Dabei handelt es sich um den Leipziger Organisten Stefan Kießling (40), der fünf Jahre älter als der Leverkusener Ex-Profi ist. bayer04.de hat den Berufsmusiker zum Interview getroffen…
Herr Kießling, sind Sie Fußball-Fan?
Nicht so ein Großer, muss ich gestehen. Wenn eine Weltmeisterschaft oder ähnliches stattfindet, verfolge ich schon mal ein Spiel im Fernseher. Abgesehen davon schaue ich eigentlich kein Fußball. Ich bekomme aber mit, wenn der Fußball außerhalb einer WM Emotionen weckt.
Zum Beispiel?
Ich habe unter anderem mal einige Jahre in Cottbus gelebt. Dort habe ich dann auch Anfang der 2000er die Entwicklung der Cottbuser Mannschaft mitbekommen und verfolgt. Ich fand das schön damals – auch, wenn ich nicht ständig vor dem Fernseher oder im Stadion dabei war.
Ist Ihnen Bayer 04 Leverkusen ein Begriff?
Ja, aber wie gesagt: wenn überhaupt am Rande. Ich war noch nie bei einem Fußballspiel von Leverkusen oder dort im Stadion. Natürlich auch, weil ich in Leipzig beheimatet bin. Aber ich weiß ja, worauf sie hinauswollen: Inzwischen ist mir bewusst, dass es dort mal einen Fußball-Profi gab, der so heißt wie ich… Der ist jünger als ich, ein bisschen größer gewachsen und im Gegensatz zu mir ein Blondschopf. (lacht)
Wann ist Ihnen das zum ersten Mal bewusst geworden?
Das kann ich gar nicht mehr so genau sagen, das kam eher so peu à peu. Ich wusste nicht, dass es einen Fußballer namens Stefan Kießling gibt, hatte aber irgendwann damals im Gästebuch auf meiner Homepage ein paar Einträge, weil Fans offenbar gedacht haben, es handle sich bei mir um den Fußballer. Das war anfangs schon etwas verwirrend…
Um was für Einträge hat es sich dabei gehandelt?
Die meisten waren eigentlich nett. Da haben die Einträger wohl gedacht, sie hätten es tatsächlich mit dem Fußballer zu tun, obwohl es auf meiner Homepage ja ganz offensichtlich ausschließlich um Musik geht. (lacht) 2010 wurde mir zum Beispiel dort mal gratuliert, dass ich mit der deutschen Nationalmannschaft bei der WM dabei bin… Aber es gab auch ein paar unschöne Beiträge von Leuten, die sich beschwert haben, warum ich als Musiker diese Webseiten-Adresse führe und eben nicht der Fußballer.
Gab es sonstige Verwechslungen?
Eher selten. Es gab mal eine Phase, in der ich, wenn ich irgendwo meinen Namen angeben musste, Rückfragen zum Fußballer Stefan Kießling bekommen habe. Das passiert, aber ist inzwischen wirklich abgeflacht.
Wie war Ihre Reaktion darauf?
Anfangs fand ich das eigentlich ganz witzig. Aber der Name Stefan Kießling ist jetzt auch nicht so selten: Alleine in Leipzig gibt es in der Straße, in der ich wohne, zwei Stefan Kießlings. Und ich hatte auch mal mit einer Versicherung eine Verwechslung-Geschichte mit einem Namensvetter, der haargenau dasselbe Geburtsdatum hatte wie ich. Das war schon verrückt. Es gab auch zweimal den Fall, dass ich E-Mails bekommen habe, die eigentlich an den Fußballer gerichtet waren…
Worum ging es da?
Bei dem einem Mal, das war vor drei oder vier Jahren, gab es mal von einer Zeitschrift eine Anfrage, ob ich nicht repräsentativ zu einer Veranstaltung kommen wollen würde. Da habe ich eingewilligt und dann gab es aber noch mal eine Rückfrage, ob ich denn wirklich der Fußballer sei. Da hatte jemand aus dem Management offenbar den falschen Stefan Kießling herausgesucht. (lacht) Und dann gab es auch mal die Frage von einem jungen Fußball-Fan, der ein Trikot haben wollte. Dem habe ich dann zurückgeschrieben, dass es mir sehr leid tue, dass ich aber der „Falsche“ bin und auch nicht die E-Mail-Adresse vom „Richtigen“ kenne.
Kommen wir zu Ihnen. Sie sind professioneller Konzertorganist und spielen nicht nur in Deutschland, sondern weltweit Konzerte.
Ja, das ist mein täglich Brot. Eigentlich bin ich beruflich immer irgendwie unterwegs und spiele Konzerte in Deutschland oder sonst wo auf der Welt wie zum Beispiel in Hongkong, Singapur oder Kairo. Ach, da fällt mir übrigens ein (lacht): Ich war mal auf dem Weg zu einem Konzert nach Irkutsk, als ich in der transsibirischen Eisenbahn mit einem russischen Trainer ins Gespräch kam. Er kannte sich im deutschen Sport bestens aus und listete mir unter anderem ein paar Fußballernamen auf, darunter war auch Stefan Kießling. Da musste ich innerlich schon etwas schmunzeln…
Was macht den Reiz eines Konzerts für Sie aus? Sind es die Stücke, die Sie spielen oder gar die Anzahl an Zuhörern?
