Florian, es gibt wahrscheinlich keinen Menschen hier bei Bayer 04, der in den letzten Monaten nicht mit dir mitgefiebert hat. Alle freuen sich jetzt, dass du wieder spielen kannst. Bis hierhin war es bestimmt nicht immer leicht für dich. Gibt es auch etwas Positives, das du aus dieser Zeit mitnimmst?
Wirtz: Ich nehme aus der Zeit mit, dass man den Kopf nie in den Sand stecken darf und dass man aus Rückschlägen tatsächlich auch immer etwas Positives ziehen kann. Ich hatte in der Phase, in der ich nicht auf dem Platz stehen konnte, die Chance, an Dingen zu arbeiten, für die man sonst nie genug Zeit hat. Das bedeutete für mich, dass ich vor allem meine physische Verfassung, meine Muskeln auf ein nächstes Level bringen konnte.
Welche Unterstützung hast du in den vergangenen Monaten erfahren?
Wirtz: Die Unterstützung war ab der ersten Sekunde überwältigend. Von meiner Familie und meinen Freunden natürlich, aber vor allem auch vom Klub, von allen aus der Mannschaft, dem Trainerteam und den Verantwortlichen. Sie haben mich aufgebaut und immer wieder auch aufgeheitert. Sie haben an mich geglaubt, mir versichert, dass ich wieder ein guter Spieler werde und noch genug Zeit vor mir habe. So viel Zuspruch zu bekommen, war echt schön. Vor allem in der Anfangszeit, in der ich ehrlich gesagt auch traurige Phasen hatte.
Inwiefern war es möglich, auch während deiner Reha die Nähe zur Mannschaft zu halten?
Wirtz: Die ersten Monate, als ich noch auf Krücken gelaufen bin, war es schon schwierig, Teil der Mannschaft zu sein. Ich war oft oben in der Werkstatt, habe dort geduscht, mich dort umgezogen. Dadurch war ich deutlich abgeschirmter vom Team als sonst. Das hat mich aber umso mehr motiviert, möglichst schnell wieder unten bei den Jungs zu sein. Ich habe mich vor allem gefreut, endlich wieder mit ihnen in der Kabine zu sitzen, sich gemeinsam umzuziehen, zusammen essen zu gehen, einfach die gleichen Zeiten zu haben. Ich wollte einfach wieder bei meinen Freunden sein.
Was sind deine persönlichen und mannschaftlichen Ziele für das Jahr 2023?
Wirtz: Für mich ist das Comeback etwas ganz Besonderes. Ich freue mich auf diesen Moment, auf den ich so lange hingearbeitet habe. Es ist das erste Pflichtspiel und es geht darum, zu gewinnen. In Testspielen will man vor allem Selbstbewusstsein tanken und an bestimmten Dingen feilen. Jetzt aber geht es um das, was ich am Fußball am meisten mag – den Wettbewerb, bei dem man sich als Team und persönlich beweisen muss. Ich möchte den Leuten wieder zeigen, dass ich gut Fußball spielen kann und will mit dem Team da anknüpfen, wo wir vor der Winterpause aufgehört haben.
Und bist du auch ein bisschen nervös?
Wirtz: (lacht) Darauf haben mich jetzt schon ein paar Leute angesprochen. Ich würde es als positive Vorfreude bezeichnen, mit der ich eigentlich recht gut umgehen kann. Es fühlt sich mittlerweile schon fast wieder normal an, im Rhythmus einer regulären Trainingswoche zu sein. Es sind nur noch kleine Umstellungen, die ungewohnt sind, wie zum Beispiel der gemeinsame Aufenthalt im Hotel kurz vor dem Spiel, bei dem letzte Absprachen getroffen werden. Das habe ich schon lange nicht mehr mitgemacht.
Welcher Moment war denn in der Wintervorbereitung für dich der schönste?
Wirtz: Das weiß ich noch genau. Das war beim letzten Testspiel gegen Kopenhagen in der BayArena. Gerade als ich ins Stadion eingelaufen bin, haben die Fans bei der Aufstellung meinen Namen gerufen. Es war ziemlich laut und ich hatte wirklich Gänsehaut, das hat mich echt berührt. Es war der Moment, auf den ich mich seit März am meisten gefreut habe und der mich seit dem Anfang meiner Reha immer angetrieben hat. Ich kann es kaum erwarten, dann auch beim ersten Heimspiel in der BayArena aufzulaufen.
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