Bernd Leno: „Immer noch Fan der Werkself“

Gestern Abend ist er mit dem FC Arsenal gegen den Aufsteiger FC Brentford (0:2) in die neue Premier-League-Saison gestartet. Heute vor genau zehn Jahren, am 14. August 2011, hat Bernd Leno beim 1:0-Sieg gegen Werder Bremen sein Pflichtspiel-Debüt für Bayer 04 gegeben. Den damals 19-Jährigen aus Bietigheim-Bissingen, der bis dahin nur für die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart in der 3. Liga zum Einsatz gekommen war, kannte kaum jemand. Weil klar war, dass René Adler, die damalige Nr. 1 der Werkself, verletzungsbedingt längerfristig ausfallen würde, engagierte Bayer 04 Bernd Leno kurz nach Saisonbeginn und zunächst auf Leihbasis.
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Wir haben beim heute 29-jährigen Torhüter, der in seinen sieben Leverkusener Jahren 233 Bundesligaspiele für die Werkself absolvierte, mal nachgefragt, welche Erinnerungen er an seine Premiere hat, wie eng sein Draht zu Bayer 04 noch ist und wie es ihm in London geht…

Bernd Leno über…

…seinen ersten Einsatz für die Werkself am 14. August 2011: Ich war extrem nervös. Das Spiel fand an einem Sonntag statt und ich war erst am Donnerstag davor zur Mannschaft gestoßen. Es ging alles wahnsinnig schnell. Aber die Fans empfingen mich im Stadion dann sehr herzlich. Auch erfahrene Spieler wie Simon Rolfes, Michael Ballack und Stefan Kießling haben mich super unterstützt. Michael Ballack war beim Spiel gegen Bremen Kapitän, ich lief damals hinter ihm in der BayArena auf und hatte Gänsehaut pur. Ich habe das Ganze sehr genossen, weil in dem Moment ein Traum für mich in Erfüllung gegangen ist. Wir gewannen 1:0. Ich bekam zwar nicht viel zu tun, habe aber ein souveränes Spiel gemacht. Für mich war‘s ein perfektes Debüt.

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…seine sieben Jahre in Leverkusen:
Sportlich gab es viele emotionale Momente, darunter auch mein erstes Champions-League-Spiel beim FC Chelsea nur vier Wochen nach dem Bundesliga-Debüt. Wir hatten als Mannschaft erfolgreiche Zeiten, sicher auch ein paar schwierige Phasen. Aber egal wie es sportlich lief: Ich habe so viele neue Freunde gefunden in Leverkusen – nicht nur unter den Mannschaftskollegen, sondern auch unter den Leuten aus dem Staff. Und zu sehr vielen pflege ich noch engen Kontakt. Ich bin als Jugendlicher gekommen und als erwachsener, gestandener Bundesliga-Profi gegangen. Es war in jeder Hinsicht eine prägende Zeit. Ich bin hier Nationalspieler geworden und habe in Leverkusen auch meine Frau kennengelernt, eine gebürtige Leverkusenerin.

…das, was er an Bayer 04 vermisst: An erster Stelle eben die vielen Freunde, die ich jetzt nicht mehr so oft sehen kann. Aber auch das gemeinsame Feiern mit den Fans nach Siegen, das Uffta danach, die La-Ola-Wellen. Das ist in England ein bisschen anders. Hier wird eher höflich applaudiert. Und, ganz ehrlich, was ich auch vermisse, ist die Currywurst in der BayArena.

…London und den FC Arsenal: London ist eine Mega-Stadt zum Leben. Meine Frau und ich genießen das private Leben hier sehr. Auch sportlich fühle ich mich wohl. Das vergangene Jahr lief zwar etwas durchwachsen für uns, wir sind leider im Halbfinale der Europa League gegen den FC Villarreal ausgeschieden und in der Liga nur Achter geworden. Aber die Premier League ist extrem geil, das ist schon die beste Liga. Sie ist viel härter als die Bundesliga. Das hat mich als Torwart weitergebracht und mir geholfen, mich zu verbessern. Es war definitiv der richtige Schritt, ins Ausland zu gehen. Nicht nur wegen der neuen sportlichen Herausforderung, sondern auch wegen der neuen Lebenserfahrungen.

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…seine Ziele in der neuen Saison: Unser Ziel muss es auf jeden Fall sein, mindestens in die Europa League zu kommen. In der vergangenen Saison haben wir leichtfertig viele Punkte abgegeben. Und am Ende fehlten uns nur sechs Punkte zur Champions League und vier Punkte zur Europa League. In England liegen die Teams im oberen Tabellendrittel noch einmal viel enger beieinander als in der Bundesliga. Weil wir in dieser Saison nicht europäisch spielen, können wir uns voll auf die Liga konzentrieren. Die Champions League zu erreichen ist sicher schwer, aber machbar.

…seine Ambitionen in Sachen Nationalmannschaft: Natürlich will ich 2022 bei der WM in Katar dabei sein. Ich versuche anzugreifen. Aber ich mache mir da keinen unnötigen Druck und werde nicht ungeduldig. Vielleicht kann ich in der Hierarchie einen Platz nach oben rutschen.

…die Werkself 2021/22: Die Mannschaft hat wieder so viel Qualität, dass ich ihr die Champions-League-Qualifikation zutraue. Und ich glaube, dass Bayer 04 in dieser Saison auch in der Europa League einiges reißen kann. Ich habe ja mit Arsenal selbst erlebt, wie weit man dort kommen kann. Und keiner unserer Gegner war vom Potenzial her stärker als Bayer. Ich werde mir jedenfalls wieder so viele Spiele wie möglich live am Fernseher von meinem ehemaligen Klub ansehen. Ich bin schließlich immer noch Fan der Werkself.

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