Welcome back, Heiko!

Er kehrt zurück unters Bayer-Kreuz: Als Heiko Herrlich 1989 sein Bundesliga-Debüt für Bayer 04 gab, war er erst 17 Jahre jung. Heute ist er 45 und neuer Trainer der Werkself.
© Bayer 04 Leverkusen Fussball GmbH
Zehn Minuten durfte der Lockenkopf noch ran beim Spiel gegen den Karlsruher SC an jenem 23. August 1989, nachdem Trainer Jürgen Gelsdorf ihn für Marek Lesniak aufs Feld geschickt hatte. Die Partie endete 1:1. Für Herrlich war dies der Start in eine sehr erfolgreiche Profikarriere.

DFB-Pokalsieger mit Bayer 04

Die Leverkusener hatten das Stürmer-Talent damals von den U19-Junioren des SC Freiburg verpflichtet. Antrittsschnell und trickreich, so präsentierte sich der gebürtige Mannheimer auch beim neuen Arbeitgeber. Vier Jahre spielte Heiko Herrlich für Bayer 04, absolvierte 83 Pflichtspiele, schoss acht Tore. Und feierte mit dem Verein 1993 in Berlin seinen ersten großen Titel. Beim 1:0-Sieg im DFB-Pokalfinale gegen die Amateure von Hertha BSC kam Herrlich allerdings nicht zum Einsatz. Denn die Konkurrenz im Angriff bei Bayer 04 war extrem groß: Ulf Kirsten und Andreas Thom hießen zu der Zeit die Platzhirsche.

Wenige Wochen nach dem Pokalsieg verließ Heiko Herrlich Leverkusen und wechselte zu Borussia Mönchengladbach. Nach den Lehrjahren an der Dhünn nahm seine Karriere am Niederrhein mächtig Fahrt auf. Schon in der ersten Saison wurde er mit acht Treffern zweitbester Torschütze bei den Borussen. Ein Jahr später holte sich Herrlich mit 20 Treffern die Torjägerkanone der Bundesliga. Auch in den Spielen des DFB-Pokals hatte er ordentlich eingenetzt, erzielte die entscheidenden Treffer im Viertelfinale gegen Schalke 04 zum 3:2 und im Halbfinale gegen Kaiserslautern (1:0 n.V.). Im Finale steuerte Herrlich beim 3:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg ein Tor bei – sein siebtes in sieben DFB-Pokalspielen. Klar, dass diese Leistungen auch Nationaltrainer Berti Vogts nicht verborgen blieben, Herrlich gab am 29. März 1995 beim 2:0-Sieg gegen Georgien sein Debüt für die DFB-Auswahl. Es sollten in diesem Jahr noch vier weitere Länderspiele folgen. 

Größte Erfolge mit Borussia Dortmund 

Mit seinem zweiten Pokaltitel verabschiedete sich Herrlich im Sommer 1995 in Richtung Dortmund. Hier sollte er seine größten Erfolge feiern. Gleich im ersten Jahr wurde er mit der Borussia Deutscher Meister, in der darauffolgenden Saison gewann er die Champions League mit den Schwarz-Gelben. Im Finale gegen Juventus Turin am 28. Mai 1997 wurde Herrlich in der 67. Minute unmittelbar nach dem 2:1-Anschlusstreffer von Juve für den Doppeltorschützen Karl-Heinz Riedle eingewechselt. Die Borussia siegte am Ende 3:1. Den dritten Treffer hatte Lars Ricken mit einem legendären Lupfer erzielt. Im selben Jahr holte Herrlich mit Dortmund noch den Weltpokal, steuerte im Finale gegen Cruzeiro Belo Horizonte einen Treffer zum 2:0-Sieg bei. 

