Dann setzte Kapitän Lars Bender mit einem genialen Pass Julian Brandt in Szene, der völlig frei vor Esser die Nerven behielt und eiskalt zum 3:0 abschloss (55.). Die Werkself machte jetzt mit den Gästen was sie wollte. Das vierte Tor lag mehrfach in der Luft, weil Brandt (59.) und Havertz (60.) weitere Hochkaräter hatten. 23 Torschüsse standen nach einer Stunde für die Werkself zu Buche - nur deren zwei für Hannover.
Und es ging weiter mit den nächsten dicken Chancen. Alarios Schuss auf Zuspiel von Havertz wurde von einem Hannoveraner abgeblockt (68.). Genügend Möglichkeiten für zwei weitere Treffer, die zu Platz vier gereicht hätten, waren da. Aber die Werkself nutzte sie nicht. Schwarz-Rot mobilisierte noch einmal alle Kräfte, Bellarabi kam für Aránguiz (74.) und damit zu seinem 150. Bundesliga-Einsatz. Schließlich brachte Heiko Herrlich auch noch Stefan Kießling für Lars Bender ins Spiel (83.) - und Kies wollte in seinem 403. Bundesligaspiel eigentlich gleich zum Elfmeter antreten, weil Schiedsrichter Winkmann unmittelbar zuvor nach einem Zweikampf zwischen Bebou und Bellarabi zunächst auf Strafstoß entschieden, diese Entscheidung nach Videobeweis aber wieder zurückgenommen hatte. Eine kuriose Situation.
In den Schlussminuten musste die Werkself dann ihrem aufopferungsvollen Kampf und dem hohen Tempo Tribut zollen. Füllkrug (90.+2) und Harnik (90.+4) trafen in der Nachspielzeit noch für Hannover. Nach dem Schlusspfiff ließen sich die Bayer 04-Profis zunächst enttäuscht auf den Boden fallen. Weil Hoffenheim mit 3:1 gegen Borussia Dortmund gewann, reichte es am Ende für die Werkself nicht mehr für die Champions League. Als Fünfter - punktgleich mit dem Vierten Dortmund und dem Dritten Hoffenheim - ist Bayer 04 aber in der kommenden Saison wieder für die Europa League qualifiziert.
Dann gab’s noch mal bewegende Momente, als Stefan Kießling sich auf seine Ehrenrunde begab. Die Nummer 11 der Werkself war sichtlich gerührt und musste sich seiner Tränen nicht schämen, als er sich von den Fans verabschiedete, die ihren Kies mit Ovationen feierten.
Die Statistik:
Bayer 04: Leno – L. Bender (83. Kießling), Tah, Jedvaj, Wendell – Baumgartlinger (23. Kohr), Aránguiz (74. Bellarabi) - Bailey, Havertz, Brandt – Alario
Hannover 96: Esser - Korb, Hübers, Elez (46. Bebou), Ostrzolek - Fossum (74 Albornoz), S. Sané - Maier (63. Maina), Bakalorz - Harnik, Füllkrug
Tore: 1:0 Alario (3.), 2:0 Alario (18.), 3:0 Brandt (55.), 3:1 Füllkrug (90.+2), 3:2 Harnik (90.+4)
Schiedsrichter: Guido Winkmann (Karken)
Gelbe Karten: Jedvaj, Kohr - Hübers, Ostrzolek
Zuschauer: 30.210
Besondere Vorkommnisse: Wendell verschießt einen Foulelfmeter (6.)
Zwei Keeper, viele Fragen: Werkself-Kapitän Lukas Hradecky und U19-Torhüter Jesper Schlich besuchten am Mittwochnachmittag die Kinder-Pressekonferenz der BarmeniaGothaer in Kooperation mit dem Bayer 04-Löwenclub. Dabei stellte sich das Duo im Pressekonferenzraum der BayArena den interessanten und teils außergewöhnlichen Fragen der rund 50 anwesenden wissbegierigen Nachwuchs-Journalisten.
Mehr zeigenNach der Rückreise aus Hamburg und einem trainingsfreien Ostermontag arbeiteten die Werkself-Profis am Dienstagvormittag wieder auf dem Trainingsplatz an der BayArena. Im Anschluss an die Einheit gab sich Amine Adli in einer Medienrunde kämpferisch im Hinblick auf die verbleibenden vier Partien, darunter das kommende Heimspiel gegen den FC Augsburg (Samstag, 26. April, 15.30 Uhr): „Wir werden alles geben, um die Saison so erfolgreich wie möglich zu beenden!“
Mehr zeigenAußenverteidigerin Janou Levels wird Bayer 04 Leverkusen am Saisonende verlassen. Die 24-Jährige macht von ihrer Ausstiegsklausel Gebrauch und wechselt zum Bundesliga-Konkurrenten VfL Wolfsburg. Dort unterschrieb sie einen Dreijahresvertrag.
Mehr zeigenNach der historisch erfolgreichsten Saison der Klub-Geschichte im vergangenen Jahr steht die Werkself bei den Laureus World Sports Awards 2025 in der Kategorie „Laureus World Breakthrough of the Year“ zur Wahl. Bei der Preisverleihung am heutigen Montag, 21. April, vertreten die Bayer 04-Geschäftsführer Fernando Carro und Simon Rolfes den Deutschen Doublesieger vor Ort im eindrucksvollen Palacio de Cibeles in Madrid. Als Moderator fungiert der Hollywood-Schauspieler und -Filmproduzent Andy Garcia.
Mehr zeigenZwar ist Bayer 04 inzwischen seit 32 Bundesliga-Auswärtsspielen ungeschlagen (zweitlängste Serie der Bundesliga-Historie), nach dem 1:1-Remis beim FC St. Pauli übten Spieler und Trainer aber Selbstkritik. „Die Leistung, die wir bringen, ist einfach nicht gut genug“, betonte im Nachgang etwa Torschütze Patrik Schick. Der Werkself Nachdreher zur Sonntagabend-Partie im Millerntor-Stadion.
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