Nach dem Führungstreffer durch den Bayer 04-Verteidiger gibt es Chancen auf beiden Seiten, aber sowohl Pfosten und Latte auf Oberhausener Seite als auch das schlechte Herausspielen der sich mit zunehmender Spieldauer häufenden Konterchancen der Werkself verhindern weitere Tore. Punktgleich mit Arminia Bielefeld und Rot-Weiß Essen steht die Bayer-Mannschaft auf Platz 3 der Tabelle.
Vor dem nächsten Heimspiel am Sonntag, den 8. Oktober 1967, bezieht unsere Mannschaft erstmals ein Trainingslager. Am Freitagabend steigen Trainer Theo Kirchberg und seine Schützlinge in den Bus und machen sich auf den Weg zum Hotel „Bergische Schweiz“ in Engelskirchen, um sich konzentriert und fernab vom Lärm der Großstadt auf das bevorstehende Spiel gegen Westfalia Herne vorzubereiten. Das gehört ab diesem Spiel zum Vorbereitungsprogramm, wobei Trainer Kirchberg die Vorbereitung mit dem Abschlusstraining am Freitag abgeschlossen sieht. In diesen zwei Nächten der Ruhe und Abgeschiedenheit sollen die Spieler neue Kraft und Energie tanken. Den Samstag nutzt jeder für sich. Mit Skat spielen, Spaziergängen oder Fußballtennis wird die schon bombige Kameradschaft noch gefestigter.
Zum Spiel gegen Westfalia Herne fehlt nur Torwart Hans Benzler, der im letzten Spiel in Oberhausen umgeknickt war, und wird durch Friedhelm Renno ersetzt. Vor 7.000 Zuschauern im Ulrich-Haberland-Stadion lässt die Werkself ihre Tugenden aufblitzen: Konditionsstärke, Einsatzbereitschaft und der unbedingte Wille dieses Spiel zu gewinnen. Die Westfalen stehen von Beginn an sehr tief und die Bayer 04-Fans müssen bis zur 63. Minute warten, ehe Friedhelm Strzelczyk mit einem Schuss von der Strafraumgrenze der erlösende Führungstreffer gelingt. In der 82. Minute legt Helmut „Bello“ Richert mit dem zweiten Tor nach und als der Stadionsprecher die Ergebnisse der anderen Partien der Regionalliga West durchgibt und verkündet, dass Bayer 04 wieder Spitzenreiter ist, kennt der Jubel unter den Fans keine Grenzen.
Der nächste Sonntag beschert erneut ein Heimspiel. Hamborn 07 kommt als Tabellenachter ins Ulrich-Haberland-Stadion und geht nach fünf Minuten in Führung, doch Helmut Brücken kontert dieses Tor und bringt die Bayer 04-Truppe mit Toren in der 6. und 8. Minute mit 2:1 in Führung. Die Werkself gewinnt mehr und mehr die Oberhand, aber die tapfer kämpfenden Hamborner erspielen sich in der 2. Halbzeit einen Feldvorteil und bringen die Bayer 04 – Abwehr das eine oder andere Mal in Verlegenheit. Ein Konter über Klaus Görtz bringt dann das erlösende 3:1.
