Alles Gute zum 85. Geburtstag, Erich Ribbeck!

Er führte Bayer 04 als Trainer 1986 erstmals in einen internationalen Wettbewerb und gewann mit dem Klub zwei Jahre später den UEFA-Cup. Heute feiert Erich Ribbeck seinen 85. Geburtstag. Eine Würdigung.
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Man darf ihn in gewisser Weise als den Vater der Internationalisierung bei Bayer 04 bezeichnen. Nicht im Marketing-Sinne natürlich, sondern sportlich betrachtet. Als Erich Ribbeck 1985 in Leverkusen die Nachfolge von Dettmar Cramer antrat, war der Klub bis dahin noch nie über Platz 7 in der Bundesliga hinausgekommen, hatte die gerade abgelaufene Saison auf Rang 13 beendet und galt auch sechs Jahre nach dem Aufstieg ins deutsche Oberhaus immer noch als graue Maus. In Europa konnte kaum jemand etwas mit dem Namen Bayer 04 anfangen. Daran hatten Verpflichtungen wie die des südkoreanischen Nationalspielers Bum-kun Cha oder die von Herbert Waas nichts geändert. Auch der international renommierte Dettmar Cramer, der mit dem FC Bayern zweimal den Europapokal der Landesmeister – den Vorgänger-Wettbewerb der Champions League – gewonnen hatte, konnte das Image nicht nachhaltig verbessern. Dann kam Erich Ribbeck – und schaffte mit Bayer 04 auf Anhieb den Sprung in den UEFA-Cup.

Hennes Weisweiler als Mentor

Auch Ribbeck war freilich kein Unbekannter in der Fußball-Szene. Als Aktiver spielte der Verteidiger nach seiner Anfangszeit beim SSV 1904 Wuppertal (später Wuppertaler SV) bis Mitte der 1960-er Jahre beim Regionalligisten SC Viktoria Köln. Zu seinen Mannschaftskollegen dort zählten unter anderem die späteren Bayer 04-Trainer Gero Bisanz und Willibert Kremer. Chefcoach der Viktoria war der große Hennes Weisweiler, unter dem der Sport-Student Ribbeck auch seinen Fußballlehrerschein gemacht hatte.

Fast wäre der gebürtige Wuppertaler schon 1965 unterm Bayer-Kreuz gelandet. Er hatte den Leverkusenern, die in der Oberliga West spielten, bereits zugesagt, nahm dann aber ein Angebot des Bundesligisten Hertha BSC an. Dumm nur, dass die Berliner gegen Statuten des DFB verstoßen hatten und wegen unerlaubten Handgeldzahlungen an einige Spieler mit dem Zwangsabstieg in die Regionalliga bestraft wurden. Ribbeck stand plötzlich ohne Verein da, beendete seine Spieler-Karriere und folgte dem Ruf von Hennes Weisweiler. Der war gerade mit Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga aufgestiegen und bot Ribbeck den Co-Trainerposten an. „Ich war baff, schließlich war ich gerade mal 28 Jahre alt. Ich wollte die Schuhe eigentlich noch nicht an den Nagel hängen, aber für diese Herausforderung hat es sich gelohnt“, erinnerte er sich später in einem Interview mit „RevierSport“ an diese Zeit.

Ein paar Monate zuvor hatte er selbst noch auf dem Bökelberg gegen Günter Netzer und Jupp Heynckes gespielt. „Jetzt war ich plötzlich deren Trainer.“ Er habe von Weisweiler viel gelernt. „Er konnte manchmal ziemlich hart und aus meiner Sicht auch ungerecht sein. Daher habe ich später versucht, selbst gerechter zu sein. Ob das geklappt hat, weiß ich nicht“, sagt Ribbeck, der in seiner Gladbacher Zeit nebenher noch als Sportlehrer auf einem Remscheider Gymnasium unterrichtete. Diesen Job musste er allerdings bald aufgeben, denn 1968 wurde er Chefcoach bei Eintracht Frankfurt. Der 31-Jährige war damals der jüngste Bundesligatrainer und arbeitete in Frankfurt unter anderem mit den Nationalspielern Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein. Auf fünf Jahre bei der Eintracht folgten ebenfalls fünf Jahre beim 1. FC Kaiserslautern. Gleich in seiner ersten Saison auf dem Betzenberg erlebte Ribbeck ein legendäres Bundesligaspiel: den 7:4-Sieg seiner Mannschaft gegen den FC Bayern, der bereits mit 4:1 geführt hatte. Zu den Torschützen auf Lauterer Seite an diesem 20. Oktober 1973 gehörte ein Mann namens Klaus Toppmöller.

