Meis­ter, Natio­nal­spie­ler und Abwehr­or­ga­ni­sa­tor

Leo Wil­den wird 85

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Sieben Jahre war Leo Wilden für Bayer 04 aktiv, davon drei Jahre als Spieler und vier als Funktionär. Seine größten sportlichen Erfolge erlebte er zwar mit dem 1. FC Köln, aber auch in Leverkusen hinterließ der Abwehrspieler Spuren. Am 3. Juli 2021 feiert Leo Wilden seinen 85. Geburtstag. Bayer 04 gratuliert ganz herzlich!

Als der Werksklub im Sommer 1966 den Wechsel von Leo Wilden nach Leverkusen verkündete, konnte man mit Fug und Recht von einem Transfercoup sprechen. Wilden war mit dem 1. FC Köln 1962 und 1964 zweimal Deutscher Meister geworden, zudem kam er als 15-facher deutscher Nationalspieler, der 1962 an der WM in Chile teilgenommen hatte. Mit dem prominenten Neuzugang verband man an der Dhünn die Hoffnung auf größere Stabilität in der Abwehr. Denn die hatte sich in den Jahren zuvor als äußerst löchrig erwiesen.

Leo war jemand, der den Laden zusammenhielt.

Wilden galt zum einen als kompromissloser, kampfstarker Mittelläufer, der eine Abwehr organisieren konnte. Zum anderen zeichnete ihn seine gute Technik und Spielübersicht aus. Als 30-jähriger ehemaliger Bundesligaspieler verfügte er über viel Erfahrung. „Trotz seiner Erfolge habe ich Leo als zurückhaltenden Menschen kennen- und schätzen gelernt“, erinnert sich Friedhelm Renno, damals als Torhüter Wildens Mannschaftskollege. „Er besaß große fußballerische Qualitäten, hat sich aber immer in den Dienst der Mannschaft gestellt und war insgesamt ein angenehmer Sportkamerad“, so Renno, der heute Vorsitzender des Ältestenrats in der Fußballabteilung des TSV Bayer 04 ist. 

Auch mit Leo Wilden brachte es Bayer 04 in der Saison 1966/67 nur auf den 10. Platz in der Regionalliga West. In seiner zweiten Spielzeit für die Leverkusener war der gebürtige Kölner dann einer der großen Leistungsträger im Team von Trainer Theo Kirchberg, das souverän den Titel holte und sich damit für die Bundesliga-Aufstiegsrunde qualifizierte. „Leo war jemand, der den Laden zusammenhielt“, sagt Helmut Röhrig, ein weiterer Mannschaftskollege aus der damaligen Zeit. „Wir haben alle zu ihm hochgeschaut. Er war ein absoluter Profi, einer, der voranging, das merkte man sofort. Er sprach viel auf dem Platz, war rigoros in seinen Anweisungen und fand auch mal harte Worte. Aber es blieb immer kameradschaftlich. Ich habe viel von ihm profitiert, weil ich mich mit ihm im Rücken auf das Offensivspiel konzentrieren konnte.“

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Verlässliche Defensivkraft: Leo Wilden (r., hier gegen den Bonner SC) lief drei Jahre für die Werkself auf, anschließend war er als Funktionär bei Bayer 04 tätig.

Auch Willi Haag, damals rechter Verteidiger, denkt gerne an die Zeit mit Leo Wilden zurück: „Ich kam 1967 nach Leverkusen und durfte als 23-Jähriger gleich neben einem Ex-Nationalspieler in der Abwehr ran. Das war für mich etwas Besonderes. Leo bestimmte ganz klar, wie wir in der Abwehr zu stehen hatten und wie wir von hinten rausspielen sollten. Er strahlte eine unglaubliche Ruhe am Ball aus, war für alle eine absolute Respektsperson und hatte einen engen Draht zu Trainer Theo Kirchberg.“

Die Bayer-Elf scheiterte in der Aufstiegsrunde nur knapp und verpasste 1968 als Zweiter hinter Kickers Offenbach den Sprung ins deutsche Fußball-Oberhaus. „Wir haben mal die Aufstiegsluft geschnuppert und Appetit bekommen“, sagte Leo Wilden nach einer Saison, die in Leverkusen eine neue Fußball-Euphorie ausgelöst hatte. Doch die Hoffnungen, in der folgenden Spielzeit 1968/69 erneut den Aufstieg anpeilen zu können, erfüllten sich nicht – Bayer 04 wurde nur Achter.

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Leo Wilden, inzwischen 33, musste wegen eines Herzleidens seine Karriere beenden, blieb den Leverkusenern aber als Funktionär erhalten. 1971 wurde er Stellvertreter von Fußball-Obmann Dr. Jürgen Schwericke und arbeitete in dieser Position bis 1973 unterm Bayer-Kreuz. Später trainierte Wilden im Kölner Umland mehrere Amateur-Vereine. Für den 1. FC Köln war er überdies als Talent-Späher unterwegs und saß zwischen 1995 und 2010 im Sport- und Vereinsbeirat des Klubs.

Schon während seiner aktiven Zeit bei Bayer 04 war der gelernte Schreiner im Groß- und Einzelhandel für Tabakwaren aktiv. Er betrieb Geschäfte in mehreren Kölner Stadtteilen, für die heute seine Tochter Gitta verantwortlich ist.