Der Bayer beim Bayer

Lars Ben­der

Zwölf Jahre kickte er für Bayer 04, fünf Spielzeiten davon führte er die Werkself als Kapitän aufs Feld. 341 Mal lief er mit dem Kreuz auf der Brust auf, und sein Charakter ist über jeden Zweifel erhaben. Lars Bender ist zum Ende der Saison 2020/21 in die Riege der Ehrenspielführer aufgenommen worden. Er ist damit nach Ulf Kirsten, Carsten Ramelow, Bernd Schneider, Simon Rolfes, Rüdiger Vollborn und Stefan Kießling der siebte Spieler, dem diese Auszeichnung zuteilwurde.

März 2016, früher Nachmittag: Einer von so vielen Terminen, die Lars Bender für seinen Klub im Laufe der vergangenen zwölf Jahre wahrgenommen hat. Ein Treffen mit dem Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath im Rathaus für ein Doppel-Interview im Werks11 Magazin. Lars ist schon zehn Minuten vor der vereinbarten Uhrzeit im Foyer des fünften OG im Wiesdorfer „Ufo“. Überpünktlich wie fast immer. Entspannt und offen für das, was da kommen mag.

Im Büro des OB entwickelt sich schnell ein lebhaftes Gespräch zwischen dem Rathaus-Chef und dem Bayer 04-Kapitän über Identifikation, Leverkusen, Heimat, Führungsstile und vieles andere mehr. Fast zwei Stunden tauschen sich die beiden aus, zum Abschluss zeigt Richrath seinem Gast noch den Ratssaal. Nicht einmal schaut Lars Bender während des Treffens auf die Uhr. Er ist zugewandt, interessiert, stellt Fragen.

Ein paar Jahre zuvor hatte er, der große Filmfan – ebenfalls fürs Vereinsmagazin – nur ein paar Meter weiter an einer exklusive Führung durchs Kinopolis teilgenommen, in den damals gerade angelaufenen Film „Invictus“ mit Morgan Freeman und Matt Damon in den Hauptrollen reingeschaut und anschließend begeistert über seine Filmleidenschaft gesprochen. Und in jeder Minute spürte man, dass solche Termine für ihn eben keine lästigen PR-Aufgaben sind.

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Es sind nur zwei Beispiele dafür, wie der Mensch Lars Bender tickt. So wie er auf dem Platz immer die Zuverlässigkeit in Person war, ein absoluter Teamplayer, einer, der gerne seine Knochen hinhält für den Erfolg der Mannschaft, der keinem Zweikampf aus dem Weg geht, ein Malocher und Kilometerfresser. So professionell und einsatzbereit zeigt er sich auch abseits des Rasens. Dieses umfassende Pflichtbewusstsein gehört zu seinem Berufsethos. Es ist für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Der gebürtige Rosenheimer war immer „stolz und dankbar“, wenn er das Trikot mit dem Kreuz auf der Brust tragen durfte. „Ich weiß, dass viele Fans einen ausgeprägten Lokalpatriotismus pflegen. Das kommt ja auch in unserer Hymne zum Ausdruck: Zwischen Bayer-Werk und Wasserturm, an Wupper, Dhünn und Rhein… Das finde ich gut, ich bin auch sehr heimatverbunden.“

Alles begann in Brannenburg

Damals, als er im August 2009 als frisch gebackener U19-Europameister vom TSV 1860 München unters Bayer-Kreuz wechselte, war es noch nicht absehbar, dass er all seine 255 Bundesligaspiele für „nur“ einen Klub absolvieren wird. An sein erstes Training in Leverkusen erinnert sich Bender noch, als wär’s gestern gewesen: „Die Mannschaft war gar nicht da, ich trainierte individuell mit Co-Trainer Peter Hermann. Alles an diesem Verein kam mir sehr groß vor. Auch vor zehn Jahren gehörte Bayer 04 ja schon zum Besten, was die Bundesliga zu bieten hatte. Ich bin die Sache also mit einer gewissen Ehrfurcht angegangen.“

Aber der Bua aus Oberbayern brachte auch eine gehörige Portion Selbstvertrauen mit. In Brannenburg, einem kleinen Örtchen in der Nähe von Rosenheim, begannen Lars und sein um zwölf Minuten jüngerer Zwillingsbruder Sven mit dem Kicken. In der E-Jugend zog es die beiden nach Unterhaching, später folgte in der U14 der gemeinsame Wechsel zu 1860 München. Unzertrennbar waren die Zwillinge – bis 2009, als Lars nach Leverkusen und Sven nach Dortmund ging.

