Jan, als du 1996 nach Leverkusen kamst, warst du schon 33 und hattest mit der PSV Eindhoven bereits sechsmal die niederländische Meisterschaft und einmal den Europapokal der Landesmeister gewonnen, warst dreifacher Pokalsieger und EM-Teilnehmer. Mit welchen Erwartungen hast du damals bei Bayer 04 angefangen?
Heintze: Ich kam ja damals vom KFC Uerdingen, wo ich zwei Jahre gespielt hatte und die Bundesliga kennenlernen konnte. Ich freute mich total auf Leverkusen, auch wenn Bayer 04 ja eine schwierige Saison hinter sich hatte und 1996 fast abgestiegen wäre. Aber vom ersten Trainingstag an hatte ich das Gefühl, Mensch, das ist eine super Mannschaft, mit der können wir etwas erreichen.
Es gab viele Neuzugänge in dieser Saison, auch Jens Nowotny, Niko und Robert Kovac und Erik Meijer fingen gemeinsam mit dir unterm Bayer-Kreuz an.
Heintze: Ja, es herrschte eine Aufbruchstimmung, das war deutlich zu spüren. Mit Christoph Daum war ja auch ein neuer Trainer gekommen. Und innerhalb der Mannschaft herrschte ein unheimlich toller Teamgeist, unser Zusammenhalt war großartig. In dieser Beziehung waren die Leverkusener Jahre wirklich die schönste Zeit meiner Karriere.
Kannst du dich noch an dein erstes Pflichtspiel im Bayer-Trikot erinnern?
Heintze: Ehrlich gesagt, nein.
Erste Runde im DFB-Pokal, ihr habt 3:5 im Elfmeterschießen bei Werder Bremen verloren…
Heintze: Na ja, kein glücklicher Auftakt, aber in der Bundesliga waren wir sofort da. Wir sind mit viel Spielfreude und großer Motivation in die Partien gegangen. Und ich muss auch sagen, dass das Training unter Christoph Daum und Roland Koch mir sehr entgegenkam. Die beiden haben viel Wert auf Fitness und Ausdauer gelegt. Als ich drei Jahre später wieder zur PSV Eindhoven wechselte, war ich schon 36 und trotzdem der mit Abstand Fitteste im gesamten Team.
Erik Meijer hat im Werkself Podcast gesagt, drei Jahre Daum wären so intensiv wie neun Jahre bei einem normalen Trainer...
Heintze: (lacht) Ja, da hat der Erik recht. Daum und Koch waren ein klasse Duo, sie forderten viel von uns und haben sich dabei perfekt ergänzt. Christoph Daum zählte in meiner 21-jährigen Profikarriere zu den besten Trainern, die ich je hatte. Er konnte einfach das Beste aus jedem Spieler rausholen.
Du bist schon zu deinen Uerdinger Zeiten und später auch bei Bayer 04 immer in Nuenen in der Nähe von Eindhoven wohnen geblieben. Wie waren die Autofahrten in der Fahrgemeinschaft mit Erik Meijer?
Heintze: Ach, das war eine herrliche Zeit, wir hatten unglaublich viel Spaß auf diesen Fahrten. Wir waren schon ein Jahr gemeinsam nach Uerdingen gefahren und bereits dort immer die Ersten beim Training und die Letzten, die wieder nach Hause fuhren. In diesen vier Jahren war ich mehr mit Erik zusammen als mit meiner Frau.
Erik behauptet, wenn du gefahren bist, wart ihr immer eine Viertelstunde schneller in Leverkusen. Lag das am Auto oder an deinem Bleifuß?
Heintze: (lacht) Mag sein, dass ich damals noch ein bisschen mehr aufs Gaspedal gedrückt habe. Heute fahre ich definitiv ruhiger.
Ihr habt auch als Mannschaft in der Bundesliga ordentlich Gas gegeben und seid gleich in deiner ersten Saison Vizemeister geworden.
Heintze: Wir waren sogar sehr nah dran an der Meisterschaft. Schade, dass wir es in den letzten Spielen nicht gepackt haben. Aber es war trotzdem eine super Saison...
…in der die ‚älteste Flügelzange der Welt‘, wie Daum dich und Hans-Peter Lehnhoff nannte, die Bundesliga aufgemischt hat. Du auf der linken Seite, Hans-Peter auf der rechten: Ihr wart als damals 33-Jährige nicht nur extrem flink auf den Beinen, sondern auch als Tor-Vorbereiter sehr erfolgreich. Auf dein Konto gingen in der Saison 1996/97 elf Assists, Peter kam auf sieben.
