Es herrschte Festtagsstimmung in der BayArena. Im abschließenden Heimspiel der Saison ging es gegen Schalke nicht nur um entscheidende Zähler im Kampf um Europa. Zugleich durften die erwartungsfrohen Anhänger in wohligen Erinnerungen schwelgen, als sich Bayer 04-Legenden wie Bum-kun Cha, Zé Roberto, Juan, Paulo Sergio, Dimitar Berbatov, Ulf Kirsten und Bernd Schneider im Innenraum präsentierten und vom Publikum gefeiert wurden. Zum enorm stimmungsvollen Ambiente trug auch die wunderbare Choreografie der Fans zum Thema „40 Jahre Bundesliga unterm Bayer-Kreuz“ bei. Der vormalige Sportdirektor Jonas Boldt, Torhüter Thorsten Kirschbaum und Stürmer Isaac Kiese Thelin wurden kurz vor dem Anpfiff verabschiedet, sie werden die Werkself zum Ende der Spielzeit verlassen. Personell vertraute Chefcoach Peter Bosz derselben Formation wie zuletzt beim 6:1-Sieg gegen Frankfurt – sowohl in der Startelf als auch bei der Besetzung der Bank.
Die Werkself in ihren schmucken roten Sondertrikots in Reminiszens an die Bundesliga-Aufstiegssaison 1978/79 begann erwartet dominant und ballsicher. Schalke, sehr tief gestaffelt, gelang es in den ersten zehn Minuten aber noch ganz gut, die Werkself vom eigenen Strafraum fernzuhalten. Dann aber schepperte es mächtig im Gebälk: Erst traf Charles Aránguiz mit einem wuchtigen Schuss nur die Unterkante der Latte, den Abpraller donnerte Julian Brandt volley aus 16 Metern an den Pfosten (12.). Wenig später zog Kai Havertz von der Strafraumgrenze ab, Nübel entschärfte den mittig platzierten Ball aber ohne Mühe (14.). Erneut Aránguiz (19.) und Lucas Alario (21.) kamen ebenfalls zum Abschluss, verfehlten den Schalker Kasten aber. Die Werkself schraubte ebenso munter wie geduldig an der Führung.
Havertz brachte aus dem Fußgelenk ein Zauberpässchen in den Lauf von Brandt, der volley abzog, dabei aber leicht wegrutschte und die Kugel knapp vorbei schoss (22.). Zur Abwechslung meldete sich auch Schalke offensiv mal zu Wort: Nach Freistoß Oczipka setzte McKennie den Ball aber klar übers Tor (24.). Nach einer guten halben Stunde endlich die längst fällige Führung der Hausherren: Wieder einmal traf Kai Havertz zum 1:0 – volley mit Schmackes und nach unzureichend abgewehrter Hereingabe von Brandt (31.). Es war das 16. Saisontor des Nationalspielers, der zugleich bereits zum achten Mal das 1:0 für die Seinen erzielte. Für Brandt war es derweil schon der 16. Assist in der laufenden Saison.
Urplötzlich auf einmal auch die Gäste in Abschlussposition, doch Hradecky tauchte rechtzeitig ins kurze Eck und lenkte den Schuss mit der Pieke von Boujellab zur Ecke (37.). Wenig später war Halbzeit, und Bayer 04 ging mit einer sehr verdienten Führung in die Kabine.
Nach dem Wechsel – Mitchell Weiser ersetzte Lars Bender (leichte muskuläre Probleme) positionsgerecht – spielte die Werkself auf „ihre“ Nordkurve. Und musste einen Rückschlag hinnehmen: Burgstaller ging zentral frei durch und überwand Hradecky (47.). Der Video-Assistent in Köln schaute sich die Szene an und entschied: kein Abseits, 1:1! Kurz darauf griff der Videobeweis erneut: Nach Vollands Armeinsatz gegen McKennie gab es Elfmeter für die Schalker, doch Hradecky parierte den Elfmeter des sonst so sicheren Schützen Daniel Caligiuri sensationell (52.).
Die Gäste waren wieder drin in der Partie. Bayer 04 schüttelte sich kurz, riss das Spiel dann wieder an sich und kam zu einer guter Chance für Aránguiz nach feiner Vorarbeit von Brandt über links, doch der Chilene schlenzte die Kugel am Eck vorbei (57.). Brandt donnerte den Ball per Dropkick nach toller Rechtsflanke von Havertz drüber (60.). Ein wohl als Flanke gedachter Versuch von Wendell hätte Nübel beinahe überrascht, der Keeper lenkte den Ball aber mit den Fingerspitzen noch über die Latte (67.).
Der Video-Beweis griff danach erneut. Erst entschied Schiri Aytekin auf Elfmeter für Schalke nach einer Aktion von Wendell und Tah gegen Embolo, dann wurde der Strafstoß nach Intervention des Kölner Kellers zurückgenommen (72.). Die Partie stand jetzt Spitz auf Knopf. Peter Bosz reagierte, brachte Paulinho für Alario (76.). Als Baumgartlinger gegen Caligiuri einfädelte und im Strafraum stürzte, gab es keinen Pfiff (77.). Kevin Volland behauptete sich im Strafraum gegen drei Schalker, kam aber nicht mehr zwingend zum Schuss (83.). Danach der dritte Wechsel bei der Werkself: Dominik Kohr löste Julian Baumgartlinger ab (84.).
Volland verpasste Havertz' Hereingabe um Haaresbreite (86.) und traf den Ball danach mit rechts nicht voll (87.). Burgstallers Kopfball landete auf der Latte, die Fahne des Linienrichters war aber oben (89.). Es gab fünf Minuten Nachspielzeit, aber nicht mehr den erhofften Lucky Punch. Die Entscheidung um Europa fällt jetzt am letzten Spieltag am Samstag, 18. Mai, im Berliner Olympiastadion. Anstoß gegen die Hertha ist um 15.30 Uhr.
Die Statistik:
Bayer 04: Hradecky – L. Bender (46. Weiser), Tah, S. Bender, Wendell – Aránguiz, Baumgartlinger (84. Kohr), Brandt – Havertz, Alario (76. Paulinho), Volland
Schalke 04: Nübel – McKennie, Stambouli, Nastasic – Caligiuri, Mascarell, Oczipka – Boujellab, Rudy – Embolo (80. Matondo), Burgstaller (90.+4 Teuchert)
Tore: 1:0 Havertz (31.), 1:1 Burgstaller (47.)
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Gelbe Karten: Baumgartlinger, Volland – Nübel
Zuschauer: 30.210
Besondere Vorkommnisse: Hradecky hält Foulelfmeter von Caligiuri (52.)
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