Lennart Grill, dem Debütanten auf der Torhüter-Position bei der Werkself, hatte es die Freude über seine Bundesliga-Premiere natürlich verhagelt. „Mit diesem Spiel ist ein Traum für mich in Erfüllung gegangen. Aber das Ergebnis schmälert die Freude darüber gewaltig. Wir haben in der ersten Halbzeit klar dominiert und hatten einige Chancen. Nach der Pause war Freiburg dann sehr effektiv“, sagte Grill.
Im Vergleich zur 0:2-Niederlage am vergangenen Donnerstag in der Europa League gegen die Young Boys Bern nahm Chefcoach Peter Bosz gleich sechs Veränderungen in seiner Startformation vor. Lennart Grill, im Sommer 2020 vom 1. FC Kaiserslautern unters Bayer-Kreuz gewechselt, rückte anstelle von Niklas Lomb zwischen die Pfosten. Der U21-Nationalkeeper bestritt sein Pflichtspiel-Debüt für die Werkself. „Lombo ist ein klasse Typ und guter Torhüter, aber der Druck wäre sehr groß für ihn geworden. Jetzt bekommt Lennart eine Chance“, sagte Bosz zur Begründung für den Wechsel. Zudem kamen Timothy Fosu-Mensah, Wendell, Nadiem Amiri, Lucas Alario und Demarai Gray neu ins Team für Aleksandar Dragovic, Daley Sinkgraven, Jeremie Frimpong, Patrik Schick (alle auf der Bank) und Moussa Diaby (gesperrt nach 5. Gelber Karte). Karim Bellarabi gehörte nach seiner Muskelverletzung wieder zum Aufgebot, für Sven Bender reichte es noch nicht wieder für einen Platz im Kader.
Jeder bei der Werkself wusste, was auf dem Spiel stand, entsprechend konzentriert ging Bayer 04 die Begegnung an. Freiburg agierte nominell mit zwei Spitzen, störte manchmal früh, zog sich bei Bedarf aber auch mal weit in die eigene Hälfte zurück und verdichtete die Räume. Nach zehn Minuten die erste Doppelchance für die Hausherren: Erst lenkte Freiburgs Torhüter Müller einen Schuss von Leon Bailey, der genau unter die Latte gepasst hätte, über die Latte. Den folgenden Eckball von Gray traf Lucas Alario voller Wucht mit der Stirn, doch Müller wischte den Kopfball des Argentiniers mit einem sensationellen Reflex über die Latte (10.). Das hätte es schon gut und gerne sein können mit der Führung!
Die Werkself lief eifrig an, Freiburg begnügte sich mit der Rolle des Spielverderbers, sorgsam darauf bedacht, die eigenen Reihen geschlossen zu halten. Demarai Gray tat sich die nächste große Chance auf: Klasse, wie sich der Flügelspieler, in seinen ersten drei Bundesliga-Einsätzen in jedem Spiel an einem Tor beteiligt, durchtankte und den ball mit links aufs kurze Eck knallte, doch Müller war zur Stelle und parierte (22.). Bei einer folgenden Aktion von Gray war Leon Bailey zu überrascht, dass der Ball tatsächlich durch viele Freiburger Abwehrbeine zu ihm durchrutschte (24.). Die aktiven Leverkusener hatten deutlich mehr vom Spiel, machten sich manche ausbaufähige Aktion aber mit mangelnder Präzision im Passspiel selbst zunichte.