Das ist ganz unterschiedlich. Insgesamt sind es oft mehrere kleine Erlebnisse, die ein Konzert toll machen. Ich habe mal in einer winzig kleinen Stadt kurz vor dem Polarkreis ein Konzert gegeben. Das Publikum war gar nicht mal so groß, aber es war abends, und mit der Atmosphäre draußen war’s einfach total idyllisch. Das größte Publikum, vor dem ich gespielt habe, waren rund 2.000 Leute – das unterscheidet sich natürlich sehr von den Zahlen in einem Fußballstadion. Das ist aber ohnehin eher selten, da könnte man bei uns eventuell drankommen, wenn die Konzerte live im Internet gestreamt werden würden, so wie zum Beispiel das Bachfest 2015 in Leipzig, bei dem ich das Eröffnungsstück spielen dufte. Da ist dann natürlich sehr viel Adrenalin dabei.
Haben Sie auch schon mal in Leverkusen gespielt?
Nein, aber ganz in der Nähe: Ich habe vor ein paar Jahren mal im Altenberger Dom ein Konzert gegeben. Im vergangenen Jahr habe ich in Köln ein Konzert gespielt und ansonsten auch schon in Wuppertal oder Düren.
Wo war Ihr letztes Konzert?
Mein letztes Konzert war Anfang Februar in Florida. Aber dann kam die Corona-Pandemie, und seitdem ist leider nichts mehr zu machen. Alle Konzerte sind abgesagt.
Das klingt gerade für einen selbstschaffenden Künstler nach einer unangenehmen Zeit.
Das ist wirklich eine brenzlige Situation aktuell. Ich für meinen Teil möchte nicht klagen; ich bin froh, dass ich gesund bin. Das ist das wichtigste. Aber ich habe viele Freunde und Kollegen, die ebenfalls professionell Musik machen und international einen sehr, sehr guten Ruf haben, die momentan vor allem wirtschaftlich unter der Corona-Krise leiden. Und das ist natürlich besonders schlimm, wenn dann da auch noch Familien dranhängen. Zurzeit dürfen ja nirgendwo Konzerte gespielt werden – und das ist für unsere Branche, die vor allem von Live-Auftritten lebt, natürlich eine ernstzunehmende Situation. Für viele von uns ist Musik nicht nur ein schönes Hobby, sondern der Beruf, dem wir Vollzeit nachgehen, um davon am Ende leben zu können. Bei uns ist der Lohn derzeit nicht auf Kurzarbeit-Niveau heruntergeschraubt, es ist aktuell schlichtweg ein Null-Einkommen. Für viele andere Branchen hat der Staat angekündigt, Hilfsgelder auf Kreditbasis zu verteilen, für die freischaffenden Musiker greift diese Regelung leider nicht. Wir laufen ein bisschen Gefahr, hinten runterzufallen, und das ist natürlich eine Sorge, die sehr viele Musiker gerade eben betrifft.
Wie halten Sie sich aktuell über Wasser?
Ja, das ist wie gesagt schwierig. Ich warte auf Aufträge, die beschränken sich zurzeit leider auf Unterricht oder Coachings via Internettelefonie.
Vielen Dank fürs Gespräch!
Rund um das Heimspiel in der Google Pixel Frauen-Bundesliga gegen den SV Werder Bremen wird Bayer 04 seinen Fans am kommenden Sonntag, 16. März, im Umlauf des Ulrich-Haberland-Stadions ein buntes Rahmenprogramm anbieten. Teil des Familien-Spieltags ist auch eine Autogrammstunde mit den beiden derzeit verletzten Profispielerinnen Katharina Piljic und Vanessa Haim.
Mehr zeigenAm Donnerstagvormittag hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den 19. Spieltag der Google Pixel Frauen-Bundesliga zeitgenau angesetzt. Demnach findet das Derby gegen den 1. FC Köln am Montag, 14. April, um 18 Uhr statt.
Mehr zeigenSichere dir den WOW Frühjahrs-Deal und spare 30% auf das 12-Monats Live-Sport Abo. Stream den ganzen Live-Sport, den Sky Sport zu bieten hat, und verpasse kein Samstagsspiel von Bayer 04!
Mehr zeigenIm Hinblick auf die kommende Wahlperiode können sich interessierte Mitglieder, die das vorgegebene Anforderungsprofil erfüllen, ab sofort für den Kurvenrat Leverkusen bewerben. Die Bewerbungsphase läuft bis zum 31. März, die Wahlen des Kurvenrats finden voraussichtlich im Mai statt.
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