Vor 70 Jahren: Ein großes Team wird erstklassig

Am 8. April 1951 gewann Bayer 04 mit einem 5:2-Sieg gegen Fortuna Köln vorzeitig den Meistertitel in der 2. Liga West. Damit hatte der Verein erstmals in seiner Geschichte den Aufstieg in die damals höchste deutsche Spielklasse, die Oberliga West, geschafft. Anlässlich des Jubiläums lassen wir diese besondere Saison 1950/51 noch einmal Revue passieren und erinnern auch an die Mannschaft, der der Sprung in die Erstklassigkeit gelang.
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Die Ausgangslage

Knapp zwei Jahre vor dem Aufstieg hatte der Verein die Weichen in Richtung Profi-Fußball gestellt, als am 18. Juli 1949 im „Burghof“ die große Mehrheit der 400 Mitglieder für die Einführung des Vertragsspielertums stimmten. Damit war der Weg frei für den bezahlten Fußball in Leverkusen. Ab der Saison 1949/50 bestand die Fußballabteilung der Sportvereinigung Bayer 04 Leverkusen nun aus Vertragsspielern und Amateuren. Und sie formulierte gleich in einer Sonderausgabe der „Vereinsmitteilungen“ das ambitionierte Ziel, „Leverkusen zu einer Fußball-Großmacht werden zu lassen“.

Dazu brauchte es natürlich auch den richtigen Trainer. Auf Karl Winkler, dessen Vertrag 1949 nicht verlängert worden war, folgte der Interims-Spielertrainer Theo Kirchberg, der wiederum im Januar 1950 von Lory Polster abgelöst wurde. Polster schloss die Saison in der 2. Liga West auf dem etwas enttäuschenden 5. Tabellenplatz ab. Zur Saison 1950/51 übernahm schließlich mit Raymond Schwab der vierte Trainer innerhalb von zwei Jahren das sportliche Kommando unterm Bayer-Kreuz. Der 44-Jährige hatte mit dem Oberligisten Rot-Weiss Essen 1949 die Qualifikation zur Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erreicht und war früher als Sportlehrer, Artist und Boxer aktiv gewesen. Schwab legte großen Wert auf die physische Stärke seines Teams, das in der Saison 1950/51 im Kern nur aus 13 Vertragsspielern bestand. So galt es, in der dreiwöchigen Vorbereitungszeit auf die neue Spielzeit Verletzungen auch durch intensives Ausdauertraining vorzubeugen. Die Generalprobe vor dem Saisonstart misslang allerdings gründlich. Bei der SpVgg Röhlinghausen, einem Zweitliga-Klub aus Herne, verlor das Bayer-Team mit 3:6 – wohl auch, weil es die harten Trainingseinheiten noch in den Knochen hatte.

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Die Marschroute für die am 27. August 1950 mit dem Auswärtsspiel bei der SG Düren 99 beginnende Saison gab Alfred Strewinski, der stellvertretende Fußballobmann, vor: „Mit dem Vorsatz der guten Kameradschaft untereinander und des harten Arbeitswillens gehen wir an den Start, um durch gute Kondition gegenüber unseren Gegnern ein Plus zu haben.“ Die Mannschaft beherzigte diese Worte und entwickelte sich zu einer verschworenen Gemeinschaft, die nicht nur vom Teamgeist geprägt wurde, sondern auch spielerisch einiges draufhatte. Viele von ihnen arbeiteten hauptberuflich im Bayer-Werk.

Das Team

Helmut Rennen: Der Torhüter und gebürtige Leverkusener war viele Jahre Handball-Torwart. Erst 1948 wechselte der Rheindorfer zwischen die Pfosten auf dem Fußballplatz. Er zeigte auf der Linie ein unglaubliches Reaktionsvermögen. Der damals 29-Jährige scheute aber auch im Strafraum kein Risiko. „Mit tollkühnen Robinsonaden erwarb er sich die Gunst seines Publikums“, schrieb das Rheinecho über ihn.

