Besonders wollten die beiden Brüder nie sein. „Wir wollten eigentlich einfach immer nur kicken“, sagt Lars Bender. Doch auch wenn sich die Zwillinge selbst nie als etwas Besonderes gesehen und benommen haben: Ihr gemeinsamer Weg ist es zweifellos. „Es ist ja nicht alltäglich, dass man es als Brüderpaar schafft oben anzukommen und sich dort so lange zu halten“, blickt Sven Bender zurück auf 15 Jahre im Profigeschäft.
Im Frühjahr 2021 sind sie genauso gegangen, wie sie einst gekommen sind: zusammen. Nach ihren Anfängen beim TSV Brannenburg und der SpVgg Unterhaching spielten beide für den TSV 1860 München und in den vergangenen vier Jahren für Bayer 04 Leverkusen, Sven war zudem acht Jahre für Borussia Dortmund aktiv. Insgesamt liefen beide 865 Mal in der 1. und 2. Bundesliga auf, wurden Nationalspieler, gewannen Seite an Seite 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Silbermedaille und spielten sich mit ihrem aufopferungsvollen Stil nicht nur in die Herzen der Fans, sondern auch ihrer Trainer. „Es war stets ihre Stärke, dass sie immer im Sinne der Mannschaft gedacht und im Sinne des Teams gearbeitet haben. Ich habe mich auf beide zu jeder Zeit verlassen können“, untermauert beispielsweise der ehemalige DFB-Trainer Horst Hrubesch den Stellenwert der beiden. Hrubesch erreichte mit den Benders nicht nur 2016 das Olympia-Finale, 2008 gewannen die drei zusammen die U19-EM in Tschechien.
Über ein Jahrzehnt haben sie gegrätscht, dirigiert, die Knochen hingehalten und wichtige Tore erzielt. „Als Kinder haben wir die Bundesliga im Fernsehen geschaut und davon geträumt, dort auch mal auf dem Rasen zu stehen oder eine Trophäe hochzuhalten. Wir haben es uns gewünscht, uns erhofft, aber dass das dann alles so gekommen ist, hätte ich mir im Traum nie vorgestellt“, blickt Sven Bender zurück. Und auch für Lars findet eine besondere Zeit ein Ende: „Ich habe für die beiden Vereine gespielt, die als Kind meine Lieblingsvereine waren.“
Bundestrainer Joachim Löw verrät in der Doku, warum er 2012 nur Lars und nicht Sven Bender mit zur Europameisterschaft genommen und damit erst das spektakuläre Tor von Lars Bender gegen Dänemark möglich gemacht hat. Abgesehen von den sportlichen Erlebnissen der beiden wird dabei immer wieder die heutzutage nicht alltägliche Bodenständigkeit der Brüder deutlich – mit dem Blick aufs große Ganze und über den Tellerrand hinaus. „Beide haben ihre eigene Persönlichkeit, ihren eigenen Charakter – sie haben sich nie verbiegen lassen. Und das hat mir immer imponiert“, gesteht beispielsweise Jupp Heynckes.
Insgesamt zwölf Jahre hat Lars Bender für die Werkself gespielt. „Insbesondere zu seinen Hoch-Zeiten hatte Lars immer wieder Angebote von anderen großen Vereinen – natürlich auch von Bayern München“, berichtet Rudi Völler. Lars Bender gesteht, wie er mit der gestiegenen Aufmerksamkeit um seine Person rund um die Europameisterschaft 2012 umgegangen ist und warum er heute froh ist, in Leverkusen geblieben zu sein. „Dass ich so lange für einen Verein gespielt habe, macht mich sehr stolz.“ Und ihn selbst zu einer lebenden Leverkusener Legende. „Er trägt das Bayer-Kreuz im Herzen“, sagt Rudi Völler über die langjährige Nummer 8, die jüngst zum Ehrenspielführer ernannt worden ist.
Nun ist Schluss. 15 Jahre Profifußball haben Spuren hinterlassen. „Wir haben nur den einen Körper“, sagen sie unisono. Dass ihnen aufgrund der Corona-Pandemie ein Abschied vor zehntausenden Zuschauern verwehrt blieb, haben die beiden dabei in Kauf genommen. Einen emotionalen Abschied gab es am Ende doch. In der Doku ist man auch hier hautnah dabei.
Als Protagonisten kommen zu Wort: Martin Feicht (TSV Brannenburg), Rudi Völler, Fernando Carro, Simon Rolfes, Stefan Kießling, Jupp Heynckes, Jürgen Klopp, Horst Hrubesch, Walter Schachner, Marco Kurz, Wolfgang Schellenberg, Julian Baumgartlinger, Kevin Volland, Timo Gebhart, Torben Hoffmann und Florian Weber (Sportfreunde Stiller).
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