Heintze: Ja, wir haben sicher unseren Beitrag geleistet. Das ging aber nur, weil wir beide großen Wert auf körperliche Fitness und gesunde Ernährung gelegt haben. Das Alter spielt dann kaum eine Rolle.
Deshalb war’s auch keine Überraschung, dass du 1996 nach langer Pause dein Comeback in der dänischen Nationalmannschaft gegeben und dort sogar einen neuen Rekord aufgestellt hast.
Heintze: Ich hatte Anfang der 1990er Jahre Probleme mit dem damaligen Nationaltrainer Richard Moeller Nielsen und spielte vier Jahre lang nicht für Dänemark. Dann berief mich der neue Trainer Bo Johansson im November 1996 wieder zum Spiel gegen Frankreich. Und seitdem machte ich 52 Länderspiele in Folge für Dänemark bis zur WM 2002, das war tatsächlich ein neuer dänischer Rekord.
Du hast mit fast 40 dein letztes Pflichtspiel für PSV absolviert. Was ist das Geheimnis deiner unglaublichen Fitness in über 21 Profi-Jahren?
Heintze: Ich hatte fast nie größere Verletzungen. Das war sicherlich einerseits Glück, andererseits aber auch meiner professionellen Lebensweise zu verdanken. Ich habe auch neben den Trainingseinheiten noch einiges für meinen Körper getan. Und auch die richtige, sportlergerechte Ernährung spielte wie gesagt eine Rolle.
Du bist karrieretechnisch schon in jungen Jahren zweigleisig gefahren, hast bereits mit 22 in Eindhoven eine eigene Druckerei gegründet. Ist dir dieser unternehmerische Geist in die Wiege gelegt worden?
Heintze: Nein, überhaupt nicht. Aber ich hatte immer den Drang, mich nicht nur ausschließlich mit Fußball zu beschäftigen. Ich wollte mir früh ein zweites Standbein aufbauen. Die Druckerei war tatsächlich mein erstes eigenes Unternehmen. Ich gründete sie 1986 und es gibt sie sogar heute noch, weil mein damaliger Kompagnon sie übernommen hat und die Druckerei heute mit seinem Sohn führt. Als Unternehmer ist es extrem wichtig, mit guten Leuten zusammenzuarbeiten, dafür musst du ein Gespür haben. Und ich glaube, das habe ich.
Du hast auch Fanartikel für die PSV Eindhoven produziert, warst also gleichzeitig Spieler und Sponsor des Vereins und hattest sogar eine eigene Loge, von der aus du Spiele anschauen konntest, wenn du ausnahmsweise einmal nicht zum Einsatz gekommen bist.
Heintze: Ja, ich habe in den letzten fünf Jahren meiner aktiven Karriere auch für die Medienabteilung von PSV gearbeitet, Fanartikel-Kataloge und andere Printsachen gedruckt. Jetzt bin ich bei den Heimspielen meistens in meiner Loge, die 23 Plätze bietet, und schaue mir von dort mit Geschäftspartnern die Spiele an. Ich kann sie aber auch als Büro nutzen.
Was machst du heute beruflich?
Heintze: Ich bin unter anderem in der Immobilienbranche tätig, arbeite aber auch im Bereich Sportversicherungen für die Wannet Sports Insurance und bin darüber sogar wieder mit Bayer 04 verbunden.
Inwiefern?
Heintze: Über uns versichert Bayer 04 seit der Saison 2017/18 die Spieler der Lizenzmannschaft zum Beispiel in Sachen Berufsunfähigkeit aufgrund von Verletzungen oder Unfällen. Es geht aber auch um Themen wie Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall. Ich bin so etwas wie die rechte Hand des Geschäftsführers Joseph Wannet und war deshalb in den vergangenen Jahren öfter beruflich in der BayArena. Wenn möglich versuchen wir, das immer mit dem Besuch eines Spiels zu verbinden.
Dann bist du auch über den sportlichen Stand der Dinge bei Bayer 04 ja auf dem Laufenden?