Heinz Müller: Wenn Rennen einmal als Stammtorhüter kurzzeitig außer Form war, sprang die Nummer 2 für ihn ein. Achtmal kam Müller im Bayer-Tor zum Einsatz und erwies sich dabei als zuverlässiger Ersatz.

Hans Frömmel: Kapitän und mit 31 Jahren Senior der Mannschaft. Das Leverkusener Urgestein spielte schon im Alter von zehn Jahren für Schwarz-Rot und durchlief sämtliche Jugendmannschaften. Der rechte Läufer bestach im Mittelfeld sowohl defensiv wie offensiv. Frömmel, der als Kalkulator im Bayer-Rechnungswesen arbeitete, war der ruhende Pol im Team. Ein unermüdlicher, mannschaftsdienlicher und fairer Zweikämpfer, der in seiner langen Karriere nie auch nur eine Gelbe Karte gesehen haben soll. Schoss ein herrliches Tor aus 25 Metern beim wichtigen 3:2-Sieg in Bergisch Gladbach.

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Jakob Kaiser: Mit 23 Jahren der Jüngste im Team. Der gelernte Dreher startete seine Laufbahn beim Leverkusener Klub TuS Manfort, begann zunächst als Läufer im Mittelfeld, wurde aber dann als rechter Verteidiger eingesetzt. „Köbes“, wie ihn seine Kollegen nannten, war zwar klein und schmächtig, schmiss sich aber energisch in jeden Zweikampf und übernahm oft die Rolle des Sonderbewachers. „Seine Fertigkeit, als letzter Retter in der Not fast sicher scheinende gegnerische Erfolge zu verhindern, verblüffte oft selbst Fachleute“, schrieb die Kölnische Rundschau über ihn.

Peter Röger: Auch er ein gebürtiger Leverkusener, der zunächst kurz für Jahn Küppersteg, ab seinem 15. Lebensjahr aber durchweg für Bayer spielte. Er war der größte im Team, kopfballstark und schussgewaltig. Der linke Verteidiger hatte schon 1940 sein Debüt als 18-Jähriger für die erste Mannschaft gegeben. Kämpferisch ein Vorbild und oft der „Turm in der Schlacht“. Röger blieb dem Klub auch nach Beendigung seiner aktiven Karriere erhalten und wurde 1960 Obmann der Fußballabteilung.

Heinz Papenhoff: Der Stopper lernte das Fußballspielen in Bochum, zog mit seiner Familie nach dem Krieg nach Leichlingen und spielte seit 1949 für Schwarz-Rot. Papenhoff galt als „Beherrscher des Strafraums“, hatte einen schnellen Antritt und schaltete sich als ehemaliger Außenläufer und Stürmer auch gerne ins Offensivspiel ein. Bereitete einige Tore durch präzise Flanken nach ruhenden Bällen vor. Der damals 27-jährige Kalkulator ging in seiner Freizeit gerne ins Theater.

Richard Job: „König Richard“, eine Leverkusener Legende, war gerade von einem einjährigen Abstecher nach Vohwinkel in seine Heimatstadt zurückgekehrt und zählte gemeinsam mit Theo Kirchberg und Hans Frömmel zu den absoluten Führungspersönlichkeiten auf dem Platz. Der großartige Techniker fungierte als linker Läufer und Schaltzentrale im Mittelfeld. Bereitete Tore vor und erzielte selbst zahlreiche wichtige Treffer in der Aufstiegssaison. Viele Beobachter rühmten seine „unheimliche“ Ruhe, die er ausstrahlte.

Theo Kirchberg: Der Rechtsaußen, mit 14 Treffern erfolgreichster Leverkusener Torschütze der Aufstiegssaison, war 1949 noch für mehrere Monate Spielertrainer der Werkself. Seinen Trainerschein hatte er unter Sepp Herberger gemacht. Auch mit 31 Jahren gehörte Kirchberg, der vor seiner Zeit an der Dhünn lange für den VfL Benrath kickte, noch zu den schnellsten Spielern der Liga. Seine „rasanten Läufe entlang der Außenlinie“ (Rheinecho) und die anschließenden Flanken waren beim Gegner ebenso gefürchtet wie seine Torabschlüsse. Kirchberg trainierte nebenbei noch erfolgreich die A- und B-Jugend der SV Bayer 04 Leverkusen. Seine immense Erfahrung als Spieler und Trainer trugen erheblich zum Aufstieg bei.