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Dem Älteren fiel die Eingewöhnung fernab der Heimat relativ leicht, weil er mit Daniel Schwaab, Richy Sukuta-Pasu, Stefan Reinartz und Toni Kroos einige Teamkollegen schon aus diversen U-Nationalmannschaften kannte. Sportlich aber war’s eine große Umstellung.

Im Team spielten damals gestandene Profis wie Sami Hyypiä, Simon Rolfes, Stefan Kießling und Manuel Friedrich. Außerdem junge, aufstrebende Talente wie Kroos, Arturo Vidal und René Adler. „Das waren schon Hausnummern“, sagt Bender, dem im Training anfangs vieles zu schnell ging. „Ich war immer ein Typ, der Gas geben und laufen konnte ohne Ende. Aber in den ersten Wochen dachte ich mir manchmal: ‚Hey, du bist doch immer unterwegs, du rennst und gibst alles. Aber du kommst nicht an den Ball, du stehst nie frei. Wie kann das sein?’“ Nun, der Neuzugang von den Löwen lernte recht zügig, sich intelligenter zu bewegen und Bälle schneller zu verarbeiten.

Viel von Jupp Heynckes gelernt

Dass er gleich in seiner ersten Saison auf 20 Bundesliga-Einsätze kam, lag auch an einem besonderen Trainer. „Von Jupp Heynckes habe ich extrem viel gelernt“, sagt Bender. „Er konnte junge Spieler entwickeln, führte viele Gespräche mit mir, gab mir immer ein ehrliches, direktes Feedback. Die Kritik hat manchmal ganz schön gesessen. Aber mir tat seine Art sehr gut.“

An sein Pflichtspiel-Debüt für Schwarz-Rot kann sich Bender beim besten Willen nicht mehr erinnern. Er gab es am 20. September 2009 beim 0:0 im Heimspiel gegen Werder Bremen – in der 46. Minute wurde er für Theofanis Gekas eingewechselt. Sein erstes Tor hingegen hat er nicht vergessen. Am 6. November desselben Jahres traf der Mittelfeldspieler – kurz vor Schluss und nur drei Minuten nachdem er eingewechselt worden war – zum 4:0-Endstand gegen Eintracht Frankfurt. Ein Schuss aus ganz spitzem Winkel. Am Ende seiner ersten Saison für die Werkself sprangen Platz vier und die Qualifikation für die Europa League heraus.

Er war glücklich, den Sprung in die Mannschaft geschafft zu haben. Froh darüber, dass er sich festspielen konnte, die Erwartungen erfüllt und eine Perspektive hatte. „Sie hätten ja auch sagen können: ‚Okay, nicht schlecht, aber wir leihen den Jungen vielleicht doch noch zu einem anderen Verein aus.‘ Stattdessen gaben sie mir das Gefühl: Du gehörst hier hin. Das habe ich als große Auszeichnung empfunden.“

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In seinem zweiten Leverkusener Jahr zählte Lars Bender schon zum Stammpersonal. 40 Pflichtspiele absolvierte der jetzt 21-Jährige für die Werkself, leistete als Abräumer im defensiven Mittelfeld, der kompromisslos dazwischenhauen konnte, ebenso wie als taktisch kluger und mit großer Passsicherheit ausgestatteter Gestalter seinen großen Anteil an einer erfolgreichen Saison. Bayer 04 wurde 2011 Vizemeister und hatte sich damit nach langer Abstinenz erstmals wieder für die Champions League qualifiziert. „Es gab unglaublich gute Typen in der Mannschaft. Da war ein besonderer Geist in der Truppe, eine große Geschlossenheit. Die Vizemeisterschaft hätte uns vor der Saison doch keiner zugetraut. Mir tut es immer noch weh, dass wir im Endspurt ausgerechnet durch ein 0:2 in Köln aus dem Meisterschaftsrennen ausgeschieden sind. Wer weiß, wozu es noch gereicht hätte.“

Seine starke Saison jedenfalls machte auch Bundestrainer Joachim Löw auf den Leverkusener aufmerksam. Im September 2011 gab Bender sein Länderspiel-Debüt beim 2:2 in Polen und stand neun Monate später im EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft. Nach zwei Kurzeinsätzen in den Gruppenspielen gegen Portugal und die Niederlande kam sein großer Augenblick im dritten Duell mit Dänemark. Als rechter Verteidiger lieferte Lars eine Klasse-Leistung auf der ungewohnten Position ab und schoss, nachdem er den Angriff selbst eingeleitet und einen Sprint über den ganzen Platz hingelegt hatte, das 2:1-Siegtor für die DFB-Auswahl. Im Viertelfinale gegen Griechenland (4:2) und im Halbfinale gegen Italien (1:2) kam Lars dann nicht mehr zum Einsatz.

