Paulinho, Anfang April hast du dir im Spiel gegen Belo Horizonte den linken Arm gebrochen und musstest operiert werden. Wie geht‘s deinem Ellenbogen heute?
Paulinho: Ich bin in der Endphase der Physiotherapie und warte eigentlich nur noch auf die Erlaubnis vom Arzt, dass ich wieder spielen und Gewichte heben darf, um die verlorene Muskulatur wiederzugewinnen.
Am 15. Juli wirst 18 Jahre alt. Ab diesem Tag gilt dein Vertrag bei Bayer 04, kurz darauf wirst in Leverkusen erwartet. Bist du schon aufgeregt?
Paulinho: Ja total. Ich denke auch, das ist normal, wenn man als Sportler in ein neues Land, auf einen neuen Kontinent geht. Das ist einfach eine neue Phase in meinem Leben. Ich freue mich riesig und bin mir sicher, dass ich mich schnell eingewöhnen werde. Ich will das Beste aus dieser großen Chance machen.
Hast du schon mit einem Spieler von Bayer 04 Kontakt gehabt? Vielleicht mit deinem Landsmann Wendell?
Paulinho: Genau. Wendell hat mich angeschrieben und willkommen geheißen. Er hat mir gesagt, dass ich mich entspannen soll und ich mich bei Bayer 04 schnell einleben und sehr wohlfühlen werde. Und er hat mir auch davon erzählt, wie das Team bis zuletzt auf dem Weg in die Champions League war, was am Ende aber ja leider nur ganz knapp nicht geklappt hat.
Was erwartest du von der Bundesliga und dem europäischen Fußball, von dem es heißt, dass er anders ist als der südamerikanische?
Paulinho: Die Bundesliga ist eine der besten Ligen der Welt. Ich weiß, dass ich absolut fit sein muss, um in Deutschland gut performen zu können. Aus diesem Grund arbeite ich derzeit auch sehr hart daran, meine Kondition zu verbessern und kräftiger zu werden.
Was hast du dir vorgenommen?
Paulinho: Ich habe mein ganzes Leben lang schon immer in Etappen gearbeitet – also immer eins nach dem anderen. Zunächst einmal will ich in Deutschland ankommen, mich mit allem vertraut machen und bei Bayer 04 gut integrieren. Sportlich will ich neben guten Leistungen in der Bundesliga natürlich auch in der Europa League meinen Beitrag zum Erfolg liefern. Ich möchte den Bayer 04-Fans gerne ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Mein großes Ziel ist es, mit Leverkusen regelmäßig die Champions League mitzuerleben und bei anderen großen Wettbewerben zu spielen.
Klingt ambitioniert für einen 17-Jährigen. Mal abgesehen,von den namhaften Gegenspielern, die dir ab der kommenden Saison in der Bundesliga und Europa League gegenüberstehen werden – hast du keine Angst vor dem Konkurrenzkampf bei der Werkself?
Paulinho: Nein! Um weiterzukommen, muss man sich ein Beispiel an den Großen nehmen. Ich will lernen und zeigen, dass ich auch Fußballspielen kann.
Was erwartest du vom Leben in Europa?
Paulinho: Alles, was ich bis jetzt über Europa gehört habe, ist sehr positiv. Aus diesem Grund habe ich auch hohe Erwartungen. Für mich geht ab Mitte Juli ein Traum in Erfüllung.
Wird dich deine Familie nach Deutschland begleiten?
Paulinho: Ja, meine Eltern und einer meiner drei Brüder kommen mit mir nach Deutschland. Ob die anderen beiden auch nachkommen, das steht noch nicht fest. Mir ist es wichtig, dass ich meine Familie unterstützen kann. Das gilt auch für alle anderen, die mir bis jetzt geholfen haben. Ihnen will ich etwas zurückgeben.
Wie schwer fällt es dir, bald Abschied von deiner Heimat zu nehmen?
Paulinho: Das ist nicht leicht. Aber ich habe in der Vergangenheit sehr hart dafür gearbeitet, Profi-Fußballer zu werden. Zum Glück kommen meine Eltern mit nach Deutschland, trotzdem muss ich viele Bekannte in Brasilien zurücklassen. Allein bei Vasco (Anm., Vasco da Gama Rio de Janeiro) bin ich schon seit acht Jahren – der Verein ist wie ein zweites Zuhause für mich. Aber anderseits ist es irgendwie auch ein schöner Abschied, weil für mich bald ein neuer Lebensabschnitt beginnt und mir alle die Daumen drücken.
Du hast kürzlich angefangen, die deutsche Sprache zu lernen. Kannst du schon ein bisschen was sagen?
Paulinho: Ich versuche jetzt am Anfang eher die Wörter zu lernen, die mit Fußball zu tun haben und später dann in Deutschland mit der Sprache weiter zu kommen. „Bis bald“ kann ich aber schon sagen! (lacht)
Das Gespräch führte Clicia Jouvin
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