„Wir haben ein starkes Jahr 2020 gespielt, auch heute waren wir auf Augenhöhe mit den Bayern“, analysierte ein sichtlich enttäuschter Lukas Hradecky. „Am Ende haben wir meiner Meinung nach unverdient verloren.“
Als amtierender Tabellenführer ins Spitzenspiel in der BayArena - und sich dann auch noch mit den Allergrößten der Branche messen: Peter Bosz brachte es vorab auf den Punkt: „Eins gegen Zwei – wie schön kann es sein?“ Zu den perfekten Voraussetzungen für ein Fußballfest in Leverkusen fehlte nur noch die wichtigste Zutat - die Fans auf den Rängen. Die Herausforderung für die Werkself hätte größer kaum sein können, schließlich reisten die Bayern mit dem frischgebackenen Weltfußballer Robert Lewandowski und dem frischgebackenen Welttorhüter Manuel Neuer an. Beiden Akteuren brachte Bayer 04 kurz vor Anpfiff die entsprechende Wertschätzung entgegen, Rudi Völler und Fernando Carro ehrten Stürmer und Keeper mit Präsenten.
Peter Bosz hatte sein Team nach dem Derbysieg in Köln auf zwei Positionen umgestellt: Edmond Tapsoba kam für Mitchell Weiser ins Team, Aleksandar Dragovic übernahm dafür die rechte Abwehrseite. Links hinten spielte Daley Sinkgraven anstelle von Wendell.
Die leicht veränderte Werkself-Abwehr präsentierte sich in der Anfangsphase äußerst konzentriert gegen die mit Abstand torgefährlichste Offensive der Bundesliga. Durch frühes Anlaufen erleichterten die Offensivspieler ihren Hintermännern aber auch die Arbeit etwas. Bayer 04 übte häufig Druck auf den Ballführenden aus und schaffte es so, das Geschehen häufig in die Hälfte der Bayern zu verlagern. Auch den ersten Abschluss der Partie verzeichnete die Werkself, Boateng fälschte einen Schuss von Nadiem Amiri über das Tor ab (13.).
Es gab Ecke für Bayer 04 - und dafür hatte sich die Werkself wieder eine besondere Variante einfallen lassen: Amiri zog nach kurzer Ausführung die Grundlinie entlang und legte den Ball hoch in den Rückraum. Dort hatte sich Patrik Schick abgesetzt und erzielte ein absolutes Traumtor. Mit vollem Risiko schweißte der Mittelstürmer den Ball volley in die Maschen, Welttorhüter Neuer konnte diesem Geschoss nur hinterherschauen - die Werkself lag vorne (14.).
Was Schwarz-Rot in der Folgezeitgegen den amtierenden Champions-League-Sieger aufbot, war schlichtweg phänomenal. Immer wieder stresste das Bosz-Team die Bayern durch unnachgiebiges Angreifen und kluges Zweikampfverhalten. Nach Ballgewinnen schaltete Bayer 04 dann gelegentlich schnell um und verzeichnete weitere Abschlüsse: Neuer parierte einen Flachschuss von Schick (19.), Moussa Diaby schoss aus spitzem Winkel links vorbei (21.), ein weiterer Schuss des Franzosen wurde von Süles Stützhand geblockt (30.). Zudem gelang Schick das zweite Tor für die Werkself, er hatte zuvor allerdings hauchdünn im Abseits gestanden (28.).
Die Bayern kamen zwar durch ihre individuelle Klasse in die ein oder andere gefährliche Situation, doch in letzter Konsequenz stand die Abwehr der Werkself immer glänzend. Bestes Beispiel: Der bärenstarke Jonathan Tah blockte einen Schuss von Gnabry (27.). Coman musste verletzungsbedingt bereits früh ausgewechselt werden, für ihn kam Sané (32.).
Bayer 04 steuerte auf eine absolut verdiente Halbzeitführung zu - und es war daher umso bitterer, dass die Bayern noch vor dem Pausenpfiff ihre erste echt Torchance nutzten: Nach einer hohen Müller-Flanke gingen Lukas Hradecky und Tah zum Ball, behinderten sich dabei aber gegenseitig und mussten die Kugel passieren lassen, sodass der lauernde Lewandowski dahinter per Kopf ins leere Tor traf (43.). Der neu gewählte Weltfußballer, zuvor gar nicht in Erscheinung getreten, hatte nun ein wenig Blut geleckt und verzeichnete in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs per Kopf (45.+2) und per Freistoß (45.+5) noch zwei weitere Abschlüsse. Dennoch: Das Halbzeitresultat war eher für die Bayern schmeichelhaft denn für die Werkself, die im ersten Durchgang mehr Ballbesitz und mehr Torschüsse verzeichnete.
