Hans-Peter, weißt du, dein wievieltes Trainingslager mit Bayer 04 das diesjährige ist?
Lehnhoff: Ich kann es nicht genau sagen, es waren jedenfalls sehr, sehr viele. (lacht) Wir haben in der Vergangenheit ja nicht nur die klassischen Trainingslager im Sommer gemacht. Früher war es Gang und Gäbe, auch im Winter wegzufliegen. Heutzutage ist die Winterpause dafür viel zu kurz. Und dann gab es leider noch das eine oder andere Trainingslager, das angeordnet wurde, weil wir in sportlich schwierigen Situationen steckten.
Kannst du dich noch an deine Trainingslager mit Bayer 04 als Spieler erinnern?
Lehnhoff: Ja klar. Als ich 1994 nach Leverkusen gewechselt bin, war Stepi (Dragoslav Stepanovic, Anm. d. Red.) Trainer. Damals sind wir für das Trainingslager meistens in die Sportschule Barsinghausen gefahren. Das war kein Vergleich zu heute, in jeglicher Hinsicht. Es war absolutes Quälen seitens der Trainerteams. (lacht) Morgens um halb acht stand der erste Lauf auf nüchternem Magen an, danach gab es nochmal zwei Trainingseinheiten. Regeneration war da kaum möglich. Natürlich war auch die Gruppe insgesamt, die mitgereist ist, viel kleiner. Es haben alle in einen Bus gepasst. Damals wurde auf den Mannschaftsabenden auch noch das eine oder andere Bier getrunken. Dafür hat das Trainerteam am nächsten Morgen aber direkt eine Einheit angesetzt, um alles wieder auszuschwitzen. (lacht)
30 Jahre Bayer 04, dein halbes Leben. Was bedeutet dir dieser Klub?
Lehnhoff: Alles. Einfach alles. Das ist Liebe, keine Frage. Ich bin 1994 hergekommen und dachte mir, dass ich vielleicht zwei, drei Jahre bleiben werde. Aber mir hat es hier immer mehr und mehr gefallen. Nach fünf Jahren als Spieler kam der Moment, an dem ich entscheiden musste, wie es für mich und meine Familie weitergeht. Ich war davor sieben Jahre im Ausland (Royal Antwerpen in Belgien, Anm. d. Red.), in der Zeit in Leverkusen hatten sich vor allem meine Kinder wieder an Deutschland gewöhnt. Ich wollte sie nicht noch einmal aus ihrem Umfeld rausreißen. Dann kam das Angebot von Bayer 04, die Rolle als Teammanager zu übernehmen.
Welches du angenommen hast. Seit 24 Jahren machst du diesen Job inzwischen.
Lehnhoff: Ich musste anfangs natürlich etwas überlegen, ich war schließlich gerade einmal 35 Jahre alt und noch fit. Am Ende hat das Angebot aber einfach am meisten Sinn gemacht, auch wenn ich gar nicht so richtig wusste, was mich überhaupt erwarten würde. Christoph Daum hatte sich jemanden gewünscht, der sich um die Mannschaft kümmert. Das Konzept Teammanager gab es zu der Zeit vor allem in Italien, in Deutschland war es noch nicht etabliert. Aber heute kann ich definitiv sagen: Dieser Anschlussvertrag bei Bayer 04 war die beste Entscheidung meines Lebens.
Welchen Stellenwert nimmt mit Blick auf deine bisherigen 30 Jahre bei Bayer 04 der Moment des Gewinns der Deutschen Meisterschaft ein?
Lehnhoff (blickt auf ein Foto, auf dem er die Meisterschale in den Händen hält): Das war für mich das größte. Meine Frau hat geweint, ich habe geweint. Das kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben. Ein schönes Bild. Toll.
Gibt es Wünsche, die noch offen sind?
Lehnhoff: Natürlich ist man jetzt ein Stück weit auf den Geschmack gekommen. (lacht) Aber wir fangen wieder bei null an, jeder Einzelne geht mit sehr viel Demut in die neue Saison. Jetzt sind wir die Gejagten, die allen Widerständen trotzen müssen. Und dennoch bin ich guter Dinge, dass der Klub einen weiteren Schritt gehen kann. Wie Mannschaft und Trainer es auch hier im Trainingslager schon wieder angehen, entschlossen, fokussiert und konzentriert, ist wirklich bemerkenswert. In solch einer Mannschaft würde ich auch gern nochmal spielen. Ich bin sehr froh und dankbar, diese Zeiten bei Bayer 04 mitzuerleben.
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