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Hans Flohr: Der Stürmer und Neuzugang aus Idar-Oberstein schoss 1950 bei seinem Debüt für Leverkusen im Freundschaftsspiel gegen die TSG Vohwinkel gleich drei Tore. Und der „blonde Hans“, so sein Spitzname, konnte die in ihn gesetzten Erwartungen durchaus auch in der Saison erfüllen. Sieben Treffer gingen auf das Konto des 24-Jährigen, der sich nie schonte und bisweilen auch angeschlagen in ein Spiel ging, wenn’s sein musste.

Emil „Bubi“ Becks: Als Torschützenkönig der Oberliga West wechselte der Stürmer 1949 von Rot-Weiß Oberhausen unters Bayer-Kreuz. Die Aussicht auf einen Angestellten-Job im Werk spielte durchaus eine große Rolle bei seiner Entscheidung für den Schritt von der ersten in die zweite Liga. „Bei Bayer arbeiten zu können, das war etwas Besonderes“, hat er selbst einmal gesagt. Es dauerte nur zwei Jahre, bis Becks auch sportlich mit Bayer erfolgreich war und seinen gehörigen Teil zum Aufstieg ins Oberhaus beitrug. Er erzielte in der Saison 1950/51 sieben Treffer. „Sein wuchtiges Stürmerspiel kann jeden Gegner zur Verzweiflung bringen“, schrieb die Kölnische Rundschau. „Bubi“ Becks blieb in den folgenden fünf Spielzeiten einer der herausragenden Stürmer der Oberliga.

Paul Wiorek: Der Mann mit der wohl erstaunlichsten Karriere. „Paule“ – manche Zeitung verpasste ihm aufgrund seiner strammen Schüsse auch den Spitznamen „Atom-Paule“ – war Berufssoldat gewesen und hatte sich sportlich eigentlich für die Leichtathletik und den Handball entschieden. Mit dem Fußball begann er erst 1946 im Alter von 21 Jahren. Auf Linksaußen konnte der Duisburger seine herausragenden Sprinterqualitäten ausspielen. Wiorek war mit 12 Treffern nach Kirchberg (14) und gemeinsam mit Richard Job der zweiterfolgreichste Torjäger der Aufstiegself.

Karl-Heinz Spikofski: Der Dribbelkünstler in der Leverkusener Stürmerreihe. „Spiko“ kam auf Vermittlung seines neuen Trainers Raymond Schwab von TuS Helene Essen zur SV Bayer 04. Das Rheinecho will sogar beobachtet haben, wie er mit schnellem Antritt und kurze Haken schlagend „dabei lacht, wenn er seinem Gegenspieler ein Schnippchen schlagen kann“. Neben seiner technischen Eleganz zeichnete ihn auch sein unermüdlicher Einsatz aus. Spikofski war nach dem Krieg noch viele Jahre Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter in Frankreich gewesen. 1952 wechselte er als einer der ersten Bayer 04-Fußballer ins Ausland zum AC Turin, war kurzzeitig sogar beim FC Barcelona, wurde schließlich von Turin zum französischen Klub CO Roubaix-Tourcoing ausgeliehen und spielte später einige Jahre in Sizilien bei Catania Calcio.

Reinold Pütz: Die Frohnatur aus Köln-Mülheim machte als linker Verteidiger 17 Meisterschaftsspiele in der Aufstiegssaison. Pütz sorgte mit seinen kölschen Krätzjer-Liedern „nach gewonnener Schlacht immer für Stimmung und Humor“ (Rheinecho).