Die schwerste Zeit seines Lebens

In seine Dortmunder Zeit fallen aber nicht nur Erfolge. Als im Herbst 2000 ein Hirntumor bei ihm diagnostiziert wurde, begannen die schwersten Monate seines Lebens. In einem Interview mit „11Freunde“ erinnert er sich an diese Zeit: „Ich konnte es zunächst nicht begreifen. Hatte ich nicht alles dafür getan, um nicht krank zu werden? Keinen Alkohol getrunken, keine Zigaretten geraucht, keine Drogen ausprobiert. Gesunde Ernährung, ein Leben als Hochleistungssportler. Warum passierte das nun ausgerechnet mir? Aber ich bin ein sehr gläubiger Mensch. Ich weiß noch, was ich zu meiner Frau sagte: 'Es hat noch keiner geschafft, ewig auf Erden zu bleiben. Irgendwann müssen wir doch alle gehen. Ob mit oder ohne Hirntumor. Was mit mir passiert, liegt jetzt in Gottes Hand'.“

Der Tumor war zwar bösartig, aber mit einer Strahlentherapie gut zu behandeln. „Mir blieb die Chemotherapie erspart. Das war die Gnade Gottes. Ich hatte unglaubliches Glück“, sagt Herrlich in dem Interview. Seine Frau Sangita war zu diesem Zeitpunkt mit dem ersten Kind schwanger. Als der Tumor durch die Bestrahlung geschmolzen war und Tochter Noomi geboren wurde, ging es aufwärts. 
 
Nach fast einjähriger Auszeit gab Herrlich im Revierderby gegen Schalke 04 am 15. September 2001 sein Comeback und wurde bei seiner Einwechselung von den Fans beider Lager mit stehenden Ovationen empfangen. Sportlich endete die Saison für Herrlich und die Dortmunder mit dem erneuten Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Zum zweiten Mal durfte der inzwischen 29-Jährige die Schale hochstemmen. 
 
2004 beendete Heiko Herrlich seine aktive Profikarriere im Alter von 32 Jahren bei der Borussia. Er hat insgesamt 258 Bundesligaspiele bestritten und dabei 75 Tore erzielt.

Vom Fußballer zum Fußballlehrer

Ein Jahr später startete er seine zweite Karriere: Herrlich erwarb die DFB-Trainerlizenz und übernahm die A-Jugend des BVB. 2007 wurde er Coach der deutschen U17-Nationalmannschaft, mit der er den dritten Platz bei der WM in Südkorea erreichte. Bester Spieler des Turniers: Toni Kroos. Ein Jahr später übernahm er die U19 des DFB.
2009 zog es Herrlich zurück in den Vereinsfußball. Im Oktober unterschrieb er einen Vertrag beim VfL Bochum, der damals in der Bundesliga spielte. Zwei Spieltage vor Saisonende trennten sich die Bochumer von Herrlich. Sein Weg führte ihn anschließend zur SpVgg Unterhaching (2011/12) und den U17-Junioren des FC Bayern München (2013-15). 
 
Im Dezember 2015 schließlich übernahm er den SSV Jahn Regensburg, führte den Klub 2016 erst aus der Regionalliga in die 3. Liga und schaffte mit ihm vor wenigen Wochen den direkten Durchmarsch in die 2. Bundesliga. In den Relegationsspielen hatte sich Herrlichs Team gegen 1860 München (1:1, 2:0) durchgesetzt. 
 
Worauf er als Trainer besonderen Wert legt, hat Heiko Herrlich einmal so beschrieben: „Es gibt für mich vier Leistungsfaktoren: Technik, Taktik, Athletik und Persönlichkeit. Die Persönlichkeit ist häufig entscheidend, ob ein Spieler den Sprung zu den Profis schafft. Du kannst noch so talentiert sein, wenn du in diesem Sport nur an dich denkst, hast du schon verloren. Eine erfolgreiche Mannschaft besteht für mich aus elf Dienern – da will jeder dem anderen helfen.“ 
 
Er selber hat in seiner Karriere viele Trainer erlebt. Am stärksten geprägt habe ihn Ottmar Hitzfeld, sein Coach aus Dortmunder Zeiten. „Ottmar hat ganz besonders diese Bescheidenheit vorgelebt. Das hat mir immer imponiert. Er war immer respektvoll gegenüber den Spielern und den Medien und ist immer Mensch geblieben.“ 
 
Jetzt also schreibt Heiko Herrlich seine Leverkusener Geschichte fort. Einige von damals wird er wiedersehen wie Rüdiger Vollborn, Ulf Kirsten, Jürgen Gelsdorf und Betreuer Harald Wohner sowie Klaus Zöller. Alte Weggefährten auf der einen Seite. Und auf der anderen die aktuelle Werkself, mit der er neue Erfolge feiern will. 
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