Ist das wirklich schon fast sechs Jahre her? Als Stefan Kießling am 12. Mai 2018 zum letzten Mal das Trikot mit dem Kreuz auf der Brust trug, hatten ihm die Fans als Abschiedsgeschenk eine Choreographie in die BayArena gezaubert, bei der nicht nur er feuchte Augen bekam. Sein überdimensionales Konterfei, daneben auf schwarz-rotem Grund in weißen Buchstaben zwei Worte: Danke, Stefan. Nach 12 Jahren für Bayer 04, 444 Pflichtspielen und 162 Treffern für die Werkself hatte Kies seine glanzvolle Karriere mit einem 3:2-Sieg gegen Hannover 96 beendet. Und es kommt einem vor, als wär’s gestern gewesen.
Was sicher auch daran liegt, dass Kies seinem Klub im Anschluss an seine aktive Spielerzeit erhalten geblieben ist: bis zum Ende der vergangenen Saison als Koordinator innerhalb der Lizenzabteilung, seit dieser Spielzeit als offizieller Klub-Repräsentant. Und als Ehrenspielführer, Sympathieträger und Identifikationsfigur ist er sowieso aufs Engste mit Bayer 04 verbunden.
„Stefan Kießling hat für Bayer 04 auf und neben dem Platz Großartiges geleistet“, sagt Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung. „Und er ist auch heute noch, national wie international, ein wichtiger Repräsentant für den Klub. Alles Gute zum runden Geburtstag!“
Bayer 04-Geschäftsführer Sport Simon Rolfes betont: „Kies und ich hatten in den vielen Jahren unserer gemeinsamen Profizeit immer ein enges Verhältnis. Wir haben uns auf dem Platz und auch in der Kabine sehr gut ergänzt, und für Bayer 04 war er ein echtes Aushängeschild. Daran hat sich bis heute nichts geändert, Stefan ist immer noch ein Gesicht unseres Vereins.“
Blicken wir nochmal auf ein paar besondere Eckdaten in Kießlings Spielerkarriere zurück: Bei seinem Bundesliga-Debüt für Schwarz-Rot im August 2006 hatte der vom 1. FC Nürnberg gekommene Stürmer gleich seinen ersten Scorerpunkt gesammelt, als er zum 3:0-Endstand gegen Alemannia Aachen auflegte. Torschütze damals: Simon Rolfes. Sein erstes Bundesliga-Tor für die Werkself erzielte unsere ehemalige Nummer 11 im November 2006 beim 2:3 gegen den FC Bayern München, sein 100. Tor in der höchsten deutschen Spielklasse gut sechs Jahre später im Februar 2013 beim 3:3 in Mönchengladbach. Und seinen letzten Treffer steuerte er zum 6:2-Sieg bei Hertha BSC im Mai 2017 bei. Mit seinen 131 Bundesliga-Toren für Bayer 04 – dazu kommen 13 Treffer für den 1. FC Nürnberg – ist Kies nach Ulf Kirsten (182 Treffer) der zweiterfolgreichste Torschütze von Schwarz-Rot.
„Stefan ist als Mittelstürmer bei Bayer 04 zur Legende geworden, weil er auf und auch neben dem Platz immer alles für den Klub gegeben hat“, hebt Rudi Völler hervor. „Die Art und Weise, wie er hier unterm Kreuz zum Fan-Idol, Torschützenkönig und Nationalspieler wurde, ist beispielhaft für eine Karriere als Fußballer.“
Für die deutsche Nationalmannschaft bestritt Kies sechs Länderspiele und wurde mit dem DFB-Team bei der WM 2010 in Südafrika Dritter. Ein Jahr später holte er mit der Werkself die insgesamt fünfte Vizemeisterschaft des Klubs. Seine erfolgreichste Saison als Stürmer spielte der gebürtige Franke 2012/13. Mit dem 1:0-Siegtreffer beim Hamburger SV erfüllte sich Kies einen großen Traum: Sein 25. Saisontor sicherte ihm die Torjägerkanone, Konkurrent Robert Lewandowski kam auf 24 Treffer. Das in doppelter Hinsicht entscheidende Tor hatte Kies in der letzten Minute erzielt - ausgerechnet gegen seinen langjährigen Leverkusener Teamkollegen René Adler. „Ich habe auf der Tribüne gejubelt, als hätten wir die Deutsche Meisterschaft gewonnen“, erinnert sich der damalige Manager Michael Reschke. Von seinen Mitspielern wurde Kies nach der Partie auf Händen getragen, wie man das sonst nur von Meistertrainern kennt.
Übrigens: Kein Bayer 04-Profi hat mehr Kießling-Tore vorbereitet als Gonzalo Castro. Insgesamt legte „Gonzo“ 13-mal für seinen Kollegen auf. „Was für mich nicht schwierig war“, sagt Castro, „denn ich wusste immer: Egal, wie die Flanke kommt, der Kies hält seinen Schädel oder seinen großen Fuß hin und macht was draus. Wir haben uns auf dem Platz blind verstanden. Und als großartiger Mensch hat Kies einfach das Herz am rechten Fleck. Er ist immer ehrlich und sagt seine Meinung geradeheraus.“
Eine Menge Humor hat der Hobby-Koch und Krimi-Fan Kießling auch – bestätigt zum Beispiel Werkself-Keeper Niklas Lomb: „Kies ist ein sehr witziger Typ, auch wenn er früher mal gemeckert hat. Wenn du als Torhüter im Training eine Flanke vor seinem Kopf abgefangen hast, gab’s sofort einen Spruch (lacht). Aber Spaß beiseite. Was Kies für den Klub geleistet hat, ist außergewöhnlich. Er ist Torschützenkönig geworden und hat über 400 Spiele für Bayer 04 gemacht. Das spricht absolut für sich. Und er war auch abseits des Platzes ein super Mannschaftskollege, auf den man sich immer verlassen konnte. Ich wünsche ihm nur das Beste!“
Und zum Abschluss sendet auch Manuel Friedrich, als Innenverteidiger von Bayer 04 zwischen 2007 und 2013 Kießlings Teamkollege, die herzlichsten Glückwünsche: „Lieber Kies, ich wünsche dir alles erdenklich Gute zu deinem 40. Geburtstag. Ich habe immer an dir bewundert, mit wieviel Leidenschaft und Aufopferung du zu jeder Zeit alles für dein Team gegeben hast. Und du hast dir damit völlig zurecht eine so tolle Karriere ermöglicht, die man auch nach deiner aktiven Zeit auf dem Platz weiterhin mehr als erfolgreich nennen darf. Alles Gute für die Zukunft und bleib genauso wie du bist!“
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