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Europameister und Vizeweltmeister mit Deutschland

Nach 13 Jahren als Klubtrainer ging Ribbeck 1978 als Assistent von Bundestrainer Jupp Derwall zum Deutschen Fußball-Bund, wurde 1980 bei der EM in Italien mit dem DFB Europameister und zwei Jahre später bei der WM in Spanien Vizeweltmeister. 1983 übernahm er die Olympiamannschaft und erreichte mit ihr 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles das Viertelfinale. Anschließend wechselte er zurück in den Vereinsfußball, wurde im Herbst Trainer in Dortmund und rettete den BVB vor dem Bundesliga-Abstieg.

Und dann, 20 Jahre nach der ersten Annäherung, schließlich doch noch eine Vertragsunterzeichnung in Leverkusen. Als Ribbeck im Juli 1985 seinen Dienst unterm Bayer-Kreuz antrat, habe eine der ersten Fragen der Klub-Verantwortlichen gelautet, welche Spieler er denn gerne verpflichten würde. „Ich antwortete: Ich will keine neuen Spieler. Ihr spielt doch hier mit der Jugend fast jedes Jahr um die Deutsche Meisterschaft. Da können wir aus dem Vollen schöpfen und notfalls später immer noch nachlegen.“ Diese Antwort habe Erstaunen ausgelöst, sagt Ribbeck. Der neue Coach setzte also auf die Jugend, auf Talente wie Peter Zanter, Dirk Hielscher, Günter Drews, Thomas Zechel, Knut Reinhardt und Marcus Feinbier. Und er sorgte dafür, dass der zu dieser Zeit in Leverkusen unglückliche Rüdiger Vollborn Torwart bei Bayer 04 blieb. „Ribbeck wollte mich unbedingt halten. Hätte er mir nicht das Vertrauen geschenkt, wäre ich 1985 wohl zurück nach Berlin gegangen“, sagt Vollborn.

„Dieser Titel bedeutet mir viel“

Unter dem neuen Trainer qualifizierte sich das junge Team am letzten Spieltag der Saison 1985/86 mit einem 2:2 beim FC Schalke 04 als Tabellensechster erstmals in der Geschichte von Bayer 04 für einen internationalen Wettbewerb. Nur zwei Jahre später gewann der Klub den UEFA-Cup nach dem dramatischen Elfmeterschießen im Finale gegen Espanol Barcelona. Es sollte auch Ribbecks größter Triumph als Vereinstrainer bleiben. „Dieser Titel bedeutet mir viel. Wir haben uns gleich in unserer zweiten UEFA-Cup-Saison einen Namen gemacht. Was mir neben dem sportlichen Erfolg immer wichtig war: Ich fand, dass wir auch sympathischer rüberkommen mussten. Und dass wir das geschafft haben, lag nicht zuletzt an unseren jungen Spielern.“ Für viele von ihnen war er eine Vaterfigur. Im Team, in dem die Routiniers Thomas Hörster und Wolfgang Rolff wichtige Säulen waren, habe es ein ausgeprägtes Kameradschaftsgefühl gegeben.