Dennoch war der Ausnahmemannschaft aus dem Süden der Republik anzumerken, dass der Ausgleichstreffer ihnen Sicherheit verliehen hatte. Die Bayern kamen mit Schwung aus der Kabine, Edmond Tapsoba rettete im Fünfer nach einer Lewandowski-Hereingabe (46.). Die Werkself musste einer der stärksten Mannschaften der Welt nun ordentlich Paroli bieten - und tat das mit Bravour. Schnell gelang es Bayer 04, wieder ein Übergewicht im Mittelfeld herzustellen und die Partie wieder in die Hälfte der Münchner zu verlagern. Es entwickelte sich nun ein Spiel auf Messers Schneide: Amiri prüfte Neuer mit einem harten Schuss aus der Distanz (61.), auf der Gegenseite zeigte Hradecky nach einem Bayern-Konter eine überragende Parade gegen einen Gnabry-Flachschuss (66.).
Die Bayern fuhren nun weitere große Geschütze auf und wechselten unter anderem Kimmich erstmals nach seiner in Dortmund erlittenen Verletzung ein, zudem kam Youngster Musiala. Der 17-Jährige verzeichnete die bis dato beste Chance des zweiten Durchgangs, sein Flachschuss nach schöner Kombination landete am Pfosten (79.). Auch Peter Bosz führte zwei Wechsel durch: Kerem Demirbay kam für Leon Bailey (74.), Lucas Alario ersetzte den angeschlagenen Schick (82.).
Beide Teams lauerten in einer offenen Schlussphase auf den einen Lucky Punch. Für Bayer 04 verpasste Alario diesen nach Flanke von Diaby (90.), es schien auf ein leistungsgerechtes 1:1 hinauszulaufen. Doch mit der allerletzten Aktion eines intensiven Spitzenspiels kamen die Bayern doch noch zum Siegtreffer: Tah wurde früh unter Druck gesetzt, Kimmich spritzte dazwischen und Lewandowski kam an den Ball. Dem Polen war dann auch noch das Glück hold, sein Schuss wurde von Tapsoba unhaltbar für Hradecky abgefälscht, die Partie danach gar nicht mehr angepfiffen (90.+3).
Im allerletzten Moment entrissen die Bayern der langen Zeit so starken Werkself noch die Weihnachtsmeisterschaft und fügten der Bosz-Elf die erste Saisonniederlage zu. Bayer 04 geht dennoch auf einem löwenstarken zweiten Platz in die kurze Winterpause. Bereits am 2. Januar (15.30 Uhr) geht es dann mit dem Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt weiter.
Die Statistik:
Bayer 04: Hradecky – Dragovic, Tah, Tapsoba, Sinkgraven – Wirtz, Baumgartlinger, Amiri – Bailey (74. Demirbay), Schick (82. Alario), Diaby
FC Bayern München: Neuer - Süle, Boateng, Hernandez, Davies - Tolisso (68. Kimmich), Alaba - Coman (32. Sané; 68. Musiala), Müller, Gnabry - Lewandowski
Tore: 1:0 Schick (14.), 1:1 Lewandowski (43.), 1:2 Lewandowski (90.+3)
Gelbe Karten: Bailey - Gnabry
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Die U19 von Bayer 04 will mit einem Sieg sicher in Liga A der Hauptrunde der DFB-Nachwuchsliga einziehen und damit im Rennen um die Deutsche Meisterschaft bleiben. Die Leverkusener U16 reist nach Turin und ist dort im Rahmen des AL ABTAL CUP gegen Juventus gefordert. Während die schwarz-rote U15 mit einem Dreier näher an die Tabellenspitze heranrücken könnte, gilt es für die U14, die Tabellenführung zu verteidigen. Und auch die U17-Mädels wollen im Derby den Spitzenplatz verteidigen – das Nachwuchs-Wochenende im Überblick.
Mehr zeigenIn der Runde der letzten 16 Mannschaften des DFB-Pokals 2024/25 gastiert Bayer 04 beim FC Bayern München. Das Duell steigt am Dienstagabend, 3. Dezember (Anstoß: 20.45 Uhr), in der Allianz Arena. Alle Infos zum Ticketverkauf.
Mehr zeigenIm Frühherbst 2023 ist der 1. FC Heidenheim 1846 erstmals in der Bundesliga-Geschichte in der BayArena zu Gast. Die Werkself lässt dem Team von Frank Schmidt keine Chance.
Mehr zeigenNur zwölf Tage nach dem direkten Duell in der Liga empfangen die Bayer 04-Frauen den 1. FFC Turbine Potsdam erneut im Ulrich-Haberland-Stadion. Anders als beim 3:0-Sieg am 9. Bundesliga-Spieltag sind dieses Mal aber nicht drei Punkte zu holen. Vielmehr geht es am Freitag, 22. November (Anstoß: 18 Uhr), um den Einzug in die Runde der letzten Acht im DFB-Pokal. Werkself-TV überträgt die Partie live und exklusiv im kostenfreien Stream.
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