Der Saisonverlauf

Das Schwab-Team startete am 27. August 1950 mit einem knappen, aber nie gefährdeten 1:0-Sieg bei Düren 99 erfolgreich in die Saison. Zur Heimpremiere eine Woche später gegen den SC Rapid Köln kamen rund 8.000 Zuschauer ins Stadion am Stadtpark. Sie sahen eine umkämpfte Partie, in der die „Rapidler“, ein Angstgegner der Leverkusener, schon zur Halbzeit 2:0 führten. „Bubi“ Becks gelang kurz nach der Pause zwar der Anschlusstreffer, doch am Ende musste sich Schwarz-Rot mit 1:2 geschlagen geben.

Schwarz-rote Herbstmeisterschaft

Auch in den folgenden Spielen fehlte der Mannschaft noch die Konstanz. Zwar behauptete sich Bayer in der Spitzengruppe, gerade zu Hause am Stadtpark aber tat sich das Team oft schwer. Auswärts hingegen zeigte es sich hoch konzentriert und effektiv. Am 22. Oktober 1950 trat Bayer 04 beim hartnäckigsten Aufstiegskonkurrenten SSV Wuppertal an. Das Topspiel hielt, was es versprach. „Wuppertal hat lange Zeit kein so gutes Spiel gesehen“, hieß es in der Westdeutschen Rundschau, die der Partie „Oberligaformat“ bescheinigte. In dem ausgeglichenen Duell erzielte Theo Kirchberg in der 72. Minute den entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg der Leverkusener. Das Tor, „aus unmöglichem Winkel erzielt, war ebenso schön wie glücklich“, schrieb die Wuppertaler Zeitung und hielt fest: „Eine bessere Mannschaft als Bayer war in dieser Saison im Stadion noch nicht zu sehen.“ Für den SSV war es im Übrigen die erste Heimniederlage nach mehr als zweieinhalb Jahren. Kirchberg, Job und Co. nahmen die Big Points gerne mit nach Leverkusen.

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Am zehnten Spieltag übernahm die Mannschaft von Trainer Raymond Schwab nach einem 2:0-Heimsieg gegen TuRu Düsseldorf erstmals die Tabellenführung, sicherte sich mit einem 5:3-Sieg gegen den VfL Benrath am 15. Spieltag die Herbstmeisterschaft und führte die Tabelle zum Jahresende mit zwei Punkten Vorsprung vor Bergisch Gladbach und Rapid Köln an.

Der Rückrundenauftakt am 7. Januar 1951 missriet dem Spitzenreiter beim 2:3 gegen den Tabellenvorletzten SC Düren 99 allerdings. Trotz zweimaliger Führung durch Spikofski und Wiorek hatten die Dürener das Spiel bereits zur Pause gedreht. Gleich nach dem Wechsel vergab Wiorek einen Handelfmeter, viele weitere Chancen blieben ungenutzt. Bayer 04 verlor, blieb aber Tabellenführer, weil auch die Verfolger patzten.

Die Fans machen mobil

Der unerwartete Rückschlag erwies sich als Weckruf zur rechten Zeit und schärfte im Team offensichtlich die Sinne für die kommenden schwierigen Aufgaben. Auch die Bayer-Fans legten sich für ihre Mannschaft mächtig ins Zeug, einige Tausend unterstützten das Team beim nächsten Auswärtsspiel. „Mit riesigen schwarz-roten Fahnen, Trompeten und sonstigen Anfeuerungsinstrumenten hatten Leverkusens Schlachtenbummler die Spitzenreiter-Elf nach Mülheim begleitet. Ganz Leverkusen war sich einig: ‚Wir müssen gewinnen‘“, staunte die Kölnische Rundschau in ihrem Bericht über den 2:1-Sieg der Bayer-Elf beim Tabellendritten SC Rapid Köln. Spikofski und Flohr schossen die Tore für Schwarz-Rot und sorgten damit für „helle Begeisterung bei dem zahlreichen Bayeranhang“ (Rheinische Post) unter den fast 10.000 Zuschauern. Auch die folgende Partie vor 4.000 Zuschauern im Stadtpark gegen die TSG Vohwinkel entschieden die Leverkusener durch Treffer von Hans Frömmel und „Bubi“ Becks mit 2:1 für sich.