Champions-League-Debüt an der Stamford Bridge

An internationalen Highlights hat es in der Saison 2011/12 auch mit der Vereinsmannschaft nicht gemangelt. Seine Premiere in der Champions League war ein solcher magischer Moment. „Auf einmal stehst du dort, wovon du als Kind und Jugendlicher immer geträumt hast und hörst diese Hymne“, schwelgt Bender in Erinnerungen an das Spiel an der Stamford Bridge beim FC Chelsea. Die Auftaktpartie ging zwar mit 0:2 verloren, „aber es war trotzdem eine sensationelle Erfahrung, die mir keiner mehr nehmen kann“.

Im Rückspiel sollte es noch besser kommen. Manuel Friedrich köpfte die Werkself mit seinem Tor gegen den Premier-League-Topklub in der Nachspielzeit ins Achtelfinale, wo der nächste große Gegner wartete: Beim FC Barcelona gab’s dann freilich eine Lehrstunde der besonderen Art. „Ich weiß, dass Messi mal gegen einen deutschen Verein fünf Tore in einem Spiel erzielt hat, aber ich kann mich partout nicht mehr daran erinnern, gegen wen das war“, „gesteht“ Bender mit einer gehörigen Portion Selbstironie.

Auf einmal stehst du dort, wovon du als Kind immer geträumt hast und hörst diese HymneLars Bender

Ja, doch, er stand beim 1:7 gegen Barca im Camp Nou selbst auf dem Rasen. Und staunte Bauklötze ob des Auftritts von Messi. „Jeder hat mal so Tage, wo alles zusammenpasst. Wenn das aber einem wie Messi passiert, dann sieht das schon noch einmal ein bisschen anders aus. Das muss man neidlos anerkennen.“

„Hier zählen noch andere Dinge“

Keine Frage, es war eine herbe und in ihrer Höhe einmalige Schlappe in Barcelona. Mehr als solche Niederlagen machten Bender aber seine Verletzungen zu schaffen, die ihn immer wieder mal zurückwarfen. Doch selbst diese Phasen hatten auch ihr Gutes. Denn sie zeigten Lars, dass er sich 2009 für den richtigen Verein entschieden hatte. „Es gab für mich zwei extrem harte Jahre mit langen Verletzungspausen. Ich wurde aber nie in Frage gestellt, sondern spürte den Rückhalt im ganzen Verein. Jeder hat geschaut, dass ich wieder gesund werde und fit zurückkomme. Das ist der Moment, in dem du spürst: Hier geht etwas über den Fußball hinaus. Hier zählen auch noch andere Dinge.“

Bayer 04 war längst zum Klub seines Herzens geworden. Jemand wie Lars Bender braucht eine solche enge Bindung, die auf gegenseitiger Wertschätzung gründet, um sich wohl zu fühlen, um die volle Leistung abrufen zu können. Es ist nicht selbstverständlich, nach solchen Verletzungspausen immer wieder den eigenen Rhythmus zu finden, immer wieder das alte Leistungsniveau zu erreichen. Dazu gehört eine Menge Selbstdisziplin. „Ich glaube, mir ist dies über die Jahre sehr gut gelungen“, sagt Lars.

Sowohl er als auch sein Bruder Sven wissen, dass eben dieser unbändige Wille, diese Bereitschaft, sich ohne Rücksicht auf den eigenen Körper in jeden Zweikampf zu stürzen, ihr größter Trumpf ist. „Wir sind beide der Meinung, dass wir nur so weit gekommen sind, weil wir so sind, wie wir sind“, formuliert es Lars. Bezeichnend, dass Sven einmal auf die Frage, wer denn sein unangenehmster Gegenspieler gewesen sei, antwortete: „Lars, weil der genauso bescheuert auf dem Platz ist wie ich.“

Bescheuert, verbissen, ehrgeizig, echte bayrische Sturköpfe halt: Wenn’s ums Spielen geht, hört der Spaß auf bei den Bender-Zwillingen. Noch nicht mal irgendein stinknormales Gesellschaftsspiel können die beiden miteinander spielen, ohne dass das in Stress ausarten würde. „Deshalb lassen wir es inzwischen; wir können einfach nicht gegen den anderen verlieren“, sagt Lars und muss schmunzeln. Ansonsten aber sind die beiden natürlich ein Herz und eine Seele.

Manchmal mit bajuwarischer Kauzigkeit

Lars weiß selbst, dass diese Art der Übermotivation nicht immer förderlich ist. Als Führungsspieler und Kapitän habe er immer Verantwortung übernehmen wollen. Manchmal sei er dabei zu forsch gewesen, zu ungeduldig. „Auch zu naiv, gerade in Phasen, in denen ich verletzt war und der Mannschaft aktiv nicht helfen konnte, wollte ich zu schnell auf den Platz zurück.“

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Lars Bender genießt hohes Ansehen im gesamten Team. Die Kapitänsbinde, die er fünf Jahre lang trug, und die damit einhergehende Verantwortung haben ihn noch reifer werden lassen. Er kann sich gut ausdrücken, hielt immer wieder kurze, authentische Reden, wenn Spieler mannschaftsintern verabschiedet wurden, nahm sich gerne mit viel Empathie der ganz jungen Talente an, denen gerade der Schritt in den Lizenzspielerbereich gelungen war.

Was allerdings nicht bedeutet, dass nicht zuweilen auch seine typisch bajuwarische knorrige Kauzigkeit zum Vorschein kommt. Er ist nun einmal ein emotionaler Mensch. Wenn er mit der Mannschaft unterwegs zum Spiel im Bus sitzt, zieht er sich auf seinen Kopfhörern meistens Musik von Metallica rein, um das Blut ein bisschen in Wallung zu bringen. So baut er Spannung auf. „Und dann haut man auf dem Platz alles raus, was man hat, um das Spiel zu gewinnen.“ Klappt das nicht, platzt ihm auch schon mal der Kragen. „Manchmal bräuchtest du einfach ein bisschen mehr Zeit, um runterzufahren. Aber dann stehst du unmittelbar nach dem Abpfiff im Interview und sagst Sachen, die du nur etwas später so nicht formuliert hättest.“

Dann kommt der Grantler durch. Dabei werden doch immer wieder „Typen“ gefordert, die nicht nur brav ihre austauschbaren Sprüche runterspulen. „Wie passt das denn bitteschön zusammen?“, fragt Bender. Er jedenfalls hat sich nie verstellt. „Auch innerhalb der Mannschaft gibt’s ja hin und wieder den einen oder anderen Disput. Man sollte da nicht immer jedes Wort auf die Goldwaage legen. Aber mir ist es immer wichtig, die Dinge anschließend auch wieder zu bereinigen und aus der Welt zu schaffen.“

Bei aller Hingabe an seinen Sport: Viele Begleiterscheinungen des Fußballs wie den medialen Hype und das damit verbundene Gefühl, ständig unter Beobachtung zu stehen, oder die Selbstvermarktungsstrategien von Profis via Social Media sieht Lars Bender skeptisch. „Überall ist alles miteinander vernetzt. Fußball und Fußballer sind omnipräsent. Jeder hat seine Communities, postet ständig Fotos und Videos. Früher war uns die Privatsphäre wichtiger.“

Lieber analog als digital

Dabei ist es ja nicht so, als hätte er es nicht auch mal ausprobiert. Eine Zeit lang waren er und Sven mit einem eigenen Account auf Instagram und Facebook vertreten. Weil man ihnen ständig in den Ohren lag: „Hey, das gehört doch heute dazu, versucht’s doch einfach mal.“ Also haben sie es versucht, haben fleißig gepostet und geliked. Aber gefallen hat es ihnen nicht.

Warum nicht? „Wir sind nicht die Typen, die es ins Scheinwerferlicht drängt. Wir wollen kein Bild von uns entwerfen, wer wir sind, wie wir sind“, erklärt Lars Bender. „Für uns fühlte sich das falsch an. Dieses Medium passt einfach nicht zu uns. Aber wenn andere es nutzen, ist das absolut in Ordnung. Für junge Spieler ist es heute fast unabdingbar, präsent zu sein auf den Social-Media-Kanälen. Du kannst ja auf diese Art unfassbar viele Menschen erreichen, oder, wie es so schön heißt, Reichweite generieren. Aber um ehrlich zu sein: Ich möchte nicht mehr mit den Jungen tauschen.“

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Er selbst bevorzugt den direkten, analogen Kontakt zu Menschen. Öffentlichkeitsarbeit für seinen Klub und die Beziehung zu den eigenen Fans waren und sind ihm extrem wichtig. „Ich will ja auch etwas zurückgeben. Der Klub, seine Geschichte und die Menschen hier bedeuten mir viel. Es gibt so viele Fans, die seit Kindertagen zu ihrem Bayer gehen. Da ist es nicht zu viel verlangt, Kontakt zu halten, den Austausch zu suchen. Am Ende wollen wir doch alle dasselbe: Möglichst viel Erfolg! Jeder arbeitet von einer anderen Position aus an diesem Ziel und hat seinen eigenen Blickwinkel. Es kann nie schaden, wenn man sich das anhört, um den Gesamtverein im Blick zu behalten.“

Nach zwölf Jahren hat Lars Bender seinen Klub nicht nur im Blick. Er fühlt sich ihm längst aufs Innigste verbunden und fest verwurzelt. Er konnte sich nie vorstellen, in der Bundesliga je für einen anderen Verein zu spielen. „Ich habe wohl in all den Jahren in Leverkusen kaum einen anderen Spieler erlebt, der sich so sehr mit Bayer 04 identifiziert hat wie er“, sagt Sport-Geschäftsführer Rudi Völler über Lars Bender. 

Ein schwerer, aber konsequenter Schritt

Wie schwer es ihm und Sven im Dezember vergangenen Jahres gefallen sein muss, ihr Karriereende für den Sommer 2021 anzukündigen nach fast 15 Jahren als Profis, kann man erahnen. „Nach langer Bedenkzeit und unzähligen Gedankenspielen hinsichtlich unserer Zukunft sind wir letztlich zu dem Entschluss gekommen, dass wir unsere Reise mit Bayer 04 nicht fortführen werden“, teilten die Zwillinge in der gemeinsamen Stellungnahme mit. Es sei eine Entscheidung für die Gesundheit und die Familie. „Jeder, der uns kennt, weiß, dass wir jeden Tag 100 Prozent geben. Dass das für uns im Training und im Spiel immer die Grundvoraussetzung war. Es fällt uns leider zunehmend schwerer, dies mit all den Schmerzen und körperlichen Problemen, unter denen wir mehr und mehr zu leiden haben, kontinuierlich abzurufen.“

Während Sven nach überstandenen Sprunggelenksproblemen in Bremen noch einmal auf den Platz zurückkehren konnte, wurde die letzte Phase dieser Spielzeit für Lars zu einem Rennen gegen die Zeit. Am 23. Januar hat er gegen Wolfsburg zum letzten Mal auf dem Platz gestanden. Dann setzte ihn eine Meniskus-Operation außer Gefecht. So endete eine außergewöhnliche Laufbahn still. Ohne großen Bahnhof, ohne emotionales Goodbye vor 30.000 ergriffenen Fans in der BayArena.

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Die beiden Brüder können es verkraften und fanden wie so oft die richtigen Worte. „Die Entscheidung, seine Karriere zu beenden, sollte nicht von der Art des Abschieds abhängig gemacht werden“, sagte Sven bei der letzten Medienrunde der Benders. „Für uns war und ist die Bindung zu den Fans im Stadion in jedem Spiel von großer Bedeutung. Im Endeffekt haben wir uns ja 15 Jahre lang bei jedem Spiel vorgestellt und nach dem Spiel wieder verabschiedet. All die gemeinsamen Erlebnisse werden auf ewig hängenbleiben.“

Zur Person:

Geburtsdatum und -ort:
27. April 1989 in Rosenheim

Vereine:
TSV Brannenburg, SpVgg Unterhaching, TSV 1860 München, Bayer 04

Bundesligaspiele:
255

Bundesligatore:
21

Erfolge:
19 Länderspiele für Deutschland (4 Tore), U19-Europameister 2009, Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, Vizemeister 2011, Vize-Pokalsieger 2020, sechs Qualifikationen für die Champions League