Erstmals beschäftigt sich auch der Bayer 04-Vorstand mit einem möglichen Aufstieg. „Mit dem Essen kommt der Appetit“ wird Sportvorstandsmitglied Heinz Papenhoff im Stadt Anzeiger zitiert. Der ehemalige Spieler der Werkself der 50er Jahre ist sehr zuversichtlich, dass die nötigen Voraussetzungen für einen etwaigen Bundesligaaufstieg geschaffen werden können. Allerdings sind Trainer und Mannschaft eher skeptisch, lediglich Masseur Hans Bochniak sieht das anders: „Jetzt sind wir einmal oben und jetzt bleiben wir auch oben!“ (Kicker vom 16.10.1967)
Als Tabellenführer geht es für die Werkself auf die Bielefelder Alm. Nur einige wenige Bayer 04 – Fans machen sich auf den Weg nach Ostwestfalen, u.a. mietet der Wirt der Gaststätte Burghof auf der Rathenaustraße einen Bus für die Anreise zum Spiel. Das Spiel wird zum erhofften Spitzenspiel und die Werkself kalt erwischt. Nach zehn gespielten Minuten steht es schon 2:0, aber Helmut Richert kann fünf Minuten später verkürzen. In der zweiten Halbzeit übernimmt die Bayer-Elf die Kontrolle und bestürmt das Bielefelder Tor. Die Belohnung ist die 3:2-Führung durch die beiden Tore von Karl-Heinz Brücken und Friedhelm Strzelczyk. Die letzte halbe Stunde übersteht die Werkself mit einer großen Portion Cleverness und einer gesunden Härte und bleibt weiterhin das Überraschungsteam der Regionalliga West. Trockener Kommentar von Helmut Richert zum unerwarteten Auswärtssieg: „Jetzt brauchen wir nur noch zwei oder drei Siege, um nicht mehr abzusteigen.“
Der goldene Oktober soll mit einem Heimspielsieg gegen den Lüner SV abgerundet werden, doch die Westfalen spielen nicht mit. Mit einer sehr starken Leistung bringen sie die Farbenstädter an den Rand einer Niederlage. Mit viel Glück gelingt durch Leo Wilden in der 86. Minute vor 7.500 Zuschauern der Ausgleich. Da Rot-Weiß Essen sein Auswärtsspiel in Herne mit 3:1 gewinnt, fällt Bayer 04 auf den 2. Platz zurück und bereitet sich auf das nächste Auswärtsspiel beim VfR Neuß vor.
Helmut Röhrig wird am 14.12.1944 in Leverkusen geboren. Er lernt das Fußballspielen bei Bayer 04 und wird mit der A-Jugend 1963 Mittelrheinmeister vor dem 1. FC Köln. Das erste Jahr im Männerfußball spielt er in der zweiten Mannschaft der Werkself.
Mehr zeigenBernd Schuster wird am 22.12.1959 in Augsburg geboren. Sein erster Jugendverein ist der Stadtteilverein SV Hammerschmiede. Aus dieser Zeit gibt es auch eine Anekdote, die uns ein ehemaliger Platzwart anlässlich unseres Pokalspiels in Augsburg 1993 erzählt hat. Bernd ist nach der Schule immer der erste auf dem Trainingsplatz gewesen. Auf einer Anlage mit einer Laufbahn um den Fußballplatz und Toren ohne Netze hat der junge Bernd Freistöße und Ecken geübt, wohlwissend, dass er jeden Ball selber holen muss. So übt er sowohl seine Technik als auch seine Ausdauer schon als Teenager.
Mehr zeigenWolfgang „Wolle“ Rolff wird am 26.12.1959 in Lamstedt, einer Gemeinde im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven, geboren. Beim dortigen TSV Lamstedt beginnt er auch seine Fußballkarriere. In der B-Jugend wechselt er zum OSC Bremerhaven und macht parallel eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Im Nordsee-Stadion in Bremerhaven verdient er sich seine ersten Sporen im Männerfußball.
Mehr zeigenMichal „Katsche“ Kadlec wird am 13. Dezember 1984 in der tschechischen Stadt Vyskov geboren. Im Alter von sechs Jahren zieht er mit seinen Eltern in die Pfalz, weil sein Vater Miroslav ein Angebot vom 1. FC Kaiserslautern annimmt und für acht Jahre Libero bei den Roten Teufeln spielt. Im Kindergarten in Kaiserslautern lernt Katsche Deutsch. Und er spielt früh selbst Fußball: in seiner Jugend erst für den SV Alsenborn, dann für den 1. FC Kaiserslautern.
Mehr zeigenDie Saison 1969/70 beginnt für Bayer 04 mit vier Niederlagen. Damit steht die Elf von Trainer Theo Kirchberg auf dem letzten Tabellenplatz. Erst am 10. Spieltag kann sich die Werkself mit einem 4:2-Auswärtssieg in Marl-Hüls auf einen Nichtabstiegsplatz hieven. Im weiteren Verlauf der Saison gestaltet sich das Tabellenbild immer freundlicher.
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