Heißer Tanz im Hexenkessel

Am 28. Januar kam es zum nächsten und womöglich vorentscheidenden Duell mit einem direkten Konkurrenten um den Oberliga-Aufstieg. Der Tabellenführer aus Leverkusen trat beim Nachbarn und Tabellenzweiten SV Bergisch Gladbach 09 an. „Bestehen sie die Nervenprobe? Reichen ihre Mittel aus, um der eigenen Atmosphäre am Kradepohl erfolgreich entgegentreten zu können?“, fragte die Rheinische Post vor dem Topspiel.  Vor 8.000 Zuschauern im „Hexenkessel Kradepohl“, dem Gladbacher Stadion, bewiesen die Gäste tatsächlich Nervenstärke. In der Abwehr verdienten sich Heinz Papenhoff und Torhüter Helmut Rennen die besten Noten, Kapitän Hans Frömmel brachte seine Mannschaft mit seinem Traumtor aus 25 Metern in Führung. Wenig später glichen die Gladbacher aus. Richard Job sorgte per Elfmeter zu Beginn der zweiten Hälfte für die erneute Führung, aber postwendend schlugen die Gastgeber zum 2:2 zurück. Paule Wiorek traf schließlich in der hart umkämpften Partie zum 3:2 für Bayer 04 – der Vorsprung auf die Bergisch Gladbacher war nach dem 19. Spieltag auf vier Punkte angewachsen.

In den kommenden Wochen bewiesen die Schwarz-Roten große Stabilität. Nach einem 1:0 gegen Rhenania Würselen folgten zwei Unentschieden beim SC West (0:0) und gegen den VfB Marathon Remscheid (1:1), bei dem Torhüter Fredy Mutz, der in der kommenden Saison nach Leverkusen wechseln sollte, über sich hinauswuchs. Nach dem 5:1-Sieg bei Preußen Krefeld hatte Bayer 04 nun vor den Verfolgern Bergisch Gladbach, VfL Benrath und SSV Wuppertal einen recht komfortablen Vorsprung von sieben beziehungsweise neun Punkten, wobei die Wuppertaler noch zwei Spiele weniger ausgetragen hatten.

Showdown vor großer Kulisse

Jetzt, am 4. März, kam es im Stadtpark zum großen Showdown mit dem SSV. Sollte diese Partie gewonnen werden, wäre der Aufstieg in die Oberliga so gut wie sicher. 11.000 Zuschauer bedeuteten einen Besucherrekord für diese Saison. Sie sahen eine vom Kampf geprägte Begegnung, in der Wiorek und Flohr zur Halbzeit eine 2:0-Führung für die Gastgeber herausschossen. Die Wuppertaler machten es nach ihrem Anschlusstreffer in der 75. Minute noch einmal spannend. Aber Schwarz-Rot rettete mit großem Einsatz den Vorsprung über die Zeit. „Bayer Leverkusen zieht ins Oberhaus“, titelte die Rheinische Post etwas voreilig, denn rechnerisch war die Meisterschaft noch nicht in trockenen Tüchern. Gleichwohl hatte sich Bayer 04 den letzten ernstzunehmenden Konkurrenten vom Leib gehalten – nur ein totaler Leistungseinbruch in den noch verbleibenden sechs Spielen hätte die Leverkusener stoppen können.

Doch sie gaben sich keine Blöße mehr. Am 27. Spieltag holte Bayer 04 ein 1:1 beim VfL Benrath, ausgerechnet Theo Kirchberg hatte gegen seinen Heimatverein den Ausgleich erzielt. Damit fehlte Schwarz-Rot nur noch ein Punkt für die Meisterschaft in der 2. Liga West und den Oberliga-Aufstieg.

Mit fünf Toren ins Glück

Und wer wollte ernsthaft daran zweifeln, dass dieser eine Punkt gegen den Tabellenletzten Fortuna Köln eine Woche später, am 8. April 1951, geholt werden würde. Gut 6.000 Zuschauer wurden an diesem Sonntag im Stadtpark Zeugen des ersten Aufstiegs der Vereinsgeschichte in die höchste deutsche Spielklasse. Schon während der Partie hatten Fans auf der Tribüne ein Transparent gespannt: „Bayer 04 Leverkusen in der Oberliga!“ Auf dem Platz schossen Karl-Heinz Spikofski und Paul Wiorek, der zweimal traf, zügig einen 3:0-Vorsprung heraus. Die Kölner verkürzten zwar kurz vor der Pause auf 3:1. Nach dem Seitenwechsel aber sorgten Wiorek mit seinem dritten Treffer und „Bubi“ Becks schnell für klare Verhältnisse. Kurz vor Schluss kamen die Fortunen zu ihrem zweiten Treffer.

Nach dem Abpfiff gab’s kein Halten mehr. Zuschauer und Spieler lagen sich auf dem Platz in den Armen. Dr. Fritz Jacobi, der Vereinsvorsitzende, hängte Mannschaftskapitän Hans Frömmel einen goldenen Lorbeerkranz um, Leverkusens Oberbürgermeister Johannes Ritter überreichte einen großen Fliederstrauß und erklärte, die Stadt sei stolz auf ihre Fußballer.

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Das Team feierte seinen Einzug ins Oberhaus, den bis dato größten Erfolg der Vereinsgeschichte, ausgiebig im Clubhaus und später im Vereinslokal von Fußball-Obmann Rudi Krahne.

In den Zeitungen wurde der Leverkusener Erfolg in langen Artikeln und auf Sonderseiten eingeordnet. „Die eindeutig beste Elf der Gruppe 2 der zweiten westdeutschen Liga wurde […] zum Meister gekrönt. Diese Meisterschaft fiel der Mannschaft, ihren Betreuern und Verantwortlichen nicht in den Schoß, im Gegenteil, sie wurde wie alle großen Leistungen mit viel Mühe, Arbeit und Verzicht errungen“, schrieb das Rheinecho.

Die Kölnische Rundschau sah Bayer 04 an einem „neuen Meilenstein seiner Vereinsgeschichte“ stehen und verstieg sich in ihrer „Analyse“ zu einer ebenso sperrigen wie steilen These: „Die seit Wochen schon wahrscheinliche Gruppenmeisterschaft, gleichbedeutend mit dem amtlich verbrieften Aufstieg in die oberste westdeutsche Spielklasse, hat einen Verein, der an der äußersten Peripherie des Rheinbezirks wohnt, wo schon Impulse des konkurrenzstarken Niederrheins spürbar werden, endgültig in die sportlichen Betrachtungen und Erwägungen Kölns einbezogen. Bayer 04 wurde damit, quasi über Nacht, beinahe schon zu einem Kölner Verein.“ – Da verschlägt’s einem als Leverkusener auch heute noch die Sprache. Offenbar hat der Aufstieg von Bayer 04 damals manch einen auf der anderen Rheinseite gehörig aufgeschreckt…

Leverkusen hatte nun jedenfalls im dritten Anlauf – nach den zwei gescheiterten Versuchen von 1949 – endlich den Sprung in den Fußball-Westen geschafft, in dem große Mannschaften zu Hause waren. Die Gegner in der kommenden Oberliga-Spielzeit würden Borussia Dortmund, Rot-Weiß Essen, FC Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf heißen. Mit dem Aufstieg zu einer „Fußball-Großmacht“ musste man sich allerdings noch einige Jahre gedulden.

Zahlen und Fakten zur Saison 1950/51:

Beste Abwehr: Der Meister kassierte mit 36 Treffern die wenigsten Gegentore. Siebenmal spielte man zu Null.

Auswärts spitze: Bayer 04 war die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga. Nur einmal verlor das Team auf des Gegners Platz (beim VfL 99 Köln). Neben zehn Siegen holten die Leverkusener noch vier Unentschieden.

Längste Serie: Vom 17. – 30. Spieltag blieb Bayer 04 in 14 Partien hintereinander unbesiegt.

Zuschauer: Knapp 150.000 Zuschauer sahen die 30 Spiele von Bayer 04 – im Schnitt kamen also 5.000 Besucher.

Die erfolgreichsten Torschützen: Kirchberg (14 Treffer), Job (12), Wiorek (12), Spikofski (9), Becks (7), Flohr (7)

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