„Im Fußball ein Sir zu sein, ist kein Vorteil“

Ribbeck, der schon Ende 1987 bekanntgegeben hatte, dass er den Verein zum Saisonende verlassen würde, weinte nach dem Abpfiff des UEFA-Cup-Finales minutenlang am Mittelkreis in inniger Umarmung mit seinem Co-Trainer Gerd Kentschke. Er sei halt nah am Wasser gebaut, in solchen Situationen überkämen ihn die Gefühle. Wenige Jahre später – Ribbeck war inzwischen nach einer Station als Sportchef beim Hamburger SV als Beauftragter für Sportkommunikation bei Opel tätig – stülpte ihm ein Boulevard-Blatt das Etikett „Sir“ über. Gefallen hat ihm das nicht. Nur weil er in dieser beruflichen Phase immer Krawatte trug, adrett gekleidet war und sich eloquent auszudrücken wusste, galt er plötzlich als smarter Gentleman-Typ. „Später als Trainer lief ich wieder im Trainingsanzug rum, aber das brachte nichts. Zunächst habe ich noch versucht, mich dagegen zu wehren, weil ich mich nicht so gesehen habe. Aber ich habe schnell erkannt, dass man sich nicht dagegen wehren kann. Das Image ist haften geblieben. Im Fußball ein Sir zu sein, ist kein Vorteil.“

Dass jemand wie Ribbeck irgendwann auch einmal für den FC Bayern interessant werden würde, lag auf der Hand. Knapp zwei Jahre arbeitete er zwischen 1992 und 1993 an der Säbener Straße. Ein Titel sprang in dieser Zeit nicht heraus, 1993 wurde er mit den Bayern immerhin Vizemeister.

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Eine kurze Rückkehr nach Leverkusen

Auch seine beiden letzten Stationen als Trainer waren nicht von Erfolg gekrönt. Ribbecks zweite Amtszeit in Leverkusen endete im April 1996 nach nur einem Jahr. Seine Mannschaft, zur Winterpause noch auf Platz 6, stürzte in der Rückrunde brutal ab und stand fünf Spieltage vor Saisonschluss auf Rang 13 nur noch drei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Co-Trainer Peter Hermann übernahm, Bayer 04 schaffte am letzten Spieltag mit dem 1:1 gegen Kaiserslautern den Klassenerhalt.

Zwei Jahre später erfüllte sich völlig unverhofft doch noch ein Traum von Erich Ribbeck. Der inzwischen 61-Jährige, mit 31 einst jüngster Bundesligatrainer, wurde nun als Nachfolger von Bundestrainer Berti Vogts quasi aus dem Ruhestand heraus der am spätesten berufene Teamchef der deutschen Nationalmannschaft. Er führte die DFB-Auswahl zur EM in Belgien und den Niederlanden, schied dort im Sommer 2000 mit dem Team aber bereits nach der Vorrunde aus und trat anschließend von seinem Amt zurück. „Den Abschluss mit der Nationalmannschaft hätte ich mir zwar anders gewünscht, doch stand für mich schon vor der Europameisterschaft fest, dass ich nach zwei Jahren aufhören würde“, blickte Ribbeck später ohne Verbitterung auf diese Zeit zurück.

In seinen knapp 30 Jahren als Trainer ist er immer ein ausgesprochen höflicher und liebenswürdiger Mensch geblieben, der zwar den Fußball auch heute noch aufmerksam verfolgt, sich in der Öffentlichkeit aber zurücknimmt. Die Teilnahme an TV-Expertenrunden ist nichts für ihn. Er schaue sich nach wie vor viel Fußball im Fernsehen an. „Aber ich muss wirklich nicht in Sendungen auftauchen und dort Stammtischgespräche führen. Das ist nicht meine Welt.“

Gesundheitlich gehe es ihm „bis auf die üblichen Alters-Wehwehchen“ gut. Immer noch leben er und seine Frau Ulla gerne abwechselnd auf Teneriffa und in der Nähe von Köln, wo Erich Ribbeck an diesem Montag auch seinen 85. Geburtstag feiern wird.

Bayer 04 gratuliert aufs Herzlichste und wünscht seinem ehemaligen Trainer alles Gute und beste Gesundheit!

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