Lucas Alario prüfte Müller erneut, beim Abpraller stand Bailey im Abseits (33.). Beim Versuch des agilen Gray nach Doppelpass mit Alario packte Freiburgs Schlussmann ebenfalls sicher zu (34.). Die Werkself stand defensiv sehr stabil, Debütant Grill verlebte einen geruhsamen Arbeitstag, spielte aber aufmerksam mit, wenn es denn mal nötig wurde (36.). Ein Kopfball von Jonathan Tah rauschte klar drüber (38.) – da wäre mehr drin gewesen für den Innenverteidiger, der beim 4:2-Sieg im Hinrundenspiel in Freiburg seinen bislang einzigen Saisontreffer erzielt hatte. Bitter: Timothy Fosu-Mensah rutschte kurz vor der Pause ohne gegnerische Einwirkung weg, verdrehte sich das rechte Knie und musste vom Feld. Für ihn kam Aleksandar Dragovic (44.). Beim Kopfball von Demirovic hatte Grill erstmals Gelegenheit zu einer Flugeinlage (45.).
Freiburg setzte auch mit Beginn der zweiten Hälfte auf ein engmaschiges Abwehrgeflecht – und kam wie aus dem Nichts zum Erfolg: Höler ging über rechts durch und legte den Ball zurück, wo Demirovic die Kugel vom Elfmeterpunkt neben den Pfosten ins Netz setzte – 1:0 für Freiburg (50.), Lennart Grill war ohne jede Chance gegen den platzierten Flachschuss. Die Gäste nutzten gleich ihre erste Möglichkeit zur Führung, genau dieses Szenario hatten die Leverkusener natürlich unter allen Umständen verhindern wollen. Und Freiburg legte nach: Der Sport-Club spielte sich erneut über rechts durch, Grifo brachte eine Hereingabe von der anderen Seite wieder nach innen, wo Höler am Fünfer ganz blank und hauchdünn nicht im Abseits stand und zum 2:0 vollendete (61.).
Peter Bosz reagierte und brachte Patrik Schick und Jeremie Frimpong für Nadiem Amiri und Demarai Gray (67.). Leon Bailey sorgte dafür, dass die Werkself wieder ins Spiel zurückfand: Nach Zuspiel von Alario traf der Jamaikaner nach Körpertäuschung gegen Kübler mit wuchtigem Schuss ins lange Eck und seinem sechsten Saisontreffer zum 1:2 (70.). Wenig später sah Bailey die Gelbe Karte, seine fünfte, er fehlt somit in der kommenden Partie in Gladbach.
In der Schlussphase setzte die Werkself zunehmend alles auf eine Karte. Dragovic zog aus 18 Metern ab, der Ball flog aber klar am Pfosten vorbei (83.). Dann musste zu allem Überfluss auch Frimpong gleich wieder verletzt raus – Karim Bellarabi kam ins Spiel (84.). Patrik Schick versuchte den Ball mit dem Rücken zum Tor zu kontrollieren, setzte den Abschluss aber weit drüber (87.). Bayer 04 rannte mit dem Mut der Verzweiflung und der Hoffnung auf einen Lucky Punch an. Gut, wie Florian Wirtz im Strafraum für Dragovic querlegte, doch der Schuss des Österreichers wurde noch geblockt (90.+1). Auch das Solo von Bellarabi brachte keinen Erfolg (90.+4). Kurz darauf war Schluss.
Für Bayer 04 geht es am Samstag, 6. März, um 15.30 Uhr mit der Partie des 24. Bundesliga-Spieltags bei Borussia Mönchengladbach weiter.
Die Statistik:
Bayer 04: Grill – Fosu-Mensah (44. Dragovic), Tah, Tapsoba, Wendell – Wirtz, Aránguiz, Amiri (67. Frimpong/84. Bellarabi) – Bailey, Alario, Gray (67. Schick)
Freiburg: Müller – Kübler (76. Schlotterbeck), Lienhart (46. Gulde), Heintz, Günter – Schmid, Santamaria, Höfler, Grifo (76. Haberer) – Höler (76. Sallai), Demirovic (82. Jeong)
Tore: 0:1 Demirovic (50.), 0:2 Höler (61.), 1:2 Bailey (70.)
Gelbe Karten: Aránguiz, Bailey – Demirovic, Höfler, Sallai
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
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