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30.11.2019Bundesliga

2:1 bei den Bayern – Werkself fightet sich zum Coup

Bayer 04 hat den imposanten Lauf des FC Bayern beendet und mit einer herausragenden kämpferischen Leistung 2:1 (2:1) in der Allianz-Arena gewonnen. Leon Bailey erzielte nach Vorarbeit von Kevin Volland beide Treffer zum vierten Leverkusener Sieg in der Bundesliga-Geschichte in München (10./36.), Thomas Müller hatte zwischenzeitlich ausgeglichen (34.). Jonathan Tah sah in der Schlussphase die Rote Karte (81.), die Bayern trafen gleich dreimal nur Pfosten und Latte.
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Kevin Volland stand die Freude nach Abpfiff ins Gesicht geschrieben. „Hinten raus hatten wir natürlich auch einige Male richtig Glück, aber vor allem in der ersten Halbzeit haben wir es klasse gemacht. Wir haben es letzte Woche gegen Freiburg auch erlebt, dass wir viele Chancen nicht genutzt haben. Jetzt fahren wir voller Freude nach Hause“, sagte der Stürmer. Sven Bender, einer von vielen Türmen in der Schlacht, sagte: „Es war extrem schwer für uns, die Führung zu behaupten gegen einen drückenden Gegner. Aber wir haben leidenschaftlich gekämpft, auch das können wir. Wir hatten bislang oft kein Glück in dieser Saison, das haben wir diesmal zurückbekommen.“

Bayer 04 lief in München auf drei Positionen verändert im Vergleich zur Begegnung in der Champions League bei Lokomotive Moskau auf: Kapitän Lars Bender rückte für Panos Retsos auf die rechte Seite der Viererkette, im zentralen defensiven Mittelfeld übernahm Julian Baumgartlinger den Part von Kerem Demirbay und in der Offensive spielte Nadiem Amiri für Karim Bellarabi. Für Kai Havertz reichte es noch nicht wieder für die Startformation, dafür saß der Nationalspieler nach überstandenem Muskelfaserriss im Oberschenkel aber zumindest wieder auf der Bank. Gleiches galt für den niederländischen Linksverteidiger Daley Sinkgraven nach langwieriger Muskel-Sehnen-Verletzung.

Dass die Bayern unter Hansi Flick in den vergangenen Wochen zu beeindruckender Stärke und breiter Brust zurückgefunden haben, belegen die nackten Zahlen: vier Spiele, vier Siege, 16:0 Treffer – eine Serie, die Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nach dem 6:0 in der Champions League unter der Woche bei Roter Stern Belgrad als „langsam ungeheuerlich“ bezeichnete und Bayer 04-Sportgeschäftsführer Rudi Völler vor dem Spiel zu dieser Einschätzung gelangen ließ: „Wir wollen uns teuer verkaufen und etwas mitnehmen, aber dafür müssen schon alle eine Topleistung bringen.“

Bailey kann's auch mit dem Rechten

Die Werkself begann auch beim Rekordmeister wie die Werkself: mutig, mit hohem Verteidigen und frühem Attackieren des Gegners schon an und in dessen Strafraum. Dass die Bayern aber die Bayern sind und nicht irgendein Gegner, zeigte sich auch recht schnell: Nach weitem Pass in die Schnittstelle ging Serge Gnabry auf und davon, traf allein vor Lukas Hradecky bei seinem Schuss aufs kurze Eck aber nur den Pfosten (9.). Im Gegenzug war die schöne Bayern-Serie ohne Gegentor unter Hansi Flick dahin: Nach einem Ballgewinn von Moussa Diaby gegen Davies spielte Kevin Volland hervorragend in den Lauf von Leon Bailey, der die Kugel aus 16 Metern mit rechts punktgenau flach im Eck zur Führung für Bayer 04 versenkte (10.). Zwei Schüsse von Diaby packte sich Neuer sicher (14./15.).

Wendells fantastische Rettungstat

Dann eine sensationelle Szene von Wendell: Mit einer heldenhaften Grätsche gegen Thomas Müller verhinderte der Brasilianer den beinahe sicheren Ausgleich, nachdem Lukas Hradecky bereits ausmanöviert war (18.). Kurz zuvor hatte der Bayer 04-Keeper mit der Brust einen Versuch von Gnabry aus spitzem Winkel pariert. Für den nächsten Aufreger sorgte Perisic mit einem Knaller an die Querlatte, allerdings hatte der Kroate knapp im Abseits gestanden (22.). Auf der anderen Seite setzte Moussa Diaby zu einem Solo an und zog ab, Neuer hatte alle Mühe mit dem scharf getretenen Ball (25.).

Bayer 04 hatte Kimmich als den Taktgeber der Bayern im Aufbauspiel ausgemacht, Nadien Amiri nahm sich recht erfolgreich der Aufgabe an, dem Bayern-Profi sofort auf den Füßen zu stehen und dessen Passspiel zu unterbinden. Die Werkself war griffig, setzte ständig Nadelstiche und nervte die Bayern mit Zweikampfstärke und schnellem Umschaltspiel. Selten, dass die Münchner mal so rasant durchkamen wie nach einer guten halben Stunde, als Gnabry nach Vorarbeit von Davies aus 18 Metern übers Leverkusener Tor knallte (31.). Im Anschluss an einen Einwurf für Bayer 04 gelang den Hausherren der Ausgleich: Sven Bender fälschte den Linksschuss von Thomas Müller noch leicht ab, Lukas Hradecky hatte das Nachsehen (34.).

Volland auf Bailey – das klappt erneut

Die Werkself zeigte sich davon nicht im Geringsten erschüttert. Exakt 113 Sekunden nach dem Ausgleich lagen die Leverkusener wieder vorn: Aus der eigenen Hälfte ging's ganz flott nach vorn, Volland spielte Leon Bailey in den Lauf, der Jamaikaner spielte gegen Martinez seinen Tempovorteil aus und traf – diesmal mit seinem starken Linken – ins lange Eck zum 2:1 (36.). Unmittelbar vor der Pause schien der erneute Ausgleich nicht mehr abzuwenden, als drei Bayern allein aufs Tor zuliefen, Gnabry vor Hradecky quer auf Perisic legte, doch Lars Bender kam angestürmt und verhinderte mit einer Monstergrätsche – ähnlich wie zuvor schon Wendell – ein sicher scheinendes Tor für die Münchner (45.). Der Bayer 04-Kapitän feierte seine unfassbare Rettungstat emotional mit geballter Faust wie einen Torerfolg.

Amiri scheitert an Neuer

Nach dem Wechsel hatten die Bayern gleich die erste Chance: Glück für die Werkself, dass der Kopfball von Goretzka um hauchdünn am Pfosten vorbeistrich (46.). Doch auch Bayer 04 war sofort wieder drin im Spiel: Diaby versetzte Davies und passte nach innen, Amiri grätschte in den Ball und brachte ihn flach vors Tor, doch Neuer parierte hervorragend (51.) – das hätte schon der dritte Streich sein können für die Leverkusener! Bayer 04 verdichtete das Zentrum sehr geschickt, es war aber der Klasse der Bayern geschuldet, dass sie dennoch zu Möglichkeiten kamen wie beim Volleyschuss von Perisic aus kurzer Distanz, der über den Kasten rauschte (58.). Oder wie bei der Doppelchance für Lewandowski und Müller, wobei Lukas Hradecky beide Male in sensationeller Manier abwehrte (60.). Danach war für den angeschlagenen Doppeltorschützen Leon Bailey und Wendell Schluss, für sie kamen Karim Bellarabi und Daley Sinkgraven ins Spiel (63./64.).

Die Bayern erhöhten jetzt noch einmal die Schlagzahl, doch auch Bayer 04 blieb jederzeit gefährlich und extrem angriffslustig. Diaby, jetzt links unterwegs, ging allen Bayern von der Fahne, doch Neuer rettete im kurzen Eck per Fuß gegen den flinken Franzosen (66.). Volland wurde nach Bellarabis Flanke gerade noch geblockt (68.), Amiri traf ins Tor, aber aus Abseitsposition (69.). Als Manuel Neuer einen weiten Ausflug bis fast an die Mittellinie unternahm, fehlte nicht viel, und Moussa Diaby hätte profitieren können (70.).

Tah mit Rot vom Platz

München brachte in Coman und Coutinho zwei frische Kräfte für die Abteilung Attacke. Doch die nächste Gelegenheit hatten erneut die Gäste, als Bellarabi nach einem vielversprechenden Konter klar übers Tor schoss (75.). Dann bemühte Bayer 04 noch mal das Glück, als ein Kopfball von Goretzka an den Pfosten klatschte (77.). Charles Aránguiz humpelte kurz darauf angeschlagen vom Platz und wurde von Kerem Demirbay abgelöst (80.). Danach ging es für Bayer 04 in Unterzahl weiter, Schiedsrichter Winkmann zeigte Jonathan Tah nach einer Aktion kurz vor dem Strafraum gegen Coutinho glatt Rot (81.) – eine zumindest diskutable Entscheidung.

Gewankt, aber nicht gefallen

Es war jetzt mit einem Mann weniger natürlich auch eine Frage der Kraft, ob und wie lange die aufopferungsvoll kämpfende Werkself zunehmend wütenden Bayern noch würde Stand halten können. Gnabry entschied sich gegen eine Flanke und zog von rechts aufs kurze Eck, doch Hradecky hatte den Braten gerochen und war erneut auf dem Posten (89.). Wegen diverser Unterbrechungen gab es sechs Minuten Nachspielzeit. Und die Bayern trafen durch Lewandowskis Kopfball ein drittes Mal Aluminium (90.+1). Lewandowski scheiterte auch an Hradecky (90.+5). Die Werkself wankte, aber sie fiel nicht. Als Schiedsrichter Winkmann wenig später ein letztes Mal in seine Pfeife blies, fielen sich Trainer Peter Bosz, Hendrie Krüzen, Xaver Zembrod, Marcel Daum und Simon Rolfes jubelnd in die Arme.

Für Bayer 04 geht es in der Bundesliga mit dem 14. Spieltag und der Partie am Samstag, 7. Dezember, gegen Schalke 04 weiter. Anstoß in der BayArena ist um 18.30 Uhr.

Die Statistik:

FC Bayern: Neuer – Pavard, Martinez (80. Thiago), Alaba, Davies – Kimmich – Gnabry, Müller (69. Coutinho), Goretzka, Perisic (69. Coman) – Lewandowski

Bayer 04: Hradecky – L. Bender, Tah. S. Bender, Wendell (65. Sinkgraven) – Baumgartlinger, Aránguiz (80. Demirbay) – Diaby, Amiri, Bailey (63. Bellarabi) – Volland

Tore: 0:1 Bailey (10.), 1:1 Müller (34.), 1:2 Bailey (36.)

Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)

Gelbe Karten: Goretzka – Baumgartlinger, Bellarabi, S. Bender

Rote Karte: Tah (81.)

Zuschauer: 75.000

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