Heintze: Ja, und ich habe natürlich mit großem Interesse verfolgt, wie Peter Bosz hier gearbeitet hat. Leider hat es am Ende dann nicht mehr so geklappt. Eigentlich gehört Bayer 04 für mich generell zu den Top 5 in Deutschland. Für ganz oben hat es leider immer noch nicht gereicht. Ich glaube, dass Leverkusen auch in dieser Saison wieder um die Champions-League-Ränge spielen wird. Und ich freue mich darauf, wieder ein paar Spiele von Bayer 04 vor Ort sehen zu können.
Jan, zum Abschluss noch einmal das Thema Fitness: Dein Freund Erik Meijer nimmt im September am Triathlon im fränkischen Roth teil. Wie sieht’s mit deinen sportlichen Aktivitäten aus?
Heintze: (lacht) So verrückt wir Erik bin ich nicht. Ich habe großen Respekt vor dem, was er sich da zutraut und werde ihm beide Daumen drücken für diese Challenge. Ich selbst bin zweimal im Jahr mit Freunden für einige Tage auf dem Rennrad unterwegs. Wir machen unsere Touren in den belgischen Ardennen, vier oder fünf Tage mit jeweils bis zu 100 Kilometern. Das ist ziemlich anstrengend, macht aber auch richtig Spaß.
Zur Person:
Geburtsdatum:
17. August 1963
Geburtsort:
Tarnby (Dänemark)
Karriere-Stationen:
PSV Eindhoven (1982-1994 und 1999-2003) – 521 Pflichtspiele, 6 Tore, 26 Assists; KFC Uerdingen (1994-1996) – 57 Pflichtspiele, 4 Tore, 3 Assists; Bayer 04 (1996-1999) – 109 Pflichtspiele, 5 Tore, 21 Assists
Erfolge:
1 x Europapokalsieger der Landesmeister mit PSV 1988
9 x Niederländischer Meister mit PSV
3 x Niederländischer Pokalsieger mit PSV
3 x Superpokalsieger mit PSV
2 x Deutscher Vizemeister mit Bayer 04 (1997 und 1999)
2 x WM-Teilnehmer mit Dänemark (1998 und 2002)
2 x EM-Teilnehmer mit Dänemark (1988 und 2000)
Die U19 von Bayer 04 will mit einem Sieg sicher in Liga A der Hauptrunde der DFB-Nachwuchsliga einziehen und damit im Rennen um die Deutsche Meisterschaft bleiben. Die Leverkusener U16 reist nach Turin und ist dort im Rahmen des AL ABTAL CUP gegen Juventus gefordert. Während die schwarz-rote U15 mit einem Dreier näher an die Tabellenspitze heranrücken könnte, gilt es für die U14, die Tabellenführung zu verteidigen. Und auch die U17-Mädels wollen im Derby den Spitzenplatz verteidigen – das Nachwuchs-Wochenende im Überblick.
Mehr zeigenIn der Runde der letzten 16 Mannschaften des DFB-Pokals 2024/25 gastiert Bayer 04 beim FC Bayern München. Das Duell steigt am Dienstagabend, 3. Dezember (Anstoß: 20.45 Uhr), in der Allianz Arena. Alle Infos zum Ticketverkauf.
Mehr zeigenNach einem guten Saisonstart lief es für den 1. FC Heidenheim 1846 zuletzt in der Liga nicht mehr so rund. Auch wenn die Ergebnisse unbefriedigend ausfielen: An Einsatz, Leidenschaft und Willen fehlt es der Mannschaft von Trainer Frank Schmidt nie. So dürfte der FCH auch am Samstag, 23. November (Anstoß 15:30 Uhr), in der BayArena für die Werkself wieder ein unbequemer Gegner werden. Der Gegner-Check.
Mehr zeigenIm Frühherbst 2023 ist der 1. FC Heidenheim 1846 erstmals in der Bundesliga-Geschichte in der BayArena zu Gast. Die Werkself lässt dem Team von Frank Schmidt keine Chance.
Mehr zeigenIn dieser Woche wurde die brandneue Fanwelt eröffnet: Im Süden der BayArena bietet sich Fans ein ganz besonderes Ambiente, um Trikots und Fanartikel zu shoppen, besondere Momente auf den riesigen Videowänden nochmal zu erleben oder den Blick in die BayArena zu genießen. Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bayer 04, Rekordspieler Rüdiger Vollborn und Klub-Repräsentant Stefan Kießling sprechen mit Werkself-TV über die neue